Machet zu Jüngern alle Völker!

Mit herzlichem Dank für die Übersetzung aus dem Englishchen von Klaus Püplichhuisen

 (Klaus.Publius@t-online.de)

„Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.“ (Matthäus 28,18-20, Schlachter)

Hat Jesus Seine Apostel beauftragt, nur in den heidnischen Völkern Jünger zu machen und nicht auch unter den Juden? Und was muss gelehrt werden, damit jemand ein Jünger Jesu wird?

Während es wenig Unstimmigkeit über diese Fragen in der Vergangenheit gegeben hat, hat heutzutage die Auffassung, dass Evangelisation unter Juden im Gegensatz zur Heiligen Schrift steht, weithin in den Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland starke Annahme gefunden.

In Hamburg wurde im Jahre 1995 von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ein Artikel verfasst, wo unter 3) folgendes behauptet wird:

„Judenmission ist nicht nur historisch obsolet geworden, sie steht auch im Widerspruch zu biblischen Befunden. Der Missionsbefehl Mt.28,19 f. besagt, die Jünger werden ausgesandt, den Heiden-Völkern in aller Welt Jesu Lehre, seine Auslegung der Tora zu bringen, das heißt nicht den Juden, die die Tora ja bereits besitzen und hüten. Dies ist zu unterstreichen; nur so wird man der Einsicht gerecht, dass Jesus ein jüdischer Lehrer der Tora gewesen ist.“

Diese Auffassung wird heute in aktiver Weise in der Jerusalem-Kirche in Hamburg vertreten, die vor ca. einhundert Jahren einmal eine Bastion für Evangelisation unter jüdischen Menschen gewesen war, ja, überhaupt die Gemeinde war, in der unser jetziger Dienst unter dem heutigen Namen „Messianic Good News/Zions Freund“) seinen Ursprung hatte. Manch andere Kirchen oder auch viele Israel-Werke haben sich ähnliche Auffassungen der Absage an Evangelisation unter Juden zu eigen gemacht.

Was steht hier auf dem Spiel?

Die breite Akzeptanz dieser Position, die in der „Absage an die Judenmission“ vertreten wird, hat eine tragische Konsequenz. Es gibt doch bei den Warnungen des Herrn Jesus an die Juden keinerlei Einschränkungen, als Er ihnen sagte: „Darum habe ich euch gesagt, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben“ (Johannes 8,24).

Im Besitz der Torah zu sein und sie zu hüten, ist kein Trost; „denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören; sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden“ (Römer 2,13). Und da „sowohl Juden als auch Griechen alle unter der Sünde sind…..kann kein Fleisch aus Werken des Gesetzes vor ihm gerechtfertigt werden; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Römer 3,9.20). „…….denn wenn durch das Gesetz (also die Torah) Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben!“ (Galater 2,21)

„Nun aber ist außerhalb vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf alle kommt, die glauben“ (Römer 3,21-22). „Wie sollen sie aber hören,“ ruft der Apostel, „ohne einen Verkündiger?“ (Römer 10,14)

Die Tilgung unserer Schuld, die wir gegenüber den Juden haben

Jeder Mensch aus den heidnischen Völkern, der im Laufe der Geschichte das ewige Leben durch den Glauben an Messias Jesus gefunden hat, besitzt dieses Geschenk aufgrund des Zeugnisses einer der ursprünglichen jüdischen Jünger des Herrn Jesus, und unsere Verschuldung aufgrund ihres Opfers ist noch nicht völlig getilgt worden. Der Apostel Paulus, der sich gewünscht hatte, selber verflucht zu sein von Christus weg für seine Brüder nach dem Fleisch, seine eigenen Volksgenossen, war in dem Wissen getröstet, dass sein Wirken unter den Heiden nicht vergeblich war. Denn Gott hatte es so bestimmt, dass der Glaube von ursprünglich heidnischen Menschen die jüdischen Volksgenossen des Paulus zur Nacheiferung reizen sollte, und dass auf diese Weise viele Juden glauben und gerettet werden könnten (5. Mose 32,21; Römer 11,11-14). Dieser Prozess ist recht wirksam gewesen und hat für die Erlösung jüdischer Menschen während der letzten 2000 Jahre reichlich Frucht getragen.

