Jesus gegen die Rabbiner – Die Verfluchung des Feigenbaums

Und als sie am folgenden Tag Bethanien verließen, hatte er Hunger. Und als er von fern einen Feigenbaum sah, der Blätter hatte, ging er hin, ob er etwas daran finden würde. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit der Feigen. Und Jesus begann und sprach zu ihm: Es esse in Ewigkeit niemand mehr eine Frucht von dir! Und seine Jünger hörten es. Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und begann die hinauszutreiben, die im Tempel verkauften und kauften, und stieß die Tische der Wechsler um und die Stühle der Taubenverkäufer. Und er ließ nicht zu, dass jemand ein Gerät durch den Tempel trug. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht! Und die Schriftgelehrten und die Hohenpriester hörten es und suchten, wie sie ihn umbringen könnten; denn sie fürchteten ihn, weil die ganze Volksmenge über seine Lehre staunte. Und als es Abend geworden war, ging er aus der Stadt hinaus. Und als sie am Morgen vorbeikamen, sahen sie, dass der Feigenbaum von den Wurzeln an verdorrt war. Und Petrus erinnerte sich und sprach zu ihm: Rabbi, siehe der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt! (Markus 11,12-21,Schlachter 2000)

In verschiedenen jüdischen antimissionarischen Schreiben wird zu verstehen gegeben, dass Jesus gegen das Gesetz des Mose verstoßen habe, als Er einen Feigenbaum verfluchte und damit sein Absterben bewirkte. In seinem Buch „26 Gründe, warum Juden nicht an Jesus glauben” zitiert Asher Norman aus 5. Mose 20, 19 ein bestimmtes Gesetz, das Jesus angeblich übertreten hätte. Dieses Gesetz besagt:

Wenn du lange Zeit vor einer Stadt liegst, indem du wider sie Krieg führst, um sie einzunehmen, so sollst du ihre Bäume nicht verderben, indem du die Axt wider sie schwingst; du magst davon essen, sie selber aber sollst du nicht umhauen. Sind denn die Bäume des Feldes Menschen, dass du sie belagern müsstest?

Mit Bezug auf die Ereignisse, die in Markus 11 beschrieben werden, zeigt es sich, dass diese Ereignisse ganz anders gewesen sind, als was dieses Gesetz beschreibt. Das Verbot in 5. Mose 20, 19 geht gegen das Fällen von Fruchtbäumen, um sie für den Bau von Belagerungsrampen einzusetzen – mit dem Gedanken, dass die Israeliten sich später von diesen gleichen Bäumen ernähren sollten. Jesus führte keinen Krieg und hat keine Stadt belagert. Unterwegs von Bethanien nach Jerusalem hungerte ihn, und Er wollte etwas essen. Sein Überleben wäre nicht von der Erhaltung jenes Baumes abhängig gewesen, der ja sowieso ohne Früchte war. Die Tatsache, dass es nicht die Zeit der Feigen war, wird von der Tatsache übertroffen, dass der Baum in Blättern war. Im Land der Patriarchen „kommen die Früchte (des Feigenbaumes) vor den Blättern” (wie es in Tristram, Natural History of the Bible, p. 352 dokumentiert wird). Die Blätter, die aus der Ferne sichtbar waren, waren so ein Vorwand – eine Andeutung von Fruchtbarkeit – aber ohne Substanz.

In dieser Weise steht der Feigenbaum symbolisch für eine Nation, deren Gottesdienst ein Ritual geworden war, und deren rabbinische Gesetze die wahre Erkenntnis Gottes unrechtmäßig beanspruchten.

Und der Herr sprach: Weil dieses Volk mit dem Munde sich naht und mit den Lippen mich ehrt, sein Herz aber ferne von mir ist, so dass ihre Furcht vor mir nur angelernte Menschensatzung ist … (Jesaja 29, 13).

Jesus hat keine Axt an den Baum gelegt oder ihn umgehauen (wie es in der Torah während der Zeit einer Belagerung verboten war zu tun) sondern Er prophezeite gegen ihn: Es esse in Ewigkeit niemand mehr eine Frucht von dir. Wenn dieser Baum für den Messias keine Frucht hervorbrächte, warum sollte er dann je wieder Frucht für jemand anders tragen?

Aus dem gleichen Grund würde Jesus bald nach dem Zwischenfall mit dem Feigenbaum die Stadt Jerusalem und den Tempel öffentlich anklagen:

Und als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde einen Wall gegen dich aufwerfen, dich ringsum einschließen und von allen Seiten bedrängen und dich dem Erdboden gleichmachen werden, auch deine Kinder in dir, und in dir keinen Stein auf dem andern lassen werden, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast! (Lukas 19, 41-44, Schlachter)

Weil du die Zeit, als Gott zu dir kam, nicht erkannt hast – die verfälschten Institutionen des Judaismus würden nicht nur von ihren Geldverleihern und religiösen Geschäften gereinigt, sondern auch dem Erdboden gleichgemacht werden.

Was war noch zu tun an meinem Weinberg, und ich tat es nicht? Warum hoffte ich, dass er edle Trauben brächte, und er brachte herbe Frucht? – Nun, so will ich euch kundtun, was ich meinem Weinberg tun will: Ich will seinen Zaun entfernen, dass er abgeweidet, und seine Mauer einreißen, dass er zertreten werde. Ich will ihm den Garaus machen: nicht beschnitten soll er werden noch behackt, in Dornen und Disteln soll er aufgehen; und den Wolken will ich verbieten, auf ihn zu regnen. Denn der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer Judas sind seine Lieblingspflanzung. Er hoffte auf Guttat, und siehe da, Bluttat, auf Rechtsspruch, und siehe da Rechtsbruch! (Jesaja 5, 4-7, Zürcher)

So wie die Jünger später Zeugen beim Vertrocknen des Feigenbaums wurden, so legt die Geschichte Zeugnis ab von der Belagerung Jerusalems im Jahre 70 n.Chr., bei der eine Million Juden zu Tode kamen und der Tempel in einer Weise zerstört wurde, wie Jesus es prophezeit hatte.

Wie es Adam nicht erlaubt wurde, sich hinter seinen Feigenblättern zu verstecken, so wurde auch der unfruchtbare Feigenbaum seiner Scheinheiligkeit entblößt, und die religiöse Vortäuschung der Rabbiner wurde durch die Geschehnisse um das Jahr 70 n.Chr. bloßgelegt. Das Verfluchen des Feigenbaums war eine symbolische Verfügung des Gerichtes, das über ein korruptes religiöses System kommen würde, das niemals Früchte der Gerechtigkeit Gottes zu tragen vermocht hätte.