“JESUS IST HERR“

„Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt  hat, wirst du gerettet werden.“ (Römer 10, 9; Zürcher) 

Das ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Es ist das Bekenntnis, durch das wir gerettet sind, und deshalb ist es notwendig zu verstehen, was es wirklich bedeutet, wenn wir sagen: „Jesus ist Herr!“ Jesus hat es selbst bestätigt, dass, wenn wir gerettet werden wollen, wir glauben müssen, dass Er der ist, für den Er sich ausgibt: „denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben“ (Johannes Evang. 8, 24).

Vielleicht wird die Stärke dieses Bekenntnisses in der heutigen Welt nicht genug wertgeschätzt. Wenn wir sagen: „Jesus ist Herr!“, gestehen wir Ihm dann nur Seine Herrschaft zu, oder drücken wir damit aus: „Jesus ist Gott!“? Während das Bekenntnis „Jesus ist Herr!“ sich in unserem Verständnis relativ leicht als eine Bestätigung Seiner Autoritätsposition unterbringen läßt, geht doch die Aussage „Jesus ist Gott!“ an genau das Wesen Seines Seins und Seiner Natur.

Heutzutage wird der Monotheismus so aufgefasst, dass viele Menschen meinen,  jeder bete hier den gleichen Gott an, auch wenn der Gott, den sie anbeten, mit einem ganz anderen Namen angerufen wird. In der antiken Welt war die Vorstellung eines Monotheismus ungewöhnlich, und die Menschen beteten viele Götter an. Die Israeliten beteten den einen wahren Gott, JHWH (Jahwe), den Schöpfer aller Dinge, an, und sie wussten, dass die Götter der Völker in Wirklichkeit stumme Götzen waren – und sie gaben sich keinerlei Täuschung hin, dass die Heiden (Nichtjuden) den gleichen Gott anbeteten.

Von dieser Hintergrundkulisse ausgehend, müssen wir in Betracht ziehen, was das Bekenntnis „Jesus ist Herr!“ für Juden des ersten Jahrhunderts bedeutete, die von einer heidnischen Welt umgeben waren, in der viele Götter angebetet wurden, und in der Cäsar ebenfalls als Herr proklamiert wurde. Wir müssen das Zeugnis der alttestamentlichen Schriften wegen der Gottheit des Messias in Betracht ziehen, dazu die Eigenoffenbarung Jesu, wer er ist, und wie die Apostel, die in einem strikten jüdischen Monotheismus erzogen und aufgewachsen waren, Ihn uns darstellen.

Die Frage, wer Jesus ist, hat die Gemüter der Theologen und gewöhnlichen Menschen seit den Tagen Seines irdischen Aufenthaltes bis in die gegenwärtige Zeit hinein beschäftigt. Jesus wird einmal „Sohn Gottes“ und zum andern „Sohn des Menschen“ genannt, und diese beiden Titel umschließen die Schwierigkeiten, die wir haben, diese beiden Konzepte zusammenzubringen, um das Wesen Seiner Natur zu verstehen – dass Er wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Wir mögen versucht sein, Fragen wegen der Gottheit Jesu mit einer Liste von biblischen Beweistexten abzuweisen, aber der Person, die aufrichtig nach Verständnis sucht, werden glatte Antworten nicht befriedigend sein.

Der Apostel Paulus schrieb: „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist offenbart worden im Fleisch,…..“ (1. Timotheus 3, 16; Schlachter 2000). Das Geheimnis des Fleisch gewordenen Gottes steht vor uns, und wer kann völlig die Tiefen der Offenbarung Gottes ausloten, die in Gestalt eines Menschen zu uns gekommen ist? Ein so kurzer Artikel wie dieser kann solch einer Erkundigung nicht Genüge tun; aber wir hoffen, dass er wenigstens ein kleiner Fingerzeig ist hin auf dem Weg zur Wahrheit.

