„Suchet den Herrn, ihr Demütigen alle im Lande, die ihr nach seinem Gebote tut; trachtet nach Gerechtigkeit, trachtet nach Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Zornestag des Herrn.” (Zephanja 2, 3)
Das ständige Ziel von jedem wahren Propheten in der ganzen Geschichtszeit der Bibel war:
(i) zu warnen, dass das Gericht unvermeidbar ist,
(ii) Sünder zur Buße zu rufen,
(iii) denen Errettung anzubieten, die darauf eingehen wollten, und
(iv) den Plan Gottes zu bestätigen, die Gläubigen wiederherzustellen.
Die prophetische Botschaft wird dann durch die Handlungen Gottes in der Menschheitsgeschichte dargestellt. Angefangen von Noahs Flut bis zum Auftrag an Jona, in Niniveh zu predigen, bis zur Zerstörung Jerusalems und dem folgenden babylonischen Exil, sie alle beglaubigen die Unvermeidbarkeit von Gottes Gericht – aber dass Er auch die errettet, die ihr Vertrauen auf Ihn setzen.
Die Passah-Geschichte ist in sich selbst eine Lektion über Gericht und Befreiung, bzw. Bewahrung. Doch – während das Bewahrungs- und Befreiungselement anläßlich des jährlich stattfindenden Passah-Seders pflichtbewusst gefeiert wird, wird dieses Element kaum von der Perspektive des drohenden Gerichtes Gottes her betrachtet.
In der gleichen Weise werden die vielen prophetischen Aussagen der Bibeltexte, die eine Wiederherstellung Israels verheißen, von dem Zusammenhang des Zornes Gottes abgetrennt. Denn es ist ganz natürlich, dass die, die sich selbst als gerecht oder in Gottes Augen als begünstigt betrachten, die Bibel nicht mit einer Erwartung der drohenden Verurteilung lesen, sondern ihre Augen eher auf Herrlichkeit, Ehre, Anerkennung und Rechtfertigung gerichtet sind. Die prophetischen Gerichtswarnungen werden so als eine Übertreibung, als eine leere Drohung oder sogar als für jemand anders bestimmt angesehen.
Und doch war es gerade die Erwartung des Gerichtes, was die Israeliten dazu veranlasste, die göttlichen Anweisungen über das Passahfest zu befolgen. Waren sie durch die Ausgießung der ersten neun Plagen nicht völlig davon überzeugt, dass der Tod des Erstgeborenen keine leere Androhung war?
Somit war die Ankündigung: „Und ich werde in derselben Nacht durch das Land Ägypten schreiten und alle Erstgeburt im Lande Ägypten erschlagen….” (2. Mose 12,12) der Umstand, der folgendes notwendig machte: „…sie sollen von dem Blute nehmen und die beiden Türpfosten und die Oberschwelle an den Häusern, in denen sie es essen, damit bestreichen….Und das Blut soll ein Schutzzeichen für euch sein an den Häusern, in denen ihr seid: wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen” (Verse 7 und 13).
Die Schlachtung des Lammes war eine besondere Forderung, die für einen bestimmten Zweck beabsichtigt war. Diese Forderung zeigte ziemlich treffend, dass die israelitischen Familien nicht weniger dem Gericht des Todes entgehen könnten, (denn die Folge der Sünde ist der Tod, und alle haben ja gesündigt und ermangeln der Ehre vor Gott). Wäre es nicht wegen Gottes Barmherzigkeit gewesen, hätte selbst Mose seinen erstgeborenen Sohn verloren. „Unterwegs aber, da wo er übernachtete, trat ihm der Herr entgegen und wollte ihn töten” (2. Mose 4, 24). Hier lesen wir von Gottes Entrüstung über das Versagen des Mose, der das Gesetz der Beschneidung bei seinem Sohn nicht befolgt hatte. So demonstriert uns die Bibel die Rechtsprechung Gottes, die auf keinen Vergleich eingeht, von der keiner ausgenommen ist.
Das Schlachten des Passahlammes zeigt ganz klar, dass die israelitischen Familien dem Gericht des Todes nicht entkommen konnten, aber dass in ihrem Fall der Tod durch eine Stellvertretung aufgewogen wurde.