Um an diesem Privileg teilhaben zu können, müssen wir vielleicht die gleiche Schmach, wie die Apostel sie trugen, erleiden, die, nachdem sie wegen ihres Zeugnisses unter den Juden Jerusalems geschlagen worden waren, „aus dem Hohen Rat voll Freude hinweg gingen, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden; und sie hörten nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen“ (Apostelgeschichte 5,40-42).

Diejenigen, die den Anstoß des Kreuzes Christi meiden, finden sich in einer oberflächlichen Koalition mit Juden wieder, die nicht an Messias (Christus) Jesus glauben, und somit keine Frucht für die Ewigkeit bringen können. Christliche Leute, die sich durch ihre „Absage an die Judenmission“ das Recht in ihren Kreisen verdient haben, am „Christlich-Jüdischen Dialog“ teilzuhaben, stehen jetzt mit keinem anderen Zweck da, außer dass sie mal „Einsicht in die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens gewonnen haben“. Diejenigen, die sich mit der geheimen Hoffnung in solch einen Dialog begeben, jüdische Menschen zum Glauben an Messias Jesus zu führen, werden niedergeschlagen feststellen, dass es durch die Schmeichelei der Fälschung unmöglich ist, irgendeinen Juden zur Nacheiferung zu reizen.

So wie der Apostel Paulus vor Hymenäus und Philetus (2.Tim.2,17) gewarnt hat, deren Lehre wie ein Krebsgeschwür um sich fraß und den Glauben mancher zerstört hat, müssen wir heute in ähnlicher Weise gegen eine Lehre streiten, die das zum Glauben kommen und das Erlöst werden durch Jesu Blut ziemlich verhindern kann.

Wie wird eine christliche Lehraussage aufgestellt?

Da die „Fakultät der Missionsverweigerung gegenüber jüdischen Menschen“ ihre Position von der Bibel her beansprucht, sollten wir zuerst einmal erwägen, wie christliche Lehre aufgestellt wird.

Von Punkt 3 des Artikels „Absage an die Judenmission“ erscheint es, dass die„biblischen Befunde“, auf die sie ihre Schlussfolgerungen stützen, sich nur auf eine Textstelle des Neuen Testamentes beziehen, nämlich auf Matthäus 28,19-20. Dieser Text wird dann von ihnen ferner mit dem ausdrücklichen Zweck ausgelegt, die sogenannte „Einsicht“ zu rechtfertigen, dass „Jesus ein Lehrer der Torah gewesen sei“.

Gemäß der mosaischen Vorschrift, dass „eine Sache auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin gültig sein soll“ , enthält die Bibel viele Stellen, aufgrund derer ihre Hauptlehren aufgestellt werden können. Das Leben und die Lehren, der Tod, das Begräbnis und die Auferstehung unseres Herrn Jesus werden durch vier unabhängige Evangeliumsschreiber bestätigt, von denen drei, gemessen an der striktesten Auslegung der Pharisäer, Zeugnis in Sachen des jüdischen Gesetzes ablegen könnten.

Der Ausdruck „Ketzerei/Irrlehre” wird von einem griechischen Wort abgeleitet, das „Auswahl“ bedeutet, und trifft somit auf Lehren zu, die von ausgewählten Texten abgeleitet werden, die von dem Rest der Bibel getrennt gelesen werden. So hat unser Herr selbst, als Ihm eine Bibelstelle vorgelegt wurde, dass Er sich ruhig von der Zinne des Tempels hinab stürzen könne, geantwortet: „Wiederum steht geschrieben……..“! (Matthäus 4,7)

Während viele Texte Möglichkeiten für eine abweichende Auslegung anbieten, bekommen wir aber Gewissheit und Vertrauen, wenn biblische Lehren auf die „gesamten Aussprüche Gottes“ aufgestellt werden, das heißt, wenn unser Verständnis eines besonderen Textes mit Bezug auf das Ganze beleuchtet wird. Jeder ehrliche Versuch, eine biblische Lehre zu formulieren, sollte deshalb mit einem systematischen Überblick über alle relevanten Schriftstellen beginnen, dann gemäß dem Textzusammenhang ausgelegt werden und das sollte ohne irgendeinen vorgefassten Beweggrund geschehen.

