Und alles, was du auf Erden binden wirst …

(übersetzt und verbreitet von Klaus Püplichhuisen, klaus.publius@t-online.de)

„Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben, und alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.”
(Matthäus 16, 19)

Welche Bedeutung hat diese Autorität zu binden und zu lösen? Wenn wir nicht richtig verstehen, was durch diese Worte angedeutet wird, werden wir darin fehlgehen, die Autorität, die uns hier anvertraut worden ist, in verantwortlicher Weise anzuwenden. Dieser Ausdruck ist oft falsch auf Umstände angewandt worden, wo er doch nie dazu bestimmt war, diese anzusprechen. Um nun festzulegen, was der Herr Jesus wirklich gemeint hat, als Er diese Worte sprach, müssen wir schauen, wie diese Ausdrücke im Alten Bund (Tenach) gebraucht wurden, und wie die Menschen sie zu Seiner Zeit verstanden haben.

An die Sünde gebunden und gebunden durch das Gesetz
Der wahre Glaube Israels war immer auf das Kommen des Messias und Erlösers ausgerichtet. Bis zu Seinem Kommen, musste die Sünde durch das Gesetz in Schranken gehalten werden. Indem sie das Joch der Torah auf sich genommen hatten, haben sich die Israeliten vor dem Angesicht des Herrn verpflichtet, durch die Bedingungen des Bundes, der am Berg Sinai geschlossen wurde, gebunden zu sein. Das mosaische Gesetz war nicht als ein Mittel gegeben worden, um Gerechtigkeit zu erwirken. 1 Es war eher gegeben worden, um den sündhaften Zustand unseres Herzens aufzudecken und dazu das Ausmaß unser aller Gebundenheit an die Sünde. Derselbe Gesetzeskörper sah aber auch eine jährlich stattfindende Sühnezeremonie vor, ein Bedecken der Sünde durch genau vorgeschriebene Tieropfer. Die Tatsache, dass sie Jahr für Jahr wiederholt werden mussten, diente dem Zweck, das Volk an die Gebundenheit seiner Sünde zu erinnern. (Hebräerbrief 10,3)

Das Gesetz verlieh dem Sanhedrin (die Versammlung der Ältesten und Richter Israels) die Autorität, Streitfälle zwischen Israeliten zu schlichten, und ihre Entscheidungen waren bindend . (5. Mose 17,11)

Menschen waren auch untereinander durch ihren Eid gebunden. Ich zitiere das Beispiel, wo Männer durch den Eid des Königs gebunden waren: „Und als die Männer Israels in Bedrängnis kamen an jenem Tage, belegte Saul das Volk mit seinem Fluch und schwor: Verflucht sei jedermann, der etwas isst bis zum Abend, bis ich mich an meinen Feinden räche! Da aß das ganze Volk nichts.” Gemäß diesem Beispiel wären sie zur Abendzeit von diesem Eid gelöst worden (frei gesetzt), und Saul hätte sich an seinen Feinden gerächt.

König David schrieb folgendes unter der Inspiration des Heiligen Geistes: „Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.” (Psalm 51,7)

Trotzdem leugnet das rabbinische Judentum die angeborene Sündhaftigkeit des Menschen. Viele Rabbiner lehren, dass der Mensch im Grunde genommen gut sei, und dass er die Fähigkeit besäße, zwischen gut und böse zu wählen. Der Apostel Paulus schrieb: „Denn ich weiß, dass in mir, so wie ich von Natur bin, nichts Gutes wohnt. Das Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber tue, was ich nicht will,so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt”(Römer 7,18-20)

Als Paulus über Gottes Gesetz und Seine vollkommene Heiligkeit nachdachte, wurde er sich seiner eigenen angeborenen Sündhaftigkeit bewusst. Das ist ja eben der Zweck des Gesetzes, nämlich, dass wir uns vergegenwärtigen, an die Sünde gebunden zu sein, und dass nur der Erlöser (der Messias) uns davon befreien kann. Das perfekte Gesetz ist doch eine ständige Erinnerung an unser Scheitern, es auch zu halten, und es erinnert uns auch, dass wir eine Herzensveränderung nötig haben, die allein Gott bewirken kann. In diesem Zusammenhang schrieb der Apostel Paulus: “„…wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz. Aber die Schrift hat alles ins Gefängnis der Sünde eingeschlossen, damit die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus denen gegeben würde, die glauben. Ehe aber der Glaube kam, standen wir unter dem Gesetz, verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der dann offenbart werden sollte. So ist das Gesetz unser Aufseher gewesen, bis Christus kam, damit wir durch den Glauben gerecht würden. Nachdem nun aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dem Aufseher” (das heißt, wir sind losgemacht worden) ( Galater 3,21-25)