Das Passahlamm diente als ein Lösegeld für den Erstgeborenen in Israel, ein Preis, durch den das ganze Volk erlöst wurde. In dieser Weise hat Gott das Volk Israel für sich selbst erkauft. Demzufolge gehörte das Erstgeborene in jeder israelitischen Familie – ob es der erstgeborene Sohn oder die Erstlinge der Herde waren – dem HERRN und mussten entweder ausgelöst oder getötet werden (2. Mose 13, 2.13). Das sollte eine fortwährende Verordnung in Israel sein – eine Erinnerung an jede Generation, dass sie Gott wegen dem Fortbestand ihrer Nachkommenschaft verpflichtet waren. Wie geschrieben steht: „…dass ihr nicht euch selbst angehört? Denn ihr seid teuer erkauft worden…” (1. Korinther 6, 19).
Das Wunder des Passah-Geschehens wurde so von einem Volk erlebt, das verstanden hatte, dass ihre Befreiung das Gericht voraussetzte. Die Israeliten, die sich später auf das Kennzeichen ihrer ethnischen Identität als Nachkommen Abrahams für eine weitere Befreiung verlassen wollten, wurden völlig überrascht, als Gottes Gericht über ihr eigenes Volk erging.
Es gibt viele Bibelstellen, welche die Vorstellung eines ethnisch definierten Israels unterstützen, das schließlich Gottes Gunst genießt und durch die Vernichtung der anderen Völker sich rechtfertigen kann. Aber genau diese Verheißungen – wenn man sie einzeln herausnimmt und sie dann von ihren scheinbaren Nutznießern in Absolutheiten umgedreht werden – sind eben zu diesem Zweck entworfen worden, denjenigen ein falsches Vertrauen zu geben, die für die Vernichtung bestimmt sind.
Denn das Wort Gottes, das in der Heiligen Schrift zu finden ist, ist keinesfalls dazu bestimmt, nur klare und eindeutige Anzeichen von zukünftigen Ereignissen zu geben, sondern es ist erst einmal für die Errettung derer bestimmt, die Gottes gerechtes Gericht annehmen, und zur gleichen Zeit ist es dazu bestimmt, eine Falle und Schlinge zur ewigen Verdammnis zu sein, für die, welche es nicht annehmen.
„Den Herrn der Heerscharen, ihn haltet heilig, er sei eure Furcht und er euer Schrecken! Und er wird zum Heiligtum und zum Stein des Anstoßes werden und zum Fels des Strauchelns den beiden Häusern Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick den Bewohnern von Jerusalem” (Jesaja 8, 13-14, Zürcher Übers.).
So müssen diejenigen, die sich auf 2. Mose 4, 22 berufen: „So spricht der Herr: Israel ist mein Sohn, mein Erstgeborener…”, jene nicht vergessen, „die der Herr der Heerscharen segnet, indem er spricht: Gesegnet ist Ägypten, mein Volk, und Assyrien, das Werk meiner Hände….” (Jesaja 19, 25).
Und diejenigen, die sich heute so sehr darüber freuen, „weil er deine Väter geliebt und ihre Nachkommen erwählt und dich herausgeführt hat aus Ägypten, er selbst durch seine große Kraft, um Völker größer und stärker als du, vor dir zu vertreiben und dich in ihr Land zu führen und es dir zum Eigentum zu geben, wie es heute ist” (5. Mose 4, 37-38), sollten sich daran erinnern, dass Er ebenfalls gesagt hat: „Siehe, ich mache dich zum Grauen für dich und all deine Freunde; sie werden durch das Schwert ihrer Feinde fallen, während deine Augen es ansehen müssen. Und ganz Juda gebe ich in die Hand des Königs von Babel; der wird sie nach Babel wegführen und mit dem Schwerte schlagen” (Jeremia 20, 4).
Sogar diejenigen, die wissen, dass es heißt: „vermöge der Gnade seid ihr gerettet durch Glauben” (Epheser 2, 8), müssen daran denken, dass: „Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr!…Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt!”(Matthäus 7, 22-23)
Hesekiel hat bewusst die Spracheigentümlichkeit des Passahfestes gebraucht, um Gottes Gericht über Jerusalem zu prophezeien: „Die Herrlichkeit des Gottes Israels aber hatte sich von dem Cherub, über dem sie gewesen, zur Schwelle des Tempels hinweggehoben. Und er rief dem Manne, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an der Seite hatte, und sprach zu ihm: Gehe mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und zeichne ein Kreuz auf die Stirne derer, die seufzen und stöhnen wegen all der Greuel, die in der Stadt geschehen. Zu den andern aber hörte ich ihn sagen: Gehet diesem nach durch die Stadt und schlaget drein! Euer Auge soll nicht gütig blicken, und ihr sollt euch nicht erbarmen! Greis und Jüngling und Jungfrau, Kind und Weib, sie alle tötet! Vernichtet! Doch keinen, der das Kreuzeszeichen trägt, dürft ihr anrühren. Bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen” (Hesekiel 9, 3-6).
