In Ihm erfunden

Mit herzlichem Dank für die Übersetzung aus dem Englishchen von Klaus Püplichhuisen (Klaus.Publius@t-online.de)

„Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.” (Kol. 3,2-4)

Die Sehnsucht nach dem Messias erwuchs aus einer Erkenntnis des menschlichen Versagens, der Kraftlosigkeit und aus Gottes prophetischer Verheißung eines gesalbten Königs, welcher der Retter und Erlöser Seines Volkes sein würde. Die messianische Hoffnung ist also aus dem Glauben heraus geboren worden, dass Gott für uns das tun kann, was wir für uns selbst nicht zu tun vermögen, nämlich zu glauben, dass das Einschreiten Gottes letztlich für die Versager des Menschen den Ausgleich schaffen wird. „Und nun, worauf harre ich, Herr? Meine Hoffnung, sie steht zu dir.” (Psalm 39,8)

Der Glaube an den Messias würde auch die, die sich auf ihre eigene Gerechtigkeit verlassen, d.h. die eine Wunde zuschließen und sagen, dass es nichts Ernstes sei (Jeremia 6,14), von denen unterscheiden, die ihre Sünde bekennen und nach Erlösung rufen: „Errette mich von Blutschuld, o Gott, du Gott meines Heils, damit meine Zunge deine Gerechtigkeit jubelnd preise.!” (Psalm 51,16, Menge Übers.)

So wie bei denen, die erschöpft, verschuldet und verzweifelt waren und sich um David scharten (1.Samuel 22,2), so sollte auch unsere Ergebenheit dem Messias gehören, der unsere Hoffnung auf Errettung und unser herrlicher König ist.

„…seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung.” (1.Korinther 1,30)

Bevor Messias Jesus erschien, zeigte sich die Treue zur messianischen Hoffnung in der Ergebenheit zum Stamme Juda. Durch die prophetische Aussage Jakobs hatte Gott festgelegt, dass „das Szepter nie von Juda weicht….bis dass der Herrscher kommt” (1.Mose 49,10); und „Juda…vor dir neigen sich die Söhne deines Vaters…” (1.Mose 49,8,cf. Micha 5,1-2)

So hat Gott dem König David verheißen: „…will ich nach deinem Tode deine Nachkommenschaft, und zwar einen von deinen Söhnen, zu deinem Nachfolger erheben und ihm sein Königtum befestigen. Der soll mir dann ein Haus bauen, und ich will seinen Thron feststellen für immer. Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein, und ich will ihm meine Gnade nicht entziehen, wie ich sie deinem Vorgänger entzogen habe, sondern für immer will ich ihn über mein Haus und mein Königtum einsetzen, und sein Thron soll feststehen für immer!” (1.Chronik 17,11-14, Menge Übers.)

Als die zehn nördlichen Stämme sich zur Zeit des Königs Rehabeam von dem Stamm Juda lossagten, haben sie die messianische Hoffnung um einer Zweckmäßigkeit willen verraten. Dies war der Ursprung „Israels” – des nördlichen Königreiches – was sich von dem südlichen Königreich Juda unterschied. Die unmittelbare Ursache für diese Spaltung war Rehabeams Drohung, den Israeliten schwere Zwangsarbeit aufzubürden (1.Könige 12,16; 2.Chronik 10,16-19); aber Uneinigkeit brach schon während der Zeit Davids auf (2.Samuel 20,1-2). Doch eine Anzahl der Israeliten haben sich weiterhin der Herrschaft Judas unterstellt: „Über die Israeliten aber, die in den Städten Judas wohnten, wurde Rehabeam König.” (1.Könige 12,17)

So wurde zur gleichen Zeit König Salomo wegen seiner Untreue und seinem Götzendienst bestraft (1.Könige 11,4-33); denn „Salomo tat, was dem Herrn missfiel” (1.Könige 11,6). Doch um der messianischen Verheißung an David willen, wurde das Szepter Judas bewahrt: „…aber den einen Stamm soll er haben um meines Knechtes David willen…dass meinem Knechte David immerdar eine Leuchte vor mir bleibe in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, dass ich meinen Namen daselbst wohnen lasse.” (1.Könige 11,32;36)

