WER ist mein Bruder?

Christliche Zionisten bestehen immer wieder auf ihrer Bruderschaft und Solidarität mit ethnischen Juden, also diejenigen, die Nachkommen Jakobs sind, und in besonderer Weise das Land Israel beanspruchen. Eine Gruppierung, die als biblische Zionistenbekannt sind, flehen geradezu auf ihrer Webseite: „Machen Sie bei uns mit! Wir stehen mit unseren jüdischen Brüdern und sehen den Sieg des Herrn.”

Einige, die sich in dieser Weise angegliedert haben, entfernen sich aber gleichzeitig von anderen Christen, die deren Gefolgschaft gegenüber unerretteten Juden nicht so nachvollziehen können. Einige dieser Zionisten haben sogar zu verstehen gegeben, dass„Unterstützung für Israel” das Kennzeichen ist, nach dem die Menschheit aufgeteilt und gerichtet wird. Derek Prince schrieb z.B.: „‘Er wird sie voneinander scheiden … und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Ziegenböcke zur Linken‘… (Matthäus 25,32.33).Zu den ‚Ziegenböcken‘ wird Christus sagen, also denjenigen, die den Juden die Barmherzigkeit verweigert haben: ‚Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!‘” (Vers 41). 1

Andere Christen haben sich sogar öffentlich mit der Sache der Palästinenser identifiziert, indem sie deren Rechte verteidigen und für Strafaktionen gegen die israelische Regierung aufrufen.

So geschieht es, dass wir angesichts dieser Ausrichtungen und Strategien dieses wichtige Kapitel der Lehre unseres Herrn einer Revision unterziehen wollen und somit fragen: „Wer ist mein Bruder?”

JESUS definiert selbst, wer Ihm nahesteht und wer nicht
„Da sprach einer zu ihm: Siehe deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden. Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter, und das sind meine Brüder! Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter” (Matthäus 12,47-50).

Das Leben Jesu und Seine Lehre lässt uns wissen, was die einzige annehmbare Grundlage für Beziehungen unter den Menschen ist, nämlich eine gemeinsame Hingabe an den himmlischen Vater und ein gemeinsames Ziel, das auf Seinem Willen gegründet ist. Jesus hat sich jeder natürlichen Familienbeziehung verweigert und hat sich mit niemand in der Verfolgung gemeinsamer Ziele eingelassen, der nicht durch den Glauben an Ihn mit Gott versöhnt war.

Die Liebe verabscheut alles, was sich gegen den Geliebten stellt. König David sagte:„Sollte ich nicht hassen, o Herr, die dich hassen, nicht verabscheuen, die sich wider dich auflehnen?” (Psalm 139,21) Davids Hass war kein negatives Gefühl gegen irgendeine Person, sondern allgemeiner Widerwille gegen alles, das den Gott, den er liebte, verachtete oder Ihm widerstand.

Jesus hasste in der Manier Davids und verlangte, dass Seine Nachfolger genau so handeln sollten: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und seine Schwestern und auch dazu sein Leben hasst, kann er nicht mein Jünger sein” (Lukas 14,26).

Jesus stachelt Seine Nachfolger nicht zum Fanatismus an, sondern Er bezeichnet unsere stärksten natürlichen Bande als diejenigen, die am aller Wahrscheinlichsten mit unserer Loyalität in Wettbewerb treten und uns vom Leben in Ihm fernhalten wollen.

Für Gott abgesondert

Gottes Liebe zu Seinen Kindern überlebt die sterbliche Existenz und ihre dahinschwindenden Beziehungen. Sogar die Beziehung in einer Ehe, die eine Einheit schafft, die als „ein Fleisch” beschrieben wird, dauert nicht bis in alle Ewigkeit (Matthäus 22,30) und darf nicht über unserer Hingabe an Gott stehen (1.Kor. 7,15).