„Denn die Zeit ist da, dass das Gericht anfange beim Hause Gottes. Wenn es aber zuerst bei uns anfängt, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorsam sind? Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder zu sehen sein?” (1. Petrus 4, 17-18)
Wiederum würde der Stolz viele Menschen blind für die Warnungen des Hesekiel machen, so dass die Verse aus den Sprüchen (16, 18; 29, 23) sich bewahrheiten:„Hochmut kommt vor dem Verderben, und hoffärtiger Sinn vor dem Fall” und „Hochmut bringt den Menschen herunter; aber der Demütige (engl. Übers. im Geist ) kommt zu Ehren.”
Die Demütigen im Geist würden sich in der Zeit des Königs Zedekiah von ihm, den falschen Propheten und der korrupten Priesterschaft abgewandt haben und wären so der Zerstörung entronnen.
„Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden”
(1. Korinther 11, 31), und „Der Herr ist gütig gegen den, der auf ihn hofft, gegen die Seele, die ihn sucht. Es ist gut, in Stille zu harren auf die Hilfe des Herrn” (Klagelieder 3, 25-26).
Aber diejenigen, die meinten, dass das Gericht eine leere Drohung wäre, diejenigen, die sich darauf verlassen wollten, zum auserwählten Volk Gottes zu gehören und deshalb ihre Bewahrung schon garantiert wäre, und diejenigen, die nach ihrer eigenen Einschätzung sich für gerecht hielten, all diese fielen in die Falle und in eine Schlinge und begegneten dem Hunger, den Krankheiten und dem Schwerte Babylons. Auf diese unglücklichen Seelen trifft das Klagelied zu: „….meinen Füßen hat er (der Herr) ein Netz gespannt” (Klagelieder 1, 13).
Der Messias sollte in ähnlicher Weise als derjenige verstanden werden, der vor dem Gericht Gottes errettet.
Die Propheten haben klar gewarnt: „Wehe euch, die ihr den Tag des Herrn herbeisehnt! Was soll euch denn der Tag des Herrn? Er ist Finsternis und nicht Licht!” (Amos 5, 18) und„Wer wird den Tag seines Kommens ertragen? Und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher” (Maleachi 3, 2) und „Siehe, der Tag des Herrn kommt grausam, mit Grimm und glühendem Zorn, die Erde zur Wüste zu machen und Sünder von ihr wegzutilgen. Denn die Sterne des Himmels und seine Orione lassen ihr Licht nicht strahlen; denn die Sonne ist finster bei ihrem Aufgang, und der Mond läßt sein Licht nicht scheinen. Ich will die Bosheit an der Welt heimsuchen und an den Gottlosen ihre Verschuldung. Ich will ein Ende machen dem Hochmut der Stolzen und den Übermut der Tyrannen erniedrigen. Ich will die Menschen seltener machen als Feingold, die Sterblichen seltener als Golderz von Ophir. Darum wird der Himmel erbeben, und die Erde wird aufschrecken von ihrer Stätte bei dem Grimm des Herrn der Heerscharen und am Tage seines glühenden Zorns” (Jesaja 13, 9-13).
„Stoßt in die Posaune auf Zion und erhebt den Lärmruf auf meinem heiligen Berge, dass alle Bewohner des Landes erbeben; denn der Tag des Herrn ist da, er ist nahe, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und des Nebels … Denn groß ist der Tag des Herrn und gar furchtbar; wer kann ihn bestehen?” (Joel 2)
„Denn nichts ist verborgen, was nicht offenbar werden wird, und nichts geheim, was nicht bekannt werden und an den Tag kommen wird” (Lukas 8, 17).
Als Johannes der Täufer zu proklamieren begann: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist genaht!” (Matthäus 3, 2), waren zwei deutliche Erwartungen unter den Juden vorherrschend.