Das Zeugnis des Mose und der Propheten

Gott offenbarte sich selbst dem Mose als JHWH (Jahwe), was bedeutet: „Ich bin, der ich bin“ oder „Ich werde sein, der ich sein werde“. Sein Name drückt das Wesen Seines Seins aus als der ewig Existierende und die wahre Quelle alles Lebens. JHWH (Jahwe) offenbarte sich auch als der einzige Retter und Erlöser Seines Volkes.  

 

„ICH BIN JHWH (Jahwe), dein Gott von Ägypten her! Einen Gott außer mir kennst du nicht, und einen Helfer außer mir gibt es nicht.“ (Hosea 13, 4; Zürcher)  

 

„….damit alle Welt erkenne, dass ich, der Herr (JHWH) dein Helfer bin, und dein Erlöser der Starke Jakobs.” (Jesaja 49, 6; vergleiche Jesaja 54, 5)  

 

So wurde die Verheißung eines Retters und Erlösers, der aus dem Volk Israel geboren werden und der sie von ihren Sünden retten sollte, schon gleich am Anfang gegeben, nachdem der Mensch in Sünde gefallen war und aus der Gegenwart Gottes hinweg ins Exil geschickt wurde. Eine wörtliche Übersetzung von 1. Mose 4, 1 deutet an, dass Eva erwartete, dass sie den Erlöser hervorbringen würde; aber es war ihr nicht bewusst, dass die Zeit für die Geburt des Erlösers noch nicht gekommen war: „Der Mensch aber erkannte Eva, seine Frau, und sie empfing und gebar Kain und sagte: ‚Ich habe den Mann bekommen JHWH‘.“

 

Die Propheten spielten auch auf die Göttlichkeit an. Jesaja offenbart Seine wundersame Geburt ebenso wie Seine göttlichen Charaktereigenschaften. Der Messias, der da kommen, der von einer Jungfrau geboren werden soll, wird „Immanuel“ heißen, was bedeutet „Gott mit uns“, und dieses Kind, das über die Völker regieren wird, wird genannt werden: „Wunderrat, starker Gott, Ewigvater, Friedensfürst“ (Jesaja 9, 6). Micha spricht von dem Geheimnis des Herrschers, der in Bethlehem geboren wird. Micha 5, 2:„….aus dir soll mir hervorgehen, der Herrscher in Israel werden soll; sein Ursprung ist in der Vorzeit, in unvordenklichen Tagen.“  

 

So wie JHWHs Existenz ewig ist, ist die Existenz des Messias auch als eine ewige offenbart worden. Weiterhin offenbaren die Propheten, dass JHWH die Erlösung durch Seinen eigenen Arm (den Messias) bringen wird: „Er (JHWH) sah, dass niemand da war, und staunte, dass keiner ins Mittel trat. Da half ihm sein eigener Arm, und seine Gerechtigkeit stützte ihn“ (Jesaja 59, 16).  

 

Tausende Jahre später erschien dem Josef in einem Traum der Engel des Herrn, um ihn darüber zu informieren, dass die Jungfrau, mit der er zur Verheiratung verlobt war, einen Sohn durch den Heiligen Geist empfangen hätte, und Er würde der Erretter Seines Volkes sein. Der Engel des Herrn sagte zu Josef: „Josef, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen; denn was in ihr gezeugt ist, das ist vom Heiligen Geiste. Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben (Jeshua – wörtlich „JHWH unser Erretter“), denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden“ (Matthäus 1, 20-21). 

 

Das Zeugnis Jesu

 

Hat Jesus behauptet Gott zu sein? Viele Menschen verneinen das und behaupten, dass es die frühe Gemeinde unter dem Einfluss des Hellenismus gewesen sei, die Jesus nach Seinem Tod vergöttlicht habe.