Jene, die auf Gottes Liebe eingehen, gehorchen Ihm auch (Joh. 14,15; 5.Mose 7,9-10) und sind wegen ihrem Gehorsam von allen anderen, die das nicht tun, abgesondert. In dieser Weise zerteilt das Wort Gottes die Menschheit. Es trennt diejenigen, die sich Gott unterstellen und mit Ihm versöhnt werden, von denen, die es vorziehen, unabhängig von Ihm als Leugner Gottes zu leben, um ihren eigenen Begierden nachzugehen. Jesus, als Gottes volle und endgültige Offenbarung an die Menschheit (Kol. 1,19; Heb. 1,1-3), ist das Wort, wodurch diese Aufteilung letztlich geschieht.

„Meinet nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um einen Menschen mit seinem Vater zu entzweien und eine Tochter mit ihrer Mutter und eine Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter, und des Menschen Feinde werden die eigenen Hausgenossen sein” (Matthäus 10,34-36).

Diejenigen, die Jesus in ihr Leben aufnehmen, sind von denen abgesondert, die das nicht tun.

Das Gesetz des Mose verlangte die gleiche unparteiliche Strenge gegen jeden, der versuchte, einen Israeliten von seinem Erlöser abzubringen:

„Ihr dürft das Böse in eurem Volk nicht dulden! Das gilt selbst dann, wenn der Verführer dein eigener Bruder oder dein Sohn, deine Tochter, deine geliebte Frau oder dein bester Freund ist. Vielleicht sagt einer von ihnen heimlich zu dir: Komm, lass uns anderen Göttern dienen! Es werden Götter sein, die du nicht kennst und von denen auch deine Vorfahren nichts wussten, Götter von nahen oder fernen Völkern, ja, selbt Götter, die man am anderen Ende der Welt verehrt. Hör nicht auf ihn, und geh nicht darauf ein! Du darfst den Vorfall nicht vertuschen und deinen Freund oder Verwandten nicht schonen. Hab kein Erbarmen mit ihm! Wirf selbst den ersten Stein, um ihn zu töten, und nach dir sollen die anderen aus deinem Volk ihn steinigen. Er muss unbedingt sterben! Denn er wollte, dass du dem Herrn die Treue brichst, deinem Gott, der euch doch aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Ganz Israel soll davon erfahren, damit alle gewarnt sind und so etwas Abscheuliches nicht wieder vorkommt” (5. Mose 13,6-12, Hoffnung für alle).

Die Leviten haben ihre eigenen Brüder, Freunde und Nachbarn erschlagen, die sich an dem goldenen Kalb ergötzt haben: „Und die Leviten taten, wie Mose ihnen befohlen hatte. So fielen an jenem Tage an die dreitausend Mann. Und Mose sprach: Weiht euch heute dem Dienst des Herrn, ein jeder um den Preis seines Sohnes und seines Bruders, damit er heute Segen auf euch lege” (2. Mose 32, 25-29).

In ähnlicher Weise hat Gott den Phineas gesegnet, der einen israelitischen Mitbürger mit einem Spieß durchbohrte, als der in frecher Weise eine Midianitin in sein Schlafgemach holte (4. Mose 25, 1-13).

Die, welche Gott hassen

Viele haben in Jesus die Fülle Gottes und das Ebenbild seines Wesens gesehen. Sie haben in Jesus die fleischgewordene Liebe Gottes erkannt, die inkarnierte Barmherzigkeit Gottes – Seine Heiligkeit, Seine Wahrheit – Gerechtigkeit und Gnade – und deshalb liebten sie Gott. Andere haben sich geärgert, weil ihre Sünden und ihr Doppelleben bloßgestellt wurde. „Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht” (Johannes 3,20). Gemäß den Worten in der Prophetie des Simeon sollen aus der Reaktion der Menschen auf Jesus „die Gedanken aus vieler Herzen offenbar werden” (Lukas 2,35).