- Da gab es die, welche die Gedanken des Propheten Daniel teilten:
„…wir haben gesündigt und uns verschuldet, wir sind gottlos gewesen und abgefallen, wir sind abgewichen von deinen Geboten und deinen Satzungen. Wir haben auch nicht gehört auf deine Knechte, die Propheten, die in deinem Namen zu unseren Königen und Fürsten, zu unsern und zu dem ganzen Volk des Landes geredet haben” (Daniel 9, 5-6).Für diejenigen, die das gleiche Muster religiöser Heuchelei, der Kompromisse und der Korruption, wie sie vor der Zerstörung des ersten Tempels offenkundig war, sehen konnten, wurde der Tag des Herrn erkennbar – „ein Tag des Dunkels und nicht des Lichts”, an dem Gott „das Land verwüsten und die Sünder darin vernichten würde”. Was immer die messianische Erwartung dieser Leute auch gewesen wäre, sie wäre in der Angstvor dem Gericht eingehüllt gewesen.Zu solchen wie diesen kam die Frohbotschaft der großen Freude, dass ihnen in der Stadt Davids und im Hause Davids jemand geboren würde, welcher der Erretter und Erlöser seines Volkes sein würde.„Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen JESHUA (JESUS) geben, denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden” (Matthäus 1, 21).Johannes der Täufer begegnete Jesus mit diesen Worten: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt” (Johannes Ev. 1, 29); denn Er würde das Opferlamm des Passahfestes werden, durch dessen Blut der treue Überrest dem Gericht Gottes entfliehen würde, das über ganz Israel kommen sollte.
Somit konnte Jesaja (4, 2) schreiben: „An jenem Tage wird, was der Herr sprossen läßt, zur Zierde und zur Ehre, und die Frucht des Landes zur Hoheit und zum Schmucke für die Geretteten in Israel.”
„Und kommen wird der Erlöser für Zion und für die vom Abfall Bekehrten in Jakob, spricht der Herr” (Jesaja 59, 20).
Johannes taufte am Jordanfluss (Joh. Ev. 10, 40), wahrscheinlich an der Stelle, wo die Israeliten zur Zeit Josua den Fluss überquert und in das Land Kanaan eingezogen waren (Josua 1, 2). Nach dem mosaischen Gesetz war den Israeliten das Land als Erbe zugeteilt worden, solange sie dem Bund gehorsam sein würden (3. Mose 20, 22-24). Als sie damals den Jordan überquerten, bestätigten die Bußfertigen in Israel, dass sie ihr verheißenes Erbe durch ihren früheren Ungehorsam verwirkt hatten und stellten sich ganz unter die Barmherzigkeit Gottes und erwarteten den kommenden Erlöser.
„Und alles Volk, das zuhörte, und die Zöllner haben Gott Recht gegeben, indem sie sich mit der Taufe des Johannes taufen ließen. Die Pharisäer aber und die Gesetzeskundigen haben den Ratschluss Gottes über sie selber verworfen, indem sie sich von ihm nicht taufen ließen” (Lukas 7, 29-30).
- Da gab es die Erwartung eines Messias, der Israel gegen seine Feinde rechtfertigen und es auf die vorderste Position unter den Völkern der Welt erheben sollte.Die Pharisäer und andere, die diese Meinung teilten, konnten nicht erkennen, dass sie selbst gleichermaßen unter Gottes Gericht fallen würden. Übergenau in ihrer religiösen Einhaltung – und völlig überzeugt von ihrer eigenen Gerechtigkeit – warteten sie auf den gerechten Lohn für ihr enthaltsames und diszipliniertes Leben. Errettung von Sünde war kein Teil ihrer messianischen Erwartung.Sie konnten nicht erkennen, dass sie aus der Torah einen Götzen gemacht und das Trachten nach eigener moralischer Vollkommenheit übernommen hatten, ja sie haben die Beziehung zu dem lebendigen Gott zugunsten ihres Trachtens ausgetauscht. Auch ihren Bedarf an einer inneren Umwandlung haben sie nicht erkannt – die durch Beachtung eines äußerlichen Gesetzeskodexes nicht erlangt werden konnte.„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen! Ich aber sage euch: Wer eine Ehefrau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen” (Matthäus 5, 27-28).
„Denn zwiefach hat mein Volk gefrevelt: mich hat es verlassen, den Quell lebendigen Wassers, und hat sich Brunnen gegraben, rissige Brunnen, die das Wasser nicht halten” (Jeremia 2, 13).
Die obenerwähnte Gesinnung der Pharisäer durchdringt den ganzen Talmud und andere rabbinische Schriften. Als Beispiel diene die Stelle aus der Pesiqta Rabbati: „Und alle werden kommen und auf ihr Angesicht vor dem Messias und vor Israel fallen und werden zu ihm sagen: ‚Lasst uns Diener für dich und Israel sein‘, und jeder in Israel wird 2800 Diener haben….” (Seiten 162 a – b).