 

Die Evangelien berichten über verschiedene Geschehnisse, bei denen Jesus seine Zuhörer verärgert hat, indem Er Behauptungen aufstellte oder Autorität in einer Weise ausübte, welches sie sehr wohl als gotteslästerlich ausgelegt haben.

 

So beanspruchte Er Autorität über den Sabbat (Matthäus 12, 8), der von Gott eingesetzt worden war, und auf den Gott allein das Vorrecht hatte. Er beanspruchte die Autorität, Sünden zu vergeben (Matthäus 9, 2), welches Recht allein Gott zusteht. Er übte Autorität über Engel und Dämonen aus.Er beanspruchte die Autorität, alle Menschen zu richten (Apostelgeschichte 10, 42), und Er behauptete, dass Seine Autorität sich nicht nur über den ganzen Himmel erstreckte, sondern auch in den Himmel hinein (Matthäus 28, 18).

 

Jesus beanspruchte auch Präexistenz. Genau so wie JHWH (Jahwe) sich selbst Mose in einer Weise geoffenbart hatte, wodurch Sein ewiges Wesen als wahre Quelle des Lebens zum Ausdruck kam, hat Jesus Präexistenz beansprucht und behauptet, „das Leben in sich selbst“ zu haben (Johannes 5, 26), ja, in der Tat „die Auferstehung und das Leben“ zu sein (Johannes 11, 25). Als Jesus von den Pharisäern herausgefordert wurde, antwortete Er ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch; Ehe Abraham war, bin ich“ (Johannes 8, 58). Jeder, der das hörte, wusste, dass Er auf die Art und Weise anspielte, wie Gott sich selbst dem Mose geoffenbart hatte, nämlich als der „Ich bin“, weshalb sie ja auch Steine aufgehoben hatten, um Ihn zu steinigen. Das Evangelium nach Johannes verzeichnet Sein Gebet zum Vater, das Er in Erwartung der Gerichtsverhandlung, die Er bald durchzustehen hatte, gesprochen hat. Darin spricht Er klar von der Existenz mit dem Vater schon vor der Schöpfung selbst und von der Herrlichkeit, die Er mit dem Vater teilte, was zweierlei andeutet: Seine Gleichheit und Einheit mit dem Vater: „Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“ (Johannes 17, 5; Schlachter 2000).       

 

Er beanspruchte die vollkommene Vertretung Gottes gegenüber den Menschen zu sein: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen“ (Johannes 14, 9). Er behauptete, eine Einigkeit mit Gott zu haben: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10, 30); und Er behauptete ein gemeinsames und exklusives Wissen mit dem Vater zu haben, das nur von Seiner grundlegenden Einigkeit und Seiner einmaligen Beziehung zum Vater herrühren konnte: „Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will“ (Matthäus 11, 27). 

 

Seine Beziehung als „der Sohn Gottes“ besteht nicht nur in dem Sinn, wie wir eine Person als ein Kind Gottes bezeichnen. Er ist der ewige, präexistente Sohn Gottes, von gleichem Wesen mit dem Vater, von Ihm gesandt, um Mensch zu werden, um den Willen und Vorsatz des Vaters für die Menschheit zu vollbringen. Ihre Einheit des Seins und des Vorsatzes können nicht getrennt werden: „Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater“ (1. Johannes 2, 23).

 

Den Titel, den Jesus am meisten als Selbstbezeichnung gebrauchte, war “Sohn des Menschen“. Obwohl einige das als bloße Bezeichnung Seiner Menschlichkeit interpretiert haben, als Er von dem Hohenpriester belastet wurde und unter Eid aussagen sollte, ob Er der Christus, der Sohn Gottes, sei, ist es klar, dass Er sich selbst mit dem Sohn des Menschen aus der Vision Daniels (Daniel 7, 13) identifizierte, der mit den Wolken des Himmels kommt (und göttliches Gericht ausübt), und der bis zu „demHochbetagten“ gelangt, um ein ewiges Reich und Anbetung in der ganzen Welt zu empfangen. Und das wurde von dem Hohenpriester als klare Gotteslästerung interpretiert: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus, der Sohn Gottes bist. Jesus antwortet ihm: Du hast es gesagt. Ja, ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert!“ (Matthäus 26, 63-65)  