Der unterbewusste Hass auf Jesus, der in der ganzen Menschheit weit verbreitet ist, unter all denen, die dem Willen Gottes widerstehen, wurde zuerst in der Reaktion der ungläubigen Juden manifestiert. Dieser Hass wurde nicht durch Pogrome, die Kreuzzüge, durch christlichen Antisemitismus oder den Nazi-Holocaust verursacht – denn sie ließen Christus nicht wegen irgendeinem dieser Dinge kreuzigen. Als Jesus ausrief: „Sie haben mich ohne Ursache gehasst” (Johannes 15,25), da bezieht sich das „sie” (Mehrzahl) auf diejenigen Seines eigenen Volkes, die Ihn verworfen haben. Der Ausdruck „ohne Ursache” ist ein Zeugnis gegen jeden, der versucht, die jüdische Verwerfung des Herrn Jesus Christus zu entschuldigen oder zu legitimieren.

Der Anspruch auf jüdisch-christliche Solidarität auf der Basis, dass „wir alle den gleichen Gott anbeten”, ist theologisch unredlich. Wer immer den Herrn Jesus nicht in sein Herz aufnimmt, kennt den nicht, der Ihn gesandt hat (Johannes 5,20-21). „Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater” (1. Johannes 2,23).

JHWH spricht von sich selbst als demjenigen, der für dreißig Silberstücke verkauft (Sacharja 11,12-13) und durchbohrt wurde (Sach. 12,10). Hass auf Jesus ist gleich Hass auf Gott. „Wer mich hasst, der hasst auch meinen Vater” (Johannes 15,23).

Die christliche Familie

Jesus kam zu Seinem eigenen Volk, „und die Seinen nahmen ihn nicht auf” (Joh. 1,11). Doch allen, die Ihn aufnehmen, die an Seinen Namen glauben, gibt Er das Anrecht Kinder Gottes zu werden – Kinder, die weder von natürlicher Abstammung noch durch menschliche Entscheidung oder durch den Willen eines Ehemannes geboren wurden, sondern aus Gott gezeugt sind (Johannes 1, 11-13).

Was die menschlichen Beziehungen anbelangt besteht somit unsere Verwandtschaft mit jenen, die Ihn angenommen haben, die an Seinen Namen glauben. Des Vaters Wille ist, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage (Johannes 6,40). Jesus nimmt jeden an, der den Willen des Vaters tut und an Ihn glaubt, als Seinen Bruder und Schwester und Mutter (siehe Matthäus 12,49). Umgekehrt geben jene, die sich Jesus angliedern, ihre Verbindungen mit denen auf, die Ihn ablehnen.

„Ziehet nicht an einem fremden Joch mit Ungläubigen; denn was für Verbindung hat die Gerechtigkeit und die Gesetzlosigkeit, oder was für Gemeinschaft hat das Licht mit der Finsternis? Und was für Einklang besteht zwischen Christus und Beliar, oder wieso hat der Gläubige Teil mit dem Ungläubigen?” (2. Korinther 6,14-15)

In Jesus empfangen wir „den Geist der Annahme an Sohnes Statt; in diesem rufen wir: Abba, Vater!” (Römer 8,15) „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein”(Römer 8,9), und folglich keiner der Unsrigen. Unsere Bruderschaft besteht ausschließlich mit all denen, in denen Christus wohnt (Johannes 17,20-23).2

In der Haushaltung des Christus heißt es: „Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch” und hilft nichts (Joh. 3,6; 6,63). Unsere gemeinsame Abstammung kommt von„dem Vater der Geister” (Hebräer 12,9), der uns „von neuem geboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten” (1. Petrus 1,3).„In diesem haben wir die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner Gnade” (Epheser 1,7).

Wir tragen die Familienähnlichkeit des Christus in uns und sind vorherbestimmt, gleichgestaltet zu sein dem Bilde seines Sohnes (Römer 8,29; 2. Kor. 3,18), in dem wir heranreifen zu einem vollkommenen Mann, in welchem die Fülle Christi erreicht wird (Epheser 4,13).