Abweichungen davon haben sich mit Bezug auf die messianischen Hoffnungen unter den Juden bis heute gehalten. Und genau so wie es für die, die keine Sintflut erwarten, von wenig Interesse wäre, eine Arche zu bauen – so können diejenigen, die heute „auf ihre glorreiche Wiederherstellung warten”, keine Verbindung zu dem Evangelium Jesu, unserem Messias, herstellen.
„Jesus sprach nun zu den Juden, die zum Glauben an ihn gekommen waren: Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr in Wahrheit meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. Sie antworteten ihm: Wir sind Abrahams Nachkommen und sind nie jemandes Knechte gewesen; wie kannst du sagen: Ihr werdet frei werden? Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht” (Johannes 8, 31-34).
Somit bedeutet für die, welche auch heute noch die Meinung der Pharisäer in religiöser, nationaler und ethnischer Weise teilen, dass sie weiterhin in einer Falle und Schlinge stecken, die Jesaja erwähnt hat. Das sind die, zu denen Er gesprochen hat: „Das ist die Ruhe; schaffet Ruhe dem Müden, und das ist die Erholung! Aber sie wollten nicht hören. So wird denn das Wort des Herrn an sie ergehen: Satz auf Satz, Satz auf Satz, Spruch auf Spruch, Spruch auf Spruch, da ein wenig, dort ein wenig – damit sie gehen und rücklings straucheln und zerschellen, sich verstricken und gefangen werden” (Jesaja 28, 12-13).
Der Herr hat Sein Urteil über die gesprochen, die sprechen: „Bleib mir vom Leibe, komm mir nicht zu nahe! Sonst mache ich dich heilig. Diese sind ein Rauch in meiner Nase, ein Feuer, das immerfort lodert” (Jesaja 65, 5).
Vieles vom Neuen Testament und den prophetischen Resultaten der Lehren Jesu werden vollständig missverstanden, wenn wir nicht verstehen, dass die, welche die Verheißung der Erlösung angenommen hatten, eine drohende Zerstörung erwarteten.
Der Bußruf von Johannes dem Täufer beinhaltete die unvermeidbare Konsequenz, dass das Gericht bald folgen würde. Und in seiner schlagfertigen Antwort an die Pharisäer sagte er ihnen: „Ihr Natterngezücht, wer hat euch unterwiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet?” (Matthäus 3, 7)
Jesus hat nach Meinung vieler nicht nur darin versagt, die Erwartung der Pharisäer zu erfüllen, nämlich, dass sie vor der ganzen Menschheit als Muster der religiösen Tugend dargestellt würden – sondern Er hat auch von Anfang an darin versagt, mit Gericht in Übereinstimmung mit den prophetischen Warnungen aufzutreten.
Somit war die Frage von Johannes dem Täufer im Gefängnis des Herodes an den Messias Jesus: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?” (Lukas 7, 19)
Aber es geschah in Übereinkunft mit Gottes großer Barmherzigkeit, dass zuerst das Evangelium der Errettung die gesamte Bevölkerung erreichen sollte, bevor Israel verurteilt werden würde. Denn, wie die Rabbiner oft lehren: Gott sendet immer das Heilmittel vor dem Eintreten der Krankheitsleiden.
Als Jesus prophezeite, dass „Menschen den Geist aufgeben werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden….
„wird man den Sohn des Menschen auf einer Wolke kommen sehen …
[und] „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen sein wird”
(Lukas 21, 26-32), nahm Er nicht Bezug auf Sein sogenanntes zweites Kommen am Ende des Zeitalters. Er hat jenen neu versichert, welche die richtige messianische Erwartung aufrecht hielten, indem Er ihnen bestätigte, dass Er bald als Richter über Israel und Jerusalem auftreten würde in Übereinstimmung mit all dem, was die Propheten geredet hatten.
Als Jesus wiederum prophezeite: „Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so fliehet in die andere! Denn wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende, bis der Sohn des Menschen kommt” (Matthäus 10, 23), hat Er Gottes drohendes Gericht über alle, die das Evangelium der Errettung ablehnen, bestätigt.
Innerhalb von 40 Jahren (also einer Generation) nach Jesu Tod ist dieses Gericht tatsächlich mit beispielloser Verwüstung, Elend und Tod eingetreten.