Das Gesetz des Mose gründet sich auf die Priesterschaft der Leviten und einem Opfersystem. Wenn die vorgeschriebenen Opfer nicht gebracht werden, gibt es keine Bedeckung der Sünde. Doch die Rabbiner geben uns zu verstehen, dass die Bedeckung der Sünde durch Fastenzeiten und das Tun guter Werke erfolgen kann, und dass man als gerecht empfunden wird, wenn man das hält, was vom Gesetz heute noch übrig ist.

Doch das Gesetz des Mose erlaubt keine Abänderungen. Es sagt ausdrücklich: „Ihr sollt nichts dazutun zu dem, was ich euch gebiete, und sollt auch nichts davontun, auf dass ihr bewahrt die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch gebiete.” (5. Mose 4,2)

Auch wird eine Teilerfüllung des Gesetzes niemand rechtfertigen, denn der Apostel Jakobus lehrte: „Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und nur gegen ein einziges Gebot verstößt, so ist er am ganzen Gesetz schuldig geworden.” (Jakobusbrief 2,10)

Nach der Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) war es für jeden unmöglich geworden, in vollkommenem Gehorsam gegenüber der Torah (die 5 Bücher Mose) zu leben. Aber Gott hat die Vorschriften der Sündenbedeckung durch Opfer unter dem Alten Bund nicht einfach aufgehoben, bevor Er nicht zuerst eine endgültige Sündenvergebung aufgrund des Neuen Bundes eingerichtet hatte. Deshalb sind alle Menschen ohne Entschuldigung, wenn das Mittel der Versöhnung, das Gott durch das vollkommene Opfer Jesu, des Messias, gegeben hat, von ihnen abgelehnt wird.

So hat Gott alle Menschen, ob Juden oder Heiden, in das Gefängnis des Ungehorsams gebunden, um sich aller zu erbarmen (Römer 11,32). „Denn wenn schon das Wort, das durch die Engel verkündigt wurde, Geltung hatte und jede Übertretung und jeder Ungehorsam die verdiente Strafe empfing, wie wollen wir dann dem Gericht entrinnen, wenn wir eine solche Heilsbotschaft missachten?” (Hebräer 2,2-3)

Sich der Anerkennung zu verweigern, dass alle Menschen im Ungehorsam gebunden sind, hält die Leute weiterhin unter die Sünde gebunden und in einer falschen Frömmigkeit, die nichts als Heuchelei darstellt. Das Leugnen unseres sündhaften Zustandes kann mit einem Krebspatienten verglichen werden, der seinen Zustand abstreitet, kurz nachdem er die Diagnose seines Zustandes erhalten hat.

Die Juden, die Jesus abgelehnt haben, weigerten sich, ihre Gebundenheit an die Sünde anzuerkennen, und demzufolge beharrten sie auf einem Vorwand religiöser Frömmigkeit, wo sie doch unter die Sünde und den Ungehorsam gebunden, und eben durch das Gesetz verdammt waren, durch das sie auf Rechtfertigung hofften. Jesus sagte diesen: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde; ein anderer ist’s, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, würdet ihr auch mir glauben; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber schon seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?” (Johannes 5, 45-47)

Das Gesetz sollte die Menschen zum Messias führen, der sie frei setzen sollte; aber eine falsche Frömmigkeit verschleiert den wahren Zustand. Jesus hatte die Heuchelei der religiösen Führerschaft in Israel total durchschaut. Er brachte eine ernsthafte Anklage gegen die Pharisäer vor, die die Begründer des rabbinischen Judaismus sind. Sie hielten die Menschen durch ihren Gesetzeskodex gefangen, wie Jesus erklärt:

„Sie binden schwere und unerträgliche Bürden zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen nicht einmal einen Finger dafür krümmen…….
Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich vor den Menschen zuschließt! Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, lasst ihr nicht hineingehen.” (Matthäus 23,4;13)

Gerade das Gesetz, das sie vorgaben, aufrecht zu halten, ordnet Gottes Bedingungen über Gehorsam an. Der Herr sprach zu Mose: „Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in ihren Mund geben; der soll zu ihnen reden allen, was ich ihm gebieten werde.” (5. Mose 18,19)

Wenn wir Gott gehorchen wollen, müssen wir auf den hören, den Er gesandt hat. Daran sind alle Menschen gebunden. Alle, die sich weigern, auf Ihn zu hören, müssen darüber Rechenschaft abgeben. Der Herr sprach durch den Propheten Habakuk, dass der Gerechte durch seinen Glauben leben wird. Jener Glaube kommt nur zustande, wenn wir auf das Wort Gottes, das durch Seinen Messias geredet wurde, hören und ihm gehorchen. So bleibt in Übereinstimmung mit 5. Mose 18,19 jeder, der Gottes Erlösung ablehnt, die durch JESHUA, den Messias, in die Welt kam, unter einem Fluch. Demzufolge schrieb der Apostel Paulus: „Wenn jemand den Herrn nicht liebhat, der sei verflucht. Maranatha!” (1. Korinther 16,22)

Die Autorität des Sanhedrin wurde aufgehoben Als Jesus sagte: „Ich werde euch die Schlüssel des Himmelreichs geben”, hat Er damit die Autorität, die vormals im Sanhedrin (gesetzgebende Versammlung der Juden) lag, aufgehoben und hat sie der treuen Leiterschaft der Gemeinde des Neuen Bundes übertragen. Das Versagen des Sanhedrin, auf „den Propheten wie Mose” zu hören und an den zu glauben, den Gott gesandt hatte und von dem Mose und alle Propheten Zeugnis ablegten, bewies ihre Untreue gegenüber Gott, trotz einem beeindruckenden Aufzug an Frömmigkeit.

Alfred Edersheim beschreibt, wie die Ausdrücke „binden” und „lösen” zur Zeit des irdischen Dienstes Jesu gebraucht und verstanden wurden:

„Keine anderen Ausdrücke waren im rabbinischen Gesetzeskodex mehr in ständigem Gebrauch als jene ‚des Bindens‘ und ‚des Lösens‘. Die Worte sind die wörtliche Übersetzung der gleichwertigen Worte im Hebräischen, nämlich asar, welches ‚binden‘ bedeutet im Sinne von verbieten, und hittir das zu ‚lösen‘ bedeutet im Sinne von erlauben. Für den letzteren Ausdruck wurde auch shera oder sheri benützt. Aber dieser Ausdruck ist dann im targumischen und talmudischen Stil nicht bloß gleichwertig mit ‚erlauben‘, sondern geht über zu ‚erlassen‘ oder ‚begnadigen‘. Auf der andern Seite nahmen ‚binden‘ und ‚lösen‘ einfach Bezug auf Dinge oder Handlungen, die verboten oder erlaubt wurden, die als rechtmäßig oder als ungesetzlich erklärt wurden. Das war einer der Vollmachten, die die Rabbiner beanspruchten….

Wenn dies die Legislative repräsentierte, dann war eine weitere Behauptung der Rabbiner, etwas als frei oder strafbar (also schuldig) erklären zu können, ein Ausdruck ihres Anspruches auf die Justizgewalt. Mit der ersten Gewalt haben sie Handlungen oder Sachen ‚gebunden‘ oder ‚gelöst‘; mit der zweiten haben sie ‚erlassen‘ oder ‚behalten‘, haben eine Person frei gesprochen oder sie für schuldig erklärt, bestraft zu werden, Schadenersatz zu leisten oder ein Opfer zu bringen. Diese beiden Gewalten – die Legislative und die Justizgewalt – die dem Rabbineramt vorbehalten waren, hat Christus nun auf Seine Apostel übertragen.