Nach 500 Jahren andauernden Ungehorsams wurden beide Königreiche aus ihrem Land ins Exil, d.h. in die Gefangenschaft geschickt: Israel durch die Assyrer und Juda durch die Babylonier. Am Ende der Babylonischen Gefangenschaft wurde nur Juda wiederhergestellt (mit einem Überrest der Leviten, um den Opferdienst im Tempel wieder aufzunehmen). Das Verhängnis der nördlichen Stämme war, dass sie zerstreut unter den Völkern blieben und sich anpassten (Hosea 9,17; 7,8 und Amos 9,9), obwohl ein kleiner Rest durch Eingliederung in den Stamm Juda bewahrt blieb.

„…Kehre wieder, Israel, du Abtrünnige!…ich will euch je einen aus jeder Stadt und je zwei aus jedem Geschlecht, nehmen und euch nach Zion heimbringen.” (Jeremia 3,12;14)

Die Heilige Schrift belegt, dass ein getreuer Überrest Israels mit Esra und Nehemia nach Juda zurückkehrte, und wir meinen, dass noch mehr während der zweiten Tempelperiode gefolgt sind.

„Die übrigen Israeliten, Priester und Leviten wohnten in allen Städten Judas zerstreut, ein jeder in seinem Erbbesitz.” (Nehemia 11,20 und auch Vers 3)

Von da an werden alle in Israel „Juden” (von „Juda” her) genannt – weil jene aus den verlorenen Stämmen Israels, die zur Treue zurückkehrten, Barmherzigkeit und Errettung durch Eingliederung in den Stamm Juda fanden. Auf diese Weise wurden auch die Verheißungen erfüllt, dass nach dem Exil die Juden im Lande als eine Nation vereint sein würden.

„In jenen Tagen werden die vom Hause Juda zu denen vom Hause Israel gehen, und sie werden zusammen aus dem Lande des Nordens heimkommen in das Land, das ich euren Vätern zu eigen gebe.” (Jeremia 3,18)

Der Stamm Juda wurde für weitere 490 Jahre im Lande bewahrt – durch Gottes Gnade und Vorhersehung – zu dem ausdrücklichen Zweck, den Messias hervorzubringen (Daniel 9,20-27). Am Ende dieser Zeit ist das Szepter bald gewichen (vergleiche Babylonischer Talmud, Kap.4, folg.37), Jerusalem und der Tempel wurden wiederum zerstört, und auch Juda wurde wegen seiner Sünde aus dem Lande verwiesen.

„Und der Herr sprach: Auch Juda will ich von meinem Angesicht hinweg tun, wie ich Israel hinweg getan; und verwerfen will ich Jerusalem, die Stadt, die ich erwählt, und das Haus, von dem ich gesagt hatte: Mein Name soll darin wohnen.” (2.Könige 23,27)

Aber, wie nach der ersten Diaspora ein Überrest Israels in den Stamm Juda eingegliedert wurde, so würde auch jetzt der treue Überrest Israels in den Messias eingegliedert, und seine Bewahrung und Identität in Ihm finden. „…denn wir sind Glieder seines Leibes…” (Epheser 5,30)

Mit der Geburt Jesu wird uns ein großes Mysterium geoffenbart: die Errettung würde nicht mehr innerhalb eines territorialen oder ethnischen feststehenden Rahmens stattfinden; denn Gott hatte betreffs des Messias verfügt: „Es genügt mir nicht, dass du mein Knecht sein sollst, nur damit ich die Stämme Jakobs wiederherstelle und die geretteten Angehörigen Israels zurückführe; nein, ich bestimme dich auch zum Licht der Heidenvölker, damit mein Heil bis ans Ende der Erde reiche.” (Jesaja 49,6) Und weiter: „Da wird er den Heidenvölkern ein Banner aufpflanzen und die verstoßenen Israeliten sammeln und das, was von Juda zerstreut ist, zusammenbringen von den vier Säumen der Erde.” (Jesaja 11,12, Menge Übers.)