Der evangelische oder Evangeliumsauftrag im Lichte der Heiligen Schrift

Die „Fakultät der Missionsverweigerung“ legt nun mit ihrer Ansicht über Matthäus 28,19 etwas Besonderes hinein und meint:

„’Geht und macht zu Jüngern alle Völker’……..das griechische Wort ‘mathetoisate’ heißt genau übersetzt: ‘macht zu Schülern’. Und das hört sich nun ganz jüdisch an: Wenn man es mit dem Gott der Bibel zu tun bekommt, dann geht es erst mal ins Lehrhaus. Was gelernt werden soll, dazu gleich mehr. Vorher aber noch ein wichtiges Detail: Jesus beauftragt seine Jünger, zu allen Völkern zu gehen und sie zu lehren. Wir müssten aber genauer übersetzen: alle nicht-jüdischen Völker. M.a.W.: Die Jünger sollen alle Völker lehren, nicht aber das jüdische Volk. Diese Auslegung kann man nur am griechischen Urtext des Neuen Testamentes nachvollziehen. Das griechische Wort, das hier für ‘Völker’ steht, lautet nämlich ‘ethnä’. ‘Ethnä’ bedeutet aber dasselbe wie im Hebräischen ‘Goijim’, und das heißt: die Heidenvölker, die Völker, die den Gott Israels noch nicht kennen. Der Missionsauftrag nach Matthäus gilt also nur den Weltvölkern, nicht den Juden, denn die kennen den Namen Gottes ja schon und auch seine Gebote. Mission an Juden kann sich also nicht auf den Missionsbefehl Jesu nach Matthhäus berufen.“ (gemäß Pastorin Lehming, Hamburg)

Die Verfechter dieser Interpretation beachten also nicht die Parallelberichte über den Auftrag des Herrn, die in den Evangelien gemäß Markus und Lukas und in der Geschichte der Apostel stehen.

Da Matthäus den Missionsbefehl mit „machet zu Jüngern alle Völker“ formuliert, schafft er wohl eine Argumentationsbasis dafür, dass mit „alle Völker“ die „heidnischen Völker“gemeint seien, und dass diesen das gelehrt werden sollte, was, einseitig ausgelegt, als‘Jesu Interpretation der Torah’ bezeichnet wird. Doch der Evangelist Markus prägt uns den allumfassenden Rahmen dieses Auftrags ein – indem er hervor hebt: „der ganzen Schöpfung“ neben dem Begriff „alle Völker“ bei Matthäus. Dieser Text im Markus Evangelium lautet:

„Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ (Markus 16,15-16).

Markus stellt auch klar, womit die Apostel beauftragt wurden, was sie lehren sollten, nämlich dass der Satzteil „alles, was ich euch befohlen habe“ bei Matthäus das„Evangelium vom Reiche“ betrifft (Lukas 8,1; Matth.24,14), und dass diese Lehre das Mittel zur Erlösung für alle Jesus-Gläubigen ist, „dem Juden zuerst und auch dem Griechen“ (Römer 1,16).

Der Herr Jesus hat den Juden damals die wahre Bedeutung der Torah gelehrt. Die Torah sollte sie nämlich in die Erkenntnis überführen, dass sie Sünder sind: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen! Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen“ (Matth.5,27-28).