Und wir müssen von Jesus sagen, wie die alten Propheten über die Erfüllung ihrer Prophetien geredet haben: „Denn dann werdet ihr wissen, dass der Herr mich gesandt hat!”
Was an Israel im Jahre 70 nach Chr. geschehen ist, ist nichts Anderes als das Kleinformat an Gericht, das der ganzen Welt noch bevorsteht. So hat Paulus die heidnischen Völker gewarnt: „Über die Zeiten der Unwissenheit nun hat Gott hinweggesehen; jetzt aber läßt er den Menschen verkündigen, dass sie alle überall Buße tun sollen, wie er denn einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dafür bestimmte. Und er hat ihn für jedermann dadurch beglaubigt, dass er ihn von den Toten auferweckt hat”(Apostelgeschichte 17, 30-31).
Das Gericht erging zuerst über die Juden des Alten Bundes, und Jesus spricht vom treuen Haushalten: „Von jedem aber, dem viel gegeben ist, wird viel gefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man desto mehr verlangen” (Lukas 12, 48). Nun aber hat das Wissen über Gott den ganzen Erdball erfüllt, und wiederum ist Gott bereit, Sein gerechtes Gericht offenbar werden zu lassen.
Wiederum sagen die, welche in Treulosigkeit und in irdischen Geschäften verwickelt sind:„Weissaget uns nicht die Wahrheit, saget uns angenehme Dinge, weissaget Täuschung”(Jesaja 30, 10). Doch gerade denen, die sagen: „Es ist Friede und Sicherheit!”, wird plötzliches Verderben kommen, und sie werden nicht entrinnen können. (1. Thessalonicher 5, 3)
Wiederum werden die, welche vor drohendem Gericht warnen, verschmäht und abgewiesen.
Wiederum werden die Stolzen und fleischlich Gesinnten getäuscht durch falsche Erwartungen einer Wiederherstellung (sei es durch eine siegreiche und die Welt regierende, dominierende Kirche der Endzeit oder die Wiederherstellung „eines Israels nach dem Fleisch” im Lande der Patriarchen).
Weiterhin gibt es die Falle und die Schlinge, denn für solche Leute wird jener Tag wie ein Dieb in der Nacht kommen, und viele werden überrascht sein und in völliger Bestürzung dastehen. Denn Befreiung wird noch einmal auf Gericht begründet sein.
„Noch einmal werde ich nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel erschüttern. Das Wort ‚noch einmal’ aber deutet die Beseitigung der Dinge an, die als geschaffene der Erschütterung unterworfen sind, damit die unerschütterlichen bestehen bleiben” (Hebräer 12, 26-27).
Im Buch der Offenbarung 15, 6 lesen wir von dem Wiedererscheinen der Engel, die in weiße Leinwand gehüllt sind – wie in der Prophetie in Hesekiel 9, 4 schon einmal ein solcher erschienen ist, der mitten durch Jerusalem schreiten sollte, um die wahren Gläubigen, die über die Sünden des Volkes weinten, zu kennzeichnen. Und an einer anderen Stelle in Offenbarung 7, 3 wird dem Todesengel gesagt, dass er die, welche das Siegel an ihrer Stirn haben, verschonen soll.
„Und in ihm habt auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, das Evangelium eures Heils – in ihm habt auch ihr, nachdem ihr gläubig geworden seid, das Siegel empfangen durch den Heiligen Geist …” (Epheser 1, 13.
„Denn es offenbart sich der Zorn Gottes vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten, weil das, was man von Gott erkennen kann, unter ihnen offenbar ist; denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Sein unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, ist ja seit Erschaffung der Welt, wenn man es in den Werken betrachtet, deutlich zu ersehen, damit sie keine Entschuldigung haben, deshalb, weil sie Gott zwar kannten, ihm aber doch nicht als Gott Ehre oder Dank erwiesen, sondern in ihren Gedanken in eitlen Wahn verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde” (Römer 1, 18-21).
Stolze und anmaßende Menschen werden ihrem drohenden Verderben immer blind gegenüber stehen. Nur die Furcht Gottes in unserem Herzen kann uns aus der Schlinge und aus der Furcht vor Seinem gerechten Gericht herausholen. Und so besteht unsere Sicherheit darin, dass „die Barmherzigkeit über das Gericht triumphiert” (Jakobus 2, 13).
„Denn als unser Passahlamm ist Christus geopfert worden” (1. Korinther 5, 7).