Diener des Evangeliums

Einmal erlöst, leben wir nicht länger für uns selbst, sondern für den, der uns erkauft hat (2. Kor. 5,15). Wir sind Christus gegenüber verschuldet, und wir können diese Schuld nur an einer ungläubigen Welt abtragen. Der an Christus gläubige Mensch ist zu einem Diener und Schuldner an allen geworden, die noch nicht von dem Weg der Errettung gehört haben. Wir tragen diese Schuld in ganzer Höhe ab, indem wir das Evangelium proklamieren (Kol. 1,21-26; Römer 1,14-17). Nur diejenigen Menschen, die darauf im Glauben reagieren, werden mit uns zur himmlischen Familie gezählt.

Während ein Humanist seine Sympathien auf die zeitlichen Nöte der Menschen richtet, identifiziert sich ein Christusgläubiger voll mit den Zielen des lebendigen Gottes, die darin bestehen, dass alle, die glauben, zur Errettung gelangen.

Die Art und Weise wie wir für etwas einstehen wird unsere wahre Treue und Hingabe aufdecken. Diejenigen, die sich der Sache der Zionisten oder die der Palätinenser verschreiben, kämpfen gewöhnlich mit politischen Waffen. Das Arsenal des Gläubigen besteht aus geistlichen Werkzeugen, die groß an Kraft sind, um Bollwerke zu zerstören (2. Kor. 10,4-5). Wir ziehen nicht nach Ägypten, um Hilfe zu suchen (siehe Jes. 31,1-3).

Jesus hätte viel Popularität gewinnen können, indem Er mit dem jüdischen Leid unter der römischen Besatzung Mitgefühl gezeigt hätte; aber Er ist dieser Versuchung nicht erlegen. In gleicher Weise haben sich die Apostel der Sache des jüdischen Staates nicht angenommen, und auch nicht den unterdrückten Schichten, wie die der Sklaven (Kol. 3,22-24). Stattdessen wurde jeder Mensch mit seinem eigenen Anteil an der Sünde konfrontiert, die unsere Entfremdung von Gott verursacht hat. Als Konsequenz dessen ist ja Schmerz und Leid in diese Welt gekommen. Jene, die ihre Schuld eingestehen und Gottes Weg der Versöhnung annehmen, werden auch ihre Ruhe in Ihm finden, ganz gleich wie ihre traurige Lage oder die Umstände auch sein mögen.

Wenn wir Jesus lieben, werden wir auch jeden lieben, der Seinen Geist empfangen hat, und zu einer Quelle des lebendigen Wassers für die geworden ist, die es noch nicht empfangen haben.

Jeder, der sich von einem Christusgläubigen losmacht, nur um gemeinsame Sache mit einem Ungläubigen zu machen, hat das Zeugnis Christi gegenüber dieser Welt verraten:

„Und ich heilige mich für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit. Nicht für diese allein aber, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, bitte ich, dass alle eins seien, wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, ja, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind – ich in ihnen und du in mir – damit sie vollkommen eins seien, auf dass die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast” (Johannes 17,20-23).


1. Aus dem Buch „Appointment in Jerusalem”, Word Books, 1978, pp. 211-212.

2. Wo Paulus in Römer 9,3 von ungläubigen Juden als von seinen Brüdern spricht, ist das eine seltene Ausnahme gegenüber dem gewöhnlichen Gebrauch dieses Ausdrucks. Diese Beschreibung wird sofort durch den hinzugefügten Ausdruck „meiner Verwandten dem Fleische nach” eingeschränkt. Vergleiche mit Phil. 3,4-9. Der Ausdruck wird ferner nicht gebraucht, um Solidarität zu bekunden, sondern eher aus Sympathie wegen dem Zustand des geistlichen Abfalls der Juden, aus welchem Grund Paulus sich wünschte, selbst ein Verfluchter zu sein, damit sie das Heil erlangen könnten.