Johannes der Täufer rief die Juden zur Buße (Umkehr) auf und bereitete sie durch die Taufe im Jordan auf das Kommen ihres Erlösers vor. Der Täufer und der Herr Jesus lehrten beide nur Juden, und ihre Botschaft an sie war: „Tut Buße! denn das Reich der Himmel ist genaht“ (Matth.3,2; 4,17). Diejenigen, die keine Buße taten, waren von der Verheißung ausgeschlossen, die da lautet: „Aber für Zion wird er als Erlöser kommen und für die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden, spricht der Herr“ (Jesaja 59,20; LU).

Das Reich der Himmel ist die Wiederherstellung von Gottes Herrschaft auf Erden über die, die Seinen Geist empfangen. Der auferstandene Messias „erwies sich auch nach seinem Leiden als lebendig durch viele sichere Kennzeichen, indem er ihnen während vierzig Tagen erschien und über das Reich Gottes redete“ (Apostelgeschichte 1,3). Er befahl ihnen: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen“

Bedeutsamer Weise bezieht sich die Torah in ihrer griechischen Übersetzung der Septuaginta auf Israel als ein „ethnos“ (Volk), was im Hebräischen mit „goy“ übersetzt wird. Gott verhieß Abraham, dass er Vater vieler Völker (goyim) sein würde mit Israel unter ihnen als Hauptvolk. Im Lukasevangelium sind bei dem Ausdruck „alle Völker“ die Juden mit eingeschlossen. Lukas 24,45-47: „Da öffnete er (Jesus) ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstanden, und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem.“

Und wiederum wurde den Aposteln durch den auferstandenen Jesus gesagt: „……und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!“ (Apg. 1,8)

Die „Fakultät der Missionsvereigerung“ beachtet auch nicht die vielen darstellenden Texte, wie die Apostel ihre eigene Berufung verstanden und erfüllt haben. Aus dem Buch der Apostelgeschichte geht klar hervor, dass die Apostel am Anfang niemand anders als nur Juden gelehrt haben und nur unter den Juden Jünger Jesu gewannen. „Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel……..“ (Apg. 2,42) Die Menschen, die hier blieben, waren in dem Zusammenhang die dreitausend Juden, die sich nach Pfingsten hatten taufen lassen im Namen Jesu zur Vergebung ihrer Sünden.

Den Aposteln wurde oft gewalttätiger Widerstand entgegen gebracht, weil sie jüdische Menschen lehrten. Der Sanhedrin (der Hohe Rat) befahl ihnen, „überhaupt nicht mehr in dem Namen Jesu zu reden noch zu lehren“; aber sie antworteten ihnen: „Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott gerecht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott!“ (Apg. 4,18)

Nachdem Stephanus wegen seinem überzeugenden Zeugnis unter den Juden von Gliedern des Sanhedrins ermordet worden war, „zogen die, welche sich zerstreut hatten seit der Drangsal, die sich wegen Stephanus erhoben hatte, bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und redeten das Wort zu niemand als nur zu Juden“ (Apg. 11,19).

Das Zeugnis unter den Juden ging weiter, auch nachdem schon andere Völker in den Schall des Evangeliums gebracht worden waren. Der Apostel Paulus bezeugt: „…..dass ich mit dem Evangelium an die Unbeschnittenen (Nichtjuden) betraut bin, gleichwie Petrus mit dem an die Beschneidung (an Juden) – denn der, der in Petrus kräftig wirkte zum Aposteldienst unter der Beschneidung, der wirkte auch in mir kräftig für die Heiden…..“ (Galater 2,7-8).

Bevor Israel ein Licht für die Völker sein konnte, musste dieses Volk zuerst selbst das Licht empfangen (Jesaja 60,1-3: „Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt….).Als Gott Abraham sagte: „….und will dich segnen“…….(1.Mose 12,2). „…..und in dir sollen alle Völker gesegnet werden“ (12,3), da hat Er „das Evangelium im voraus verkündigt“,nämlich „dass Gott die Heiden aus Glauben rechtfertigen würde“ (Galater 3,8). Aber der Glaube musste zuerst in Israel entstehen, bevor dieser Glaube durch Christus gläubige Juden anderen Menschen gebracht werden konnte. Und so kam es, dass Petrus den Männern Israels erklärt hat: „….als er zu Abraham sagte: In deinem Nachkommen (Samen, griech. to spermati, Einzahl) sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet sein. Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und gesandt, damit er euch segne und jeden von seiner Bosheit abbringe“ (Apostelgeschichte 3,25-26, Einheits-Übers.)