Dieses „Wiedereinsammeln” geschieht also nicht an einen spezifischen Ort oder in ein zeitlich begrenztes Erbteil, wo geplündert werden oder etwas verblassen kann oder wo Diebe etwas forttragen können (Matthäus 6,20), sondern das Sammeln geschieht in das ewige Reich Gottes hinein, welches die Getreuen aus allen Generationen nach der Auferstehung der Toten empfangen werden (Hebräer 9,15: „die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen”).

Denn „das Gesetz und die Propheten gehen bis auf Johannes; von da an wird das Reich Gottes verkündigt, und jeder drängt mit Gewalt hinein.” (Lukas 16,16, Elberfelder Übers.); und „er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende.” (Matthäus 24,31, Elberfelder Übers.)

„So spricht Gott, der Herr: Siehe, nun öffne ich eure Gräber und lasse euch aus euren Gräbern steigen und bringe euch heim ins Land Israel.” (Hesekiel 37,12). Als die Gute Nachricht der Errettung – durch die Vergebung der Sünden durch das sühnende Blut Jesu – überall in der Welt proklamiert wurde, kamen nicht nur viele aus den Heiden hinein, sondern auch viele aus den Juden der Diaspora und auch viele der verlorenen Söhne Israels, die sich in den Völkern assimiliert hatten (von denen viele ganz vergessen hatten, dass sie von Jakob abstammten). Dadurch wurde der dreifache Auftrag des Messias vervollständigt, nämlich dass Er 1) ein Banner für die Nationen sein würde, 2) die Versprengten Israels sammeln würde und 3) die Versprengten Judas ebenfalls.

Wie nach der ersten Diaspora wurde der Überrest Israels bekannt als die „Juden” durch die Einverleibung in Juda; so wurde auch zur Zeit des zweiten Exils der getreue Überrest Israels und Judas als die „Christen” bekannt und das durch die Einverleibung in den Messias (das Wort „Christus” wird von dem griechischen Wort für Messias abgeleitet).

So wurde das Wort des Herrn erfüllt, wie es durch den Prophet Jesaja gesprochen worden war: „…und man wird dich nennen mit neuem Namen, den der Mund des Herrn bestimmen wird” (Jes.62,2); und „Darum spricht der Herr also (zu den Ungläubigen unter den Juden): Und euren Namen werdet ihr als Fluchwort hinterlassen meinen Erwählten: Gott der Herr möge dich töten! Aber meine Knechte wird man mit anderem Namen nennen” (Jesaja 65,15).

Im Gegensatz zu den schweren Lasten, die Rehabeam auferlegte, hat Jesus die Erschöpften Israels mit dieser Verheißung eingeladen: “Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch Ruhe geben. Nehmet mein Joch auf euch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.” (Matthäus 11,28-30)

Auch heute werden alle, die sich um den Messias sammeln und ihre Sünde bekennen und Versöhnung mit Gott durch Glauben suchen, ihre Identität in Ihm finden. Gottes Plan der Erlösung ist nicht anders für Juda und Israel, noch für Juden und Heiden; denn der Messias will sie alle erreichen. Dazu legt Saulus von Tarsus Zeugnis ab: „…obwohl auch ich mein Vertrauen auf Fleisch setzen könnte. Wenn ein anderer meint, er könne auf Fleisch vertrauen, ich viel mehr: beschnitten am achten Tag, aus dem Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer, im Hinblick auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen. Aber was mir Gewinn war, das habe ich um des Christus willen für Schaden geachtet; ja wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis des Christus Jesus, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe, und achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde…” (Philipper 3,4-9).