 

Die Offenbarung darüber, wer Jesus ist, ist grundlegend für unsere Errettung und ist Grundwahrheit des Christentums, nämlich dass Jesus Christus Gott ist, manifestiert im Fleisch, die vollkommenste Offenbarung des ewigen „Ich bin“, der als der Retter und Erlöser Seines Volkes erschien in Erfüllung dessen, was Gott verheißen hatte. Jesus hat in der Tat beansprucht, Gott zu sein, aber, indem Er sich in Seinem Volk selbst erniedrigte und Knechtsgestalt annahm, zeigte Er vollkommene Demut, ein Beispiel, dem wir folgen sollten. Wie der Prophet Jesaja sagte: „Er (der Knecht des Herrn) wuchs auf vor uns wie ein Schoss, wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich; er hatte weder Gestalt noch Schönheit, dass wir nach ihm geschaut, kein Ansehen, dass er uns gefallen hätte.“ Im Gegenteil, Er sollte verachtet und verworfen werden! Jesaja schrieb prophetisch: „Verachtet war er und verlassen von Menschen, ein Mann der Schmerzen und vertraut mit Krankheit, wie einer, vor dem man das Antlitz verhüllt; so verachtet, dass er uns nichts galt“ (Jesaja 53, 2-3).  

 

Das Zeugnis der Apostel

 

Wie stellen uns die Apostel den Herrn Jesus dar im Lichte ihres jüdischen Verständnisses von Gott? Es gibt viele Stellen in den Schriften der Apostel, die uns zeigen, dass die Apostel den Herrn Jesus als die Inkarnation von JHWH ansahen, aber zum Zweck dieses Artikels werden wir einige auswählen, die vielleicht nicht so sofort ins Auge fallen.

 

Viele Juden meinen oft, dass das Sh’ma („Höre O Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger“, 5. Mose 6, 4) in totalem Widerspruch zu dem christlichen Bekenntnis steht, dass „Jesus der Herr“ ist. Paulus, ein hitziger Jude, war mit dem Vortragen des Sh’ma dreimal am Tag als das grundlegende Bekenntnis des Judaismus voll vertraut. Es ist ein Bekenntnis, das anerkennt, dass es nur einen Herrn gibt, im Gegensatz zu den Heiden, die viele Götter anbeten.

 

Paulus, der sich genau in diesem Zusammenhang äußert, d.h. wegen der Anbetung des einen wahren Gottes im Gegensatz zu den vielen Göttern der Heiden, schreibt: „….so wissen wir, dass es keinen Götzen in der Welt gibt und dass es keinen Gott  in der Welt gibt außer einem. Denn wenn es wirklich sogenannte Götter, sei es im Himmel oder auf Erden, gibt – wie es denn viele Götter und viele Herren gibt -, so gibt es doch für uns nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn“ (1. Korinther 8, 5-6).  

 

N.T. Wright hebt hervor, dass Paulus das Sh’ma nimmt, das Hauptbekenntnis des Judentums, und den Herrn Jesus fest in seine Mitte stellt! Er erkennt die absolute Einheit (hebr. echad) oder Einigkeit des einen wahren Gottes an, der uns als Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind, und als der Herr Jesus Christus, durch den alle Dinge kommen, offenbart wird:

 

5. Mose 6, 4 (Das Sh’ma)

JHWH unser Gott (Gott in hebr. Götter)

JHWH ist ein einiger Gott

 

1. Korinther 8, 6

ein Gott, der Vater…..

ein Herr, Jesus Christus……[1]

 

