Ein Bericht über die Einschätzung des Erfolges der Evangelisation unter jüdischen Menschen aus dem Jahre 1922

(übersetzt von Klaus Püplichhuisen, klaus.publius@t-online.de)

Im Jahre 1922 gaben die Pastore L. Zeckhausen, David Baron und Dr. Arnold Frank einen Bericht an die United Free Church of Scotland(Vereinigte Freie Kirche Schottlands) über die „erfolgreiche Mission unter jüdischen Menschen“. In überzeugender Weise bestritten sie die Auffassung, dass es viel schwieriger sei, einen jüdischen Menschen zu Christus zu führen als irgend jemand anderen und haben so den Mythos zerstreut, dass ein christlicher Antisemitismus ein unüberwindbares Hindernis für eine Annahme von Jesus unter Juden darstellte. Es ist interessant zu bemerken, dass es unter den Juden in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg eine ziemliche Offenheit für das Evangelium und ein Beweis einer bedeutsamen geistlichen Ernte unter den Juden Europas gegeben hat, bevor die Verwüstung und Vernichtung der europäischen Judenheit durch das Holocaust-Geschehen begann.

Dies ist eine bearbeitete Version der Einführung und einige wenige Auszüge von diesen Berichten.


Es gibt keine abgedroschenere Behauptung als die, dass es schwierig sei, einen jüdischen Menschen zu bekehren, und viele haben diese Behauptung dazu gebraucht, alle Anstrengungen zu tadeln, solch einen Menschen zur Erkenntnis des Christus zu bringen. Es ist keine Überraschung, dass Juden selbst diese Idee gefördern haben sollten, denn der Glaube, dass ihre Volksgenossen zäh an ihrer Religion festhalten würden, muss bei einigen, die sie gerne verlassen würden, als eine Abschreckung dienen; aber dass auch Christen diese Aussage machen, ist schon erstaunlich. Wie sind diese eigentlich selbst zu ihrem jetzigen christlichen Bekenntnis gekommen, wenn nicht durch jüdische Bekehrte hin zu Christus? Wie hat sich der christliche Glaube von Anfang an über der ganzen damals bekannten Welt verbreitet, wenn nicht durch Juden, die zum Glauben gekommen waren, dass Jesus von Nazareth der wahre Messias sei? Christen, die hergehen und gerne die Schwierigkeiten einer Bekehrung betonen, bezeugen ja in der Tat eine Unwissenheit über die Geschichte ihres eigenen Glaubens, denn kamen nicht damals zu Pfingsten ungefähr 3000 dieser „unerschütterlichen Juden“ an einem Tag zum Glauben an Jesus?

Jüdische Bewegungen hin zum Christentum

Es ist praktisch unmöglich, das Zuwachsverhältnis aus dem Judentum hinüber zum Christentum genau zu ermitteln. Man hat berechnet, dass zur Zeit Christi ca. vier Millionen Juden gelebt haben. Im Laufe des Mittelalters hat sich diese Zahl auf eine Million reduziert. Was ist mit den anderen der früheren Zahl passiert und mit dem natürlichen Zuwachs, den sie doch als Volk hätten haben sollen? Ohne Zweifel erklären die Zwangsbekehrungen während der Kreuzzüge oder die Foltermethoden der katholischen Inquisition in Spanien Vieles. Aber wir müssen auch daran denken, dass es echte Bekehrungen zu Christus hin gegeben hat. Juden im allgemeinen mögen den größten Teil der Bekehrungen zum Christentum als eine Auswirkung der „Assimilation“ abstempeln, aber solch eine Anpassung kann nicht immer als ein mechanischer Prozess gesehen werden, oder das jüdische Volk müsste geistig und moralisch als impotent gehalten werden, was sie nicht sind. Im 18. Jahrhundert dachte Moses Mendelssohn, dass er die jüdische Kultur zur Fortentwicklung der Welt gebrauchen könnte. Der vertrautere Kontakt mit der nicht-jüdischen Welt, den diese Bewegung ja einschloss, brachte das Gegenteil hervor von dem, was er erwartet hatte, denn alle seine Nachkommen sind heute Christen. Es ist eine Tatsache, dass wenn Juden in lebendiger Weise mit dem christlichen Glauben in Kontakt kommen, sie ihn geistesverwandt und geistlich attraktiv finden. Manchmal endet solch eine Verbindung in einer Massenbewegung hin zum Christentum. Im Jahre 1819 wurden von 3.610 Juden in Berlin 1.236 Christen, und über die Jahre danach gab es Übertritte durchschnittlich von 122 jährlich. Der 1. Weltkrieg brachte Juden und Heiden einander näher wie nie zuvor, und eine Massenbewegung, wie in Ungarn und der Ukraine, war das Resultat.