‚Binden‘ und ‚lösen‘ hat für die neue Gemeinde alle legislativen Funktionen eingeschlossen….Gemäß rabbinischer Anschauung war der Himmel der Erde gleich, und Sachverhalte wurden diskutiert und geregelt durch einen himmlischen Sanhedrin. Was nun einige ihrer irdischen Verordnungen betraf, pflegten sie zu sagen, dass ‚der Sanhedrin droben‘ das bestätigte, was ‚der Sanhedrin drunten‘ beschlossen hatte. Aber die Worte Christi, die keine der törichten Eingebildetheiten Seiner Zeitgenossen beinhalten, hinterließen keinen Zweifel, sondern übermittelten die Gewissheit, dass unter der Führung des Heiligen Geistes, was immer sie auf Erden banden oder lösten, auch im Himmel gebunden oder gelöst war.”2

Ein weiteres Beispiel finden wir in den Schriften des Josephus, wie die Autorität des ‚Bindens‘ und ‚Lösens‘ zu jener Zeit gebraucht und auch missbraucht wurde:

„Die Pharisäer selbst wurden die wirklichen Verwalter des öffentlichen Lebens. Sie verbannten und demütigten, wen sie gerade wollten; sie banden und lösten je nach Willkür; und um alles auf einmal zu sagen, die königlichen Autoritäten hatten ihre Freude an ihnen, während die Kosten und Schwierigkeiten der Alexandra blieben.”3

Die Evangelien liefern auch den Beweis für den Missbrauch ihrer Autorität des Bindens und des Lösens. Bei Markus 7,11 finden wir das Beispiel, wo die Pharisäer eine Praxis für guthießen, wonach Besitztum, das eigentlich für die Eltern bestimmt war, als „Korban” erklärt wurde (eine für Gott geweihte Gabe), um somit einen Mann von seiner Verpflichtung unter dem Gesetz freizusetzen (ihn zu lösen), für seine Eltern aufzukommen. Damit haben sie die Torah einfach außer Kraft gesetzt. Die Pharisäer schufen einen sehr strengen Kodex religiöser Vorschriften, durch den sie eine gute äußerliche Erscheinung abgaben, und durch die sie diejenigen von ihren Übertretungen lossprechen konnten, die eine Bereitschaft zeigten, sich ihren Regeln und Auslegungen der Torah anzupassen.

Während der vierzigjährigen Übergangsperiode zwischen dem Alten und dem Neuen Bund stand die frühe Gemeinde Christi vor kritischen Entscheidungen. Streitpunkte entstanden, als gewisse jüdische Gläubige darauf bestanden, dass die Heidenchristen beschnitten werden müssten und man weiterhin von ihnen verlangte, das mosaische Gesetz zu halten, um gerettet zu werden. Zur Zeit des Alten Bundes wäre das gewiss der übliche Prozess für die Proselyten gewesen, um sich zu bekehren und in das alte Bundesvolk aufgenommen zu werden. Die Ältesten der Versammlung des Neuen Bundes mussten als der neue „Sanhedrin” zusammenkommen und ihre Autorität einsetzen, die ihnen von Jesus anvertraut worden war, um darüber zu entscheiden, was für die Gläubigen aus den Heiden bindend war. Mit anderen Worten haben sie ihre Autorität des Bindens und des Lösens eingesetzt.

Der Schreiber des Hebräerbriefes hat den Alten Bund für veraltet erklärt, nachdem Jesus den Neuen Bund eingesetzt hatte. „Was aber veraltet ist und sich überlebt hat, ist dem Verschwinden nahe.” (Hebräer 8,13) Jedoch wagte niemand in der Zeit vor der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n.Chr. zu behaupten, dass das Gesetz des Mose für Israel nicht länger bindend war. Dieses Thema vor Augen habend, sagte der Apostel Petrus: „Warum versucht ihr also jetzt Gott dadurch, dass ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legen wollt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermocht haben?” (das hätte ja die ganze Torah für alle neuen Christen bindend gemacht) Nein!
„Vielmehr durch die Gnade des Herrn Jesus glauben wir gerettet zu werden auf dieselbe Weise wie auch jene.” (Apg. 15,10-11) So hat man wegen der Heidenchristen die folgende Regelung getroffen: „Deswegen urteile ich meinerseits, man sollte denen, die sich aus den Heiden zu Gott bekehren, keine Schwierigkeiten machen, sondern ihnen nur vorschreiben, dass sie sich von den befleckenden Berührungen mit den Götzen und von der Unzucht und von Ersticktem und vom Blut enthalten. Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.” ( 15,19-21)

Entlassen aus dem Gesetz des Alten Bundes?