Lehren und Taufen gehören zusammen

Die „Fakultät der Missionsverweigerung“ musste, um ihre einseitige Auslegung von Matth. 28 aufrechtzuerhalten, die Taufe neu definieren, und zwar so, dass sie nur für die Bekehrten aus den Heiden zutrifft. Aber der „Große Missionsbefehl“ besteht doch nicht nur darin zu lehren, sondern auch zu taufen, und wenn somit die Taufanordnung auch für bekehrte Juden besteht, dann ist der Versuch, Juden aus der Reichweite von Matth. 28,19 herauszuwinden, fehlgeschlagen. Die Verfechter der Missionsverweigerung gegenüber den Juden haben somit eine neue Lehre aufgestellt, in der die Taufhandlung als ein Mittel für die Heiden angesehen wird, um Gottes Annahme zu gewinnen, eine Annahme, welche die Juden ja schon gefunden hätten. Es wird hier folgendermaßen argumentiert:

„Macht sie zu Schülern, sagt Jesus, und tauft sie. Was bedeutet die Taufe hier? Die Taufe ist ein Ritual auf Gegenseitigkeit – der Mensch hat sich ansprechen lassen von der Botschaft Jesu, er oder sie ist bereit, neu anzufangen, den Weg Jesu zu betreten und Gott gibt ihm oder ihr Seine Zusage. Ebenso gut könnte man es aber auch andersherum erzählen: Gott liebt den Menschen und nimmt ihn auf in Seinen Bund. Es ist dieselbe Reihenfolge, die wir heute schon aus der alttestamentlichen Lesung hörten: Weil er euch geliebt hat, darum hat euch der Herr angenommen und ausgewählt, heißt es da im 5. Buch Mose.“

Doch den Juden, die „ins Herz getroffen waren“ durch die Pfingstpredigt des Petrus, wurde gesagt: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg. 2,38-39).

Die Taufe im Namen Jesu war die Antwort im Glauben auf die Verheißung der Vergebung durch Sein Blut. Der Heilige Geist ist Gottes Bestätigung, dass Gerechtigkeit im Glauben erlangt worden ist. Da der heilige Gott in keiner beschmutzten Behausung wohnen kann, bestätigt das inne Wohnen in der Seele eines Menschen durch den Geist Gottes die absolute Reinigung jener Seele durch die Vergebung aller Sünden. Jene Gerechtigkeit, nach der ein Jude sucht, der sich unter die Torah stellt, sie aber nicht erlangen kann, sie wird doch nachweisbar zugeteilt und von denen erfahren, die Vergebung und Reinigung durch den Glauben an Messias Jesus erlangt haben.

So ist es doch nicht von geringer Bedeutung, dass ein an Jesus gläubiger Jude sich in Wasser taufen lässt; und das Vorrecht mag den Heiden wohl vorenthalten geblieben sein, wäre es nicht dazu gekommen, dass der HERR Gott Seinen Geist über eine heidnische Familie ausgoss, bevor irgendeiner ihrer Glieder durch das Wasser der Taufe gegangen war. Die Gemeinde Christi unter den Juden musste also anerkennen, dass „Gott auch den Heiden die Buße zum Leben gegeben hat“ (Apg. 11,18). In dieser Weise begann die Rechtfertigung der Heiden in Erfüllung der Verheißung, die gemäß 1. Mose 12,3 lautete:„…….in dir sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden“, und so begann auch die Teilhabe gläubiger Heiden an dem ruhmreichen Erbe des jüdischen Volkes.