Taufen von jüdischen Menschen

Wir besitzen tatsächlich eine gute Kenntnis über die Anzahl der Juden, die sich zum Christentum bekehrt haben. Der Missionar De le Roi von der „Londoner Jüdischen Gesellschaft“ hat eine Berechnung über die Taufen aufgestellt, die im 19. Jahrhundert weltweit geschehen sind. Obwohl seine Zahlen weitgehend ungefähre Zahlen sind, sind sie von Juden selbst im wesentlichen als korrekt angenommen worden. Hier ist seine Aufstellung über die Taufen:

als Protestanten als Katholiken  als griechisch-orthodox
Großbritannien 28.830 *
Deutsches Reich 17.520
Holland  1.800
Norwegen, Schweden 500
Dänemark 100
Schweiz 100
Frankreich 600 1.800
Österreich-Ungarn 8.356 36.200 200
Russland 3.136 12.000 69.400
Asien und Afrika 100 500
Australien 200
Nordamerika 11.500 1.500#
Italien 300
Rumänien 1.500
Türkei 3.300
Griechen.,Bulg.,Serbien 100
INSGESAMT  72.742  57.300    74.500

Die Zahl unter Großbritannien schließt 5.330 Bekehrungen durch britische Missionen im Ausland ein.

   # Die Zahlen für Nordamerika schließen die für Holland und der Schweiz ein.

Spätere Statistiker sehen De le Rois Schätzung als sehr konservativ an, und die tatsächliche Zahl liegt zwischen 225.000 und 250.000.

Es ist berechnet worden, dass jeder 156. Jude in der Welt ein protestantischer Christ ist, während das Verhältnis zu den anderen nicht-christlichen Religionen 1 zu 525 ist. Wenn die Einsammlung aus der Welt der Heiden und der Muslime in demselben Verhältnis stattgefunden hätte wie jene aus den Juden in der Welt, dann hätte es eine Gesamtzahl von sieben Millionen Bekehrten aus der nicht-christlichen Welt gegeben, anstatt von nur zwei bis drei Millionen während des 19. Jahrhunderts. Untersuchungen haben ebenfalls ergeben, dass die Zahl der protestantischen jüdischen Bekehrten, die in den christlichen Dienst gehen, dreimal höher ist als die aus den Reihen der Bekehrten aus anderen nicht-christlichen Religionen.

Ursachen der Bekehrungen

Wenn es für Juden unmöglich geworden ist, noch länger den Erfolg des Evangeliums Christi unter ihren Volksgenossen zu leugnen, nehmen sie Zuflucht zu einer Einflüsterung, dass die Lebensführung dieser sogenannten Konvertiten den Respekt von vernünftigen Menschen nicht mehr verdient hätte. Ihr Religionswechsel könnte doch nur auf Interessensvorteilen zurückzuführen sein. Einige, so machen sie geltend, fanden es schicklich, Christen zu werden, weil die Erlangung weltlicher Positionen sie in Versuchung gebracht hat, oder weil eine gewisse Verfolgung sie aus Sicherheitsgründen gezwungen hat zu konvertieren, oder weil sie in eine ausländische Familie hinein geheiratet haben, oder weil sie religiös gleichgültig geworden sind, zu welcher Religion sie sich bekennen sollen. Vor kurzem lenkte ein Korrespondent aus Jerusalem die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass „hier in Eretz Yisrael (d.h. Palästina) die Missionare ungewöhnlich erfolgreich in ihren Unterwanderungsversuchen seien. Sie fänden hier einen fruchtbaren Boden für ihre Werke, und in Jerusalem würden alle schwachen jungen Juden konvertieren.“ Und indem sie die Bewegung in noch schlechteren Ruf bringen, fügt der Korrespondent hinzu, dass die Mehrheit dieser jungen Juden „arme Leute aus Osteuropa seien, die keine Arbeit finden könnten und die keine Mittel zu ihrem Lebensunterhalt hätten“, und so „eine leichte Beute für die Missionare“ seien. Sogar Christen sind der Ansicht, dass Juden aus selbstsüchtigen Interessen wechseln.