Viele Juden prallen bei der Auffassung zurück, dass JHWH in der erniedrigten Gestalt und Ähnlichkeit eines Menschen erscheinen würde. Die Heiden beteten viele Götter an, und jeder von ihnen repräsentierte irgendein Gebiet ihres Lebens oder die Naturmächte, usw.; aber JHWH offenbarte sich den Israeliten als der Eine (hebr. echad). Dieses Wort bedeutet nicht einer als in der Einzahl, sondern einer bedeutet hier ein einiger Gott in vollkommener Einheit mit sich Selbstder gesagt hat:„Lasset uns Menschen machen nach unserm Bilde“ (1. Mose 1, 26). Jesus hat diese Einheit bestätigt, indem Er sagte: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10, 30).  

 

Im Philipperbrief steht wohl einer der bekanntesten Stellen, die beglaubigt, dass „Jesus der Herr ist“. Sie ist von Jesaja 45, 23 genommen, wo JHWH erklärt, dass jedes Knie sich beugen wird, und jede Zunge Ihm Treue schwören wird! Wiederum können wir erkennen, dass Paulus den Herrn Jesus mitten in den Zusammenhang des jüdischen Monotheismus stellt, indem er die Einheit und Gleichheit des Herrn Jesus mit dem Vater behauptet:  

 

„Daher hat ihn auch Gott über die Maßen erhöht und ihm den Namen geschenkt, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich beuge jedes Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Philipper 2, 9-11).  

 

Paulus nimmt auch das Zitat vom Propheten Joel 2, 32: „Ein jeder aber, der den Namen JHWHs anruft, wird gerettet“, und wendet diese Stelle direkt auf Jesus an. Den Herrn Jesus müssen wir doch anrufen, um gerettet zu werden. Schon Sein Name in hebräisch, Jehoshua, bedeutet „JHWH ist Errettung“. „Denn wenn du mit deinem Munde Jesus als den Herrn bekennst und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden…….Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden“ (Römer 10, 9.13).  

 

Wenn wir verstehen wollen, was der Titel „Herr“ in der frühen Gemeinde zum Ausdruck brachte, ist es bemerkenswert, dass das griechische Wort für Herr, nämlich Kyrios, regelmäßig gebraucht wurde, um den Namen JHWH in der Septuaginta zu übersetzen, der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, die zur Zeit Christi im allgemeinen Gebrauch war.

 

Der Apostel Petrus zitiert die Stelle Jesaja 8, 12-13, als er die Gläubigen ermahnte, sogar im Angesicht ungerechter Leiden und Verfolgung standhaft zu bleiben: „Nennet nicht alles Verschwörung, was dieses Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was es fürchtet, fürchtet euch nicht und erschrecket nicht! Den Herrn der Heerscharen, ihn haltet heilig, er sei eure Furcht und er euer Schrecken!“ 

 

Doch Petrus zitiert aus diesem Vers wie folgt: „Furcht aber heget nicht vor ihnen und lasset euch nicht erschrecken, sondern den Herrn Christus haltet heilig in euren Herzen…..“ (1. Petrus 3, 14-15).

 

Petrus identifiziert Christus als denjenigen, den wir für heilig ansehen sollten (heilig bedeutet abgesondert), indem er Jesus Christus mit JHWH, dem Herrn der Heerscharen, gleichsetzt!

 

Petrus ermutigt die Gläubigen, sich nicht vor dem zu fürchten, was Menschen ihnen antun können, sondern auf Gott zu vertrauen, der souverän ist und Ihn allein zu fürchten. Das ist genau das, was Jesus Seinen Jüngern gelehrt hatte, in der Zeit, in der Er bei ihnen war: „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib verderben kann in der Hölle“ (Matthäus 10, 28). Selbst wenn unser eigenes Leben bedroht wird, müssen wir treu bleiben und auf Gott vertrauen aus einer heiligen Verehrung und Ehrfurcht heraus: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich erschrecken?“ (Psalm 27, 1) 

 