Nachdem also an Jesus gläubige Menschen die Zielsetzung der Torah erlangt haben, nämlich die Gerechtigkeit, kann kein weiteres Vorrecht oder weiterer Nutzen erlangt werden, indem jemand versucht, den Gesetzesrahmen der Torah zu befolgen. An jene, die ein Opfer solch eines Trugschlusses geworden waren, schrieb der Apostel Paulus: „O ihr unverständigen Galater, wer hat euch verzaubert, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht………Habt ihr den Geist (die Beglaubigung gerecht gesprochen zu sein) durch Werke des Gesetzes empfangen (Torah) oder durch Verkündigung vom Glauben (im Evangelium)?“ (Galater 3,1-3)

In der Wassertaufe drückt der gläubige Jude aus, dass er gegenüber dem Gesetz (der Torah) gestorben ist, an dessen Wesen er vorher gebunden war, um nun ein neues Leben im Wesen des Geistes Gottes zu leben. „Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir im neuen Wesen des Geistes dienen und nicht im alten Wesen des Buchstabens“ (Römer 7,6). Die Gläubigen in Christus Jesus werden Gottes Werk, damit Gott in uns sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach Seinem Wohlgefallen.

Der Neue Bund

Das neue Leben wird durch einen Neuen Bund regiert, wie es von JAWEH durch den Propheten Jeremia verheißen worden war:

„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Judah einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, obwohl ich ihr Herr war, spricht der HERR“ (Jeremia 31,31-32).

Von dieser Prophetie lernen wir doch, dass der Neue Bund für die gleiche Nation beabsichtigt und mit ihr gemacht worden war, die früher den Sinai-Bund eingegangen war, nämlich für die Nation Israel. Weiterhin war es doch Israels Bruch des Sinai-Bundes gewesen, was den Neuen Bund erforderlich machte! Darüber hinaus ist der Neue Bund im Grunde genommen anders als der Torah-Bund, den das Volk immer wieder gebrochen hat.

Damit JAWEH Seine Liebesbeziehung zu Seinem Volk fortsetzen könnte, hat Er ihnen angeboten, ihnen durch den Neuen Bund ihre Bosheit zu vergeben und ihrer Sünden nicht mehr zu gedenken (Jeremia 31,34). Der Herr Jesus war als der Mittler des Bundes gemäß der Typologie des Mose gekommen. Die Torah sah vor: „Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen redet, von dem will ich’s fordern“ (5. Mose 18,18-19, LU).

Demzufolge stehen alle Juden, die sich weigern, den „Propheten wie Mose“ zu hören (d.h. die nicht von ihm gelehrt werden wollen) in glatter Übertretung der Torah und sind somit von ihrem Volk abgetrennt. Diese hören dann auf, ein Teil von Israel zu sein, der Bundesnation Gottes (Apg. 3,22-23).

Jesus-Gläubige aus den Heiden sind „in Israel eingepfropft“, um an dem Privileg und dem Nutzen des gehorsamen Teils Israels Anteil zu haben. Wäre der Neue Bund nicht mit Israel gemacht worden, dann hätten die Heiden-Völker keinerlei Basis für eine Rechtfertigung oder Erlösung.

Wer ist Jesus?

Hat die erklärte Einsicht der „Missionsverweigererschule“, nämlich dass Jesus „ein jüdischer Lehrer der Torah“ gewesen sei, auch zu der gleichzeitigen Schlussfolgerung geführt, dass Er nicht der Messias der Juden, der Sohn Gottes, verheißen vom Propheten Nathan, sei, der Sohn, der mit dem Vater in ewiger Herrlichkeit schon vor Grundlegung der Welt existierte, und gekommen ist, „um sein Volk von den Sünden zu erlösen“? Dass Er auch weiterhin nicht derjenige ist, der jetzt an den höchsten Platz als „König der Könige“ und als „Herr der Herren“ erhoben ist, vor dem sich alle Knie beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er HERR ist? Wenn das der Fall wäre, dann proklamierte diese „Missionsverweigererschule“ einen „anderen Jesus“ und das wäre eine unsagbare Gotteslästerung.