Jesus hat gesagt, dass Er nicht gekommen sei, die Torah aufzulösen (Matth. 5,17). Wie setzt uns dann Jesus frei (löst uns) von dem Gesetz des Alten Bundes, der uns gebunden hatte? Das Gesetz setzt sich aus Regeln zusammen, die die Menschen äußerlich rein machen (Hebräer 9,10;13), aber das Gesetz konnte nie die inwendige Natur des Herzens verändern. Der Herr hatte verheißen, mit dem Haus Israel einen Neuen Bund zu schließen, durch den Er eine Veränderung des Herzens bewirken wollte. (Jeremia 31, 31-34) Jedoch kann ein Bund, der richtig eingesetzt worden ist, nicht einfach zur Seite gesetzt werden, sondern bleibt bis zum Tod bindend. Wie können wir dann von einem Bund, der bis zum Tode bindend ist, in einen Neuen Bund freigesetzt werden?

„Oder wisst ihr nicht, ihr Brüder (denn ich rede zu solchen, die das Gesetzt kennen), dass das Gesetz nur so lange über den Menschen herrscht, als er lebt?
Denn die Frau, die einem Mann angehört, ist durch das Gesetz an den Mann gebunden, solange er lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei von dem Gesetz, das sie an den Mann band. Also wird sie nun, solange ihr Mann lebt, eine Ehebrecherin heißen, wenn sie einem andern Mann zu eigen wird; stirbt aber der Mann, so ist sie frei von dem Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie einem andern Mann zu eigen wird.
Somit seid auch ihr, meine Brüder, durch den Leib Christi dem Gesetz getötet worden, damit ihr einem andern angehört, nämlich dem, der von den Toten auferweckt worden ist, auf dass wir Gott Frucht bringen.
Denn als wir im Fleische waren, da waren die den Sünden eignen Leidenschaften, die durch das Gesetz erregt wurden, wirksam in unsern Gliedern, um dem Tode Frucht zu bringen.
Jetzt aber sind wir von dem Gesetz frei geworden, da wir dem, worin wir festgehalten wurden, abgestorben sind, so dass wir nun dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten des Buchstabens.” (Römer 7,1-6)

Wenn einer der beiden Bündnispartner sterben sollte, ist der andere von beider Bundesverpflichtung freigesetzt. Gott hat Seine Wohnung unter uns in der Person von Jesus, dem Messias, gemacht, und Er starb, um uns von dem Gesetz, das uns verdammte, zu befreien. Genau so wie das Gesetz des Mose auf die Opfer des Alten Bundes und die levitische Priesterschaft gegründet war, so ist das Gesetz, das auf unsere Herzen durch den Geist Gottes geschrieben ist, gegründet einmal auf den Glauben an das endgültige Opfer Jesu für unsere Sünden und zum andern auf Sein Priestertum in Ewigkeit. Wenn wir unseren Glauben auf Ihn setzen, werden auch wir zu denen gezählt, die mit Ihm gestorben und durch die Wassertaufe (Römer 6,1-4) mit Ihm begraben sind. Von dem Gesetz des Alten Bundes sind wir nur befreit, wenn wir auch gemäß dem neuen Leben des Geistes und des Gesetzes des Messias, das auf unsere Herzen geschrieben ist, leben. Wenn wir gemäß dem Geiste leben, werden wir die Lüste der sündhaften Natur (Gal. 5,16; Hes. 36,26) nicht befriedigen. Wir können aber nicht wahrhaftig im Glauben leben und uns gegenüber dem Gesetz des Alten Bundes als gestorben erklären, wenn wir weiterhin in offensichtlicher Sünde leben.