Es war genau in diesem Zusammenhang von Jesaja 8, 12-15, dass JHWH, der Allmächtige, sagte, dass Er unter Seinem Volk zu einem Heiligtum würde, und doch zur gleichen Zeit ein Stein des Antoßes und ein Fels des Strauchelns. Wie wurde Er zu einem Heiligtum( Wohnstätte für Seinen Geist) unter Seinem Volk? Der Apostel Johannes antwortet ganz einfach:„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott……Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (es wurde zu einem Heiligtum), und wir schauten Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie der einzige (Sohn) von seinem Vater hat, voll Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1, 1.14). Bezug nehmend auf Seinen Leib sagte Jesus: „Brechet diesen Tempel (Heiligtum) ab, und in drei Tagen will ich ihn wiedererstehen lassen“ (Johannes 2, 19-22).  

 

Petrus identifiziert in unzweideutiger Weise den Herrn der Heerscharen, der gemäß der Prophetie in Jesaja 8 „zum Heiligtum und zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Ärgernisses den beiden Häusern Israels werden wird“, mit dem Herrn Jesus. Petrus schrieb: „….und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden….für die aber, die nicht glauben, ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade zum Eckstein geworden und ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses“ (1. Petrus 2, 6-8). Die Offenbarung, dass JHWH Seine Wohnung in der Person von Jesus, dem Messias, unter Seinem Volk aufschlug, ist ohne Zweifel genau das, was bei so vielen aus dem jüdischen Volk Anstoß erregt hat und über das sie gestolpert sind.

 

JHWH, der Schöpfer aller Dinge, der ewige König aller Könige, demütigte sich und verhüllte Seine Herrlichkeit, indem Er unter Seinem Volk in der Person Jesu Christi erschien – und dann durch das Vergießen Seines Blutes am Kreuz die Sühne schaffte.

 

Er ist das Heiligtum für die, die auf Ihn vertrauen, aber für die, die an Seinen Anspruch nicht glauben und Ihn nicht als heilig ansehen, ihnen ist bestimmt zu straucheln, zu fallen und vernichtet zu werden. Jesus sagte:„Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen“ (Matthäus 21, 44). So hat der HERR, der Allmächtige, das Volk schon Jahrhunderte vorher durch den Propheten Jesaja gewarnt: „Und er (JHWH) wird zum Heiligtum und zum Stein des Anstoßes…..zur Schlinge und zum Fallstrick den Bewohnern von Jerusalem. Und ihrer viele werden straucheln, fallen und zerschellen, werden sich verstricken und verfangen“ (Jesaja 8, 14-15). Es war die Zurückweisung Jesu Christi als JHWH (HERR), die in der Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. gipfelte. Jesus sprach von der bevorstehenden Zerstörung Jerusalems durch die Hände der Römer: „…..deine Feinde….werden….keinen Stein in dir auf dem andern lassen darum, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast“ (siehe Lukas 19, 44 und Lukas 21, 20).

 

Wir beugen die Knie und erkennen nur einen Herrn an

 

Das Christentum stand vor einer doppelten Herausforderung. Da war zum einen das Heidentum, und auf der anderen Seite gab es einen Judaismus, der in seinem Eifer, dem Heidentum und der Götzenanbetung zu widerstehen, einen Schutzwall um das Gesetz entwickelt hatte, der eine falsche Frömmigkeit hervorgebracht und Gott ziemlich unnahbar gemacht hatte. Obwohl Juden die Christen oft beschuldigt hatten, Götzenanbeter zu sein,  weil, wie sie meinten, diese „einen Menschen anbeteten“, waren echte Christen genau so eifrig, den Mächten des Heidentums und der Götzenverherrlichung zu widerstehen, wie die Juden auch.