Leugnet diese „Schule“ zu all dem, dass Jesus „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist und dass niemand zum Vater kommt außer durch Ihn? Wäre das wirklich der Fall, dann hätte diese Gruppe evangelischer Kirchenlehrer auf den Kern der Lehre des Neuen Testamentes verzichtet und in sehr effektiver Weise dem Christus-Glauben entsagt.

Die Vorstellung, dass der Herr Jesus eine „Auslegung“ der Torah lehrte, verleugnet auch die Tatsache, dass Er der „Immanuel“ (d.h. Gott mit uns) und der wirkliche Autor und Geber der Torah gewesen ist. „Denn in ihm ist alles erschaffen worden, die Dinge im Himmel und die Dinge auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen“ (Kolosser 1,16).

„Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben.“

„Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“

„….gemeinsam mit uns, bei der Offenbarung des Herrn Jesus Christus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung üben wird, an denen, die Gott nicht anerkennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorsam sind. Diese werden Strafe erleiden, ewiges Verderben, von dem Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Kraft, an jenem Tag, wenn er kommen wird, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in denen, die glauben……“

Die Welt ist geteilter Meinung über der Frage: „Für wen halten die Leute mich?“ (Matth.16,13), und die „Schule der Missionsverweigerer gegenüber den Juden“ muss sich entscheiden, auf welcher Seite der Scheidelinie sie stehen will.

Schlussfolgerungen

Es ist wohl sehr klar, dass „die Befürworter der Missionsverweigerung gegenüber den Juden“ nur eine einzige Bibelstelle als Vorwand für ein Dogma benützt haben, das gänzlich unvereinbar mit den übrigen Bibelstellen des Neuen Bundes ist. Während ihre Lehrauffassung bedeutet, dass es die Zielsetzung des Messias gewesen sei, die Menschen zu dem Gesetz (Torah) zu führen, lehrt das Neue Testament genau das Gegenteil, nämlich dass es der Zweck des Gesetzes gewesen war, Menschen zu dem Messias zu bringen.

Jesus hat das Gesetz gelehrt, um die Juden zu einer Bestätigung ihrer Sünde und der Notwendigkeit eines Erlösers zu bringen. Und der gleiche Prozess dieser Buße mit der darauffolgenden Wassertaufe ist für die späteren Juden sowohl als auch für die Heiden erforderlich (Apg. 2,38; 10,47).

„Denn es ist kein Unterschied (zwischen Juden und Heiden), denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit Gottes, so dass sie gerechtfertigt werden ohne Verdienst durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist“ (Römer 3,23). Diese Gerechtigkeit Gottes kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben (Römer 3,22). Der Heilige Geist wird dann als Antwort auf den Glauben dieses Menschen gegeben als Gottes Zeichen der Zustimmung oder Annahme. Dieser Segen kam zuerst für die Juden und erst dann auch zu den Heiden.

Die Gabe des Heiligen Geistes macht die Torah überflüssig, und das Wesen des Glaubens des Neuen Bundes ist das Leben durch den Heiligen Geist in Treue zum Messias Jesus.

Diejenigen, die das Glaubensbekenntnis und die biblische Lehrauffassung aufs Spiel setzen um des Vorrechtes willen, an einem jüdisch-christlichen Dialog teilnehmen zu dürfen, haben sich auf eine fruchtlose Tätigkeit eingelassen. „Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen“ (1.Korinther 3,13-14).

Ist die Tür des Kompromisses einmal geöffnet worden, mag das zu einem möglichen Verrat an Jesus, dem Messias, und zu einem unwiderruflichen Verlust der Errettung führen.

Es ist unser inbrünstiges Gebet, dass jene, die zu diesen Irrtümern verführt worden sind, zu dem Glauben zurückkehren mögen, „der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist“ (Judasbrief, Vers 3). „Christus Jesus (ist es doch), der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist, der auch für uns eintritt!“(Römer 8,34)

 

Kevin Daly

Johannesburg, im Mai 2011