Wenn nun das Gesetz des Mose entfernt würde, ohne dass die Realität des Gesetzes des Messias durch den Geist Gottes auf unsere Herzen geschrieben worden wäre, würde das zur totalen Gesetzlosigkeit führen. Wie können Menschen, die doch alle schuldig und dem Ungehorsam übergeben sind, von den Einschränkungen des Gesetzes freigesetzt (gelöst) werden, ohne auch noch weiter von der Sünde eingefangen zu werden? Diejenigen, die unaufrichtig sind, werden in der Tat versuchen, die Gnade Gottes in eine Bewilligung zur Unmoral umzudrehen, aber Gott lässt sich nicht spotten. Der Apostel Paulus schrieb: „Regiert euch aber der Geist, so steht ihr nicht unter dem Gesetz. Offenkundig sind die Werke des menschlichen Eigenwillens, nämlich: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen. Ich habe es euch vorausgesagt und sage es noch einmal: die solche Dinge tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen all dies ist das Gesetz nicht.” (Galater 5,18-23, Luther 1975)

Die Umkehrung der Schlussfolgerung des Paulus wäre: „Wenn du nicht vom Geist geführt bist, dann bist du unter dem Gesetz.” Das Gesetz wird die Sünder immer verdammen: „Wir wissen aber dass das Gesetz gut ist, wenn es jemand recht gebraucht, weil er weiß, dass das Gesetz nicht für den Gerechten bestimmt ist, sondern für die Ungerechten und Ungehorsamen, die Gottlosen und die Sünder, die Unheiligen und Frevler, die Vatermörder und Muttermörder, die Totschläger, die Unzüchtigen, die Knabenschänder, die Menschenräuber, die Lügner, die Meineidigen und wenn noch etwas anderes der rechten Lehre zuwider ist. So sagt es das Evangelium von der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut ist.” (1. Timotheus1,8-11)

Die Gnade Gottes, die in der Ungeheuerlichkeit dessen, was Er gelitten hat, offenbart ist, um uns aus der Gefangenschaft der Sünde zu befreien, kann nicht durch Schwindler herabgesetzt werden. Den Ältesten der Gemeinde ist die Autorität gegeben, diejenigen ans Licht zu bringen und zu tadeln, die in Gottes Gnade eine Bewilligung für Unmoral sehen, und solche Missetäter dürfen von der heiligen Versammlung der wahren Anbeter ausgeschlossen werden (1. Korinther 5,1-13). Diejenigen, die wahrhaftig über ihrer Sünde Buße tun, und die in der Weise beten, wie sie uns vom Herrn gelehrt worden ist, binden sich willig an Gottes Willen, wie er im Himmel ist: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.” (Matth. 6,10)

Einige verzerren diese Autorität des Bindens und des Lösens, als ob der Himmel nur da wäre, unseren Geboten zu folgen! Die wahre Bedeutung ist genau das Gegenteil. Wir müssen uns willig dem unterstellen, was schon im Himmel festgelegt worden ist. Eine genauere Übersetzung wäre: „…..was du auf Erden binden wirst, soll schon im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das soll schon im Himmel gelöst sein.” Mit anderen Worten, die Gemeinde Jesu bestätigt das, was schon im Himmel festgelegt worden ist.

Die Sünde führt zum Tode, und das Gesetz verurteilt den Sünder; aber die Gläubigen weichen nicht vor seinem Urteil aus, indem sie das Gesetz untergraben oder seinen Maßstab anpassen. Statt dessen erkennen wir an, dass wir seine Strafe verdient haben, indem wir das Opfer annehmen, das Christus für uns gebracht hat, um die Strafe für unsere Sünde zu bezahlen. Diejenigen, die „mit Christus gestorben sind”, haben nichts von dem Gesetz zu fürchten: „….indem wir das erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde kraftlos gemacht werde, auf dass wir nicht mehr der Sünde dienen. Denn wer gestorben ist, der ist von der Herrschaft der Sünde losgesprochen. Sind wir aber mit Christus gestorben, so vertrauen wir darauf, dass wir auch mit ihm leben werden….” (Römer 6, 6-8)

Wer immer in wahrhaftiger Weise das Gesetzt emporhebt – ohne Zusätze oder Änderungen zu machen – wird merken, dass alle Menschen unter der Verdammnis durch das Gesetz stehen. Indem das Gesetz die Sünde verdammt, führt es uns zu dem Messias Jesus. Wenn wir zu Ihm in wahrer Buße und wahrem Glauben kommen, wird Er vollenden, wozu das Gesetz kraftlos ist. Er wird uns frei von Sünde und Tod setzen:

„Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr in Wahrheit meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen…….Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.” (Johannes 8,31;36)