 

Das Bekenntnis „Jesus ist Herr“ war ein Schlag ins Gesicht gegenüber den Behauptungen der Cäsaren. Die heidnische Welt hatte keine Schwierigkeiten damit, „einen Menschen zu einem Gott zu machen“; denn das ist es, was es in Wirklichkeit bedeutete, wenn von treuen Untertanen verlangt wurde, ihre Treue zu zeigen, indem sie bekannten „Cäsar ist Herr“. Dabei ist es wichtig zu merken, dass die Aussage „Cäsar ist Herr“ nicht nur eine Anerkennung des regierenden Staatsoberhauptes war. Es war die Anerkennung seines Anspruchs ein Gott zu sein. Der heutige Mensch mag über solch primitive Vorstellungen spotten, aber er vergöttert sich praktisch selbst!

 

Der Judaismus hatte den Status einer legalen Religion erlangt, und aus Achtung ihrer Gesetze, nach denen Götzenanbetung verboten war, waren Juden davon ausgenommen, irgendwelche Gesten zu machen, die man hätte als götzendienerisch ansehen können. Das Christentum dagegen wurde als illegale Religion betrachtet und seine Anhänger genossen keinen solchen Schutz. Christen waren gezwungen, „Cäsar als Herrn“ zu bekennen oder die Konsequenzen zu ziehen, aber solch ein Bekenntnis wäre eine Verleugnung ihres Glaubens und des Bekenntnisses gewesen, dass „Jesus Herr ist“. Viele Christen wurden zu Märtyrern, weil sie sich weigerten, den Cäsar als Gott anzuerkennen. Diese Märtyrer wussten, dass ihr Herr der einzige oberste König und Richter ist, der allein ewiges Leben geben kann.

 

Nur JHWH kann Sein Volk erlösen: „….die sich verlassen auf ihr Vermögen und ihres großen Reichtums sich rühmen? Doch loskaufen kann sich keiner, keiner Gott das Lösegeld für sich bezahlen – zu teuer ist der Kaufpreis für ihr Leben. Für immer muss er davon abstehen, dass er weiter lebe, dass er niemals schaue die Grube“ (Psalm 49, 7-10).  

 

Das Evangelium, das wir verkündigen, besagt nicht, dass Jesus „ein Gott wurde“. Das Evangelium, im Einklang mit den hebräischen Propheten, die dieses große und wunderbare Geheimnis vorhersagten, besteht darin, dass Gott Mensch wurde! JHWH, der einzige Gott Israels, wurde Israels Erretter, Erlöser und König, indem Er Seinem Volk in Gestalt und Ähnlichkeit eines Menschen erschien, „damit er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele“ (Matthäus 20, 28; vergleiche 1. Tim. 2, 6; Heb. 9, 15; siehe auch Jesaja 63, 8-10).  

 

„Vor mir ist kein Gott gewesen, und nach mir wird keiner sein. Ich, ich binJHWJ (HERR), und außer mir ist kein Helfer (Retter)“ (Jesaja 43, 10-11). „Ich aber bin der Herr, dein Gott, von Ägyptenland her, und du solltest keinen andern Gott kennen als mich und keinen Heiland als allein mich“ (Hosea 13, 4; Luther). Der einzige Weg für Israel, um von ihren Sünden gerettet zu werden, ist, anzuerkennen, dass Gott allein ihr Retter ist, und dass Er sich in Jesus, dem Messias, geoffenbart hat.

 

Als Jesus dem Petrus die Frage stellte: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Simon Petrus: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus aber antwortete und  sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater in den Himmeln“ (Matthäus 16, 15-16).  

 

Jesus konfrontiert jeden Menschen mit dieser gleichen Frage: „Für wen hälst Du mich?“

 

Wenn wir das Evangelium wirklich begreifen, nämlich das Geheimnis des fleischgewordenen Gottes, neigen wir uns in ehrfürchtiger Anbetung und tun mit Thomas kund: „Mein Herr und mein Gott!“   


[1] „What St. Paul really said“ p. 66. (Was Paulus wirklich sagte, S. 66.)