Die angeblichen Kosten von Bekehrungen

Eine andere Methode, durch die man versucht, die hebräischen Christen in einen schlechten Ruf zu bringen, besteht darin, die Aufmerksamkeit auf die Kosten der Judenmission zu lenken. Ein feindlich gesinnter jüdischer Kritiker hob hervor, dass in einer Reihe von Jahren eine Gesellschaft 600 bis 3.000 Englische Pfund für eine Bekehrung ausgegeben hätte, und dass es derselben Gesellschaft £ 28.439 gekostet hätte, 28 Juden zu taufen. Ein Satiriker in dem Heft Punch schloss sich vor kurzem diesen gegnerischen Söldnern an, und nachdem er andeutete, dass es im Durchschnitt £ 1.000 koste einen Juden zu bekehren, er scherzhaft meinte, dass er viele Juden kenne, die froh wären, ihren Glauben für eine kleinere Summe zu wechseln. Ein militanter Rabbiner erklärte vor kurzem, dass die Gelder, die man für Judenmission ausgäbe, besser angewandt werden könnten, „wenn man einen entschlossenen Versuch unternähme, den Überrest Israels aus den Händen von herzlosen Verfolgern und Mördern zu retten.“ All diese Kritiken zeigen eine beklagenswerte Unwissenheit über den Geist des Christentums und über den Befehl des Herrn und Meisters der Christen.

Aufgrund der folgenden Berichte der hebräischen Christen auf den Missionsfeldern geht Vieles hervor, um diese Behauptungen zu widerlegen.

Bericht über die Aktivitäten der Londoner Gesellschaft zur Förderung des Christentums unter den Juden von Pastor L. Zeckhausen

Obwohl sie „Londoner“ Gesellschaft genannt wird, geschah ihre Arbeit zu verschiedenen Zeiten beinah genau so breit gefächert wie die jüdische Zerstreuung es selber war; denn neben vielen Orten in England und Irland suchte sie, die Juden in Holland, Deutschland, in den skandinavischen Ländern, Frankreich, Italien, Griechenland, Österreich, Ungarn, Polen, Rumänien, in der Türkei, Kleinasien, Syrien, Palästina, Mesopotamien, Persien, Indien, Ägypten, Tunis, Algier, Marokko, Arabien, Abyssinien und Kanada zu erreichen. Sie hat sogar den Versuch unternommen, auch zu der „Waisenkolonie“ der Juden in China zu gelangen und hat Mittel und Wege gefunden, missionarische Literatur an die zurückgezogenen Juden in den Oasen der Sahara und in den felsigen Bollwerken des Atlas Gebirges zu senden. Sie hat Bibeln und missionarische Literatur in wenigstens einem Dutzend verschiedener Sprachen versorgt. Sie hat Schulen, Gemeindehäuser, Hospitäler, Ambulanzen, Bücherdepots, Heime für fragende Menschen und Industriefirmen in vielen verschiedenen Teilen der Welt gegründet.

Der Erfolg im engeren Sinn des Wortes, wie er sich in den Taufzahlen der Mission ausdrückt, war natürlich in den verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich; aber gewisse sichtbare Resultate gab es überall zu erkennen. Die Taufregister der Missionsgemeinden dieser Gesellschaft in London, Berlin, Amsterdam, Warschau oder Jerusalem belaufen sich jeweils auf viele Hunderte.

Vor ungefähr vierzig Jahren hat es in Persien keine jüdischen Christen gegeben. Nun gibt es reale Gemeinschaften von ihnen, die über Gemeindehäuser und Schulen in Teheran, Isaphan und Hamadan verfügen, und sie zählen unter sich mehr als 200 erwachsene Glieder. Diese Gemeinden unterstützen sich zum größten Teil selbst; die in Hamadan hat ihren eigenen Pastor mit Namen Ezekiel Haim. Er ist einer der ersten Bekehrten der Mission in Persien.

Die Geschichte der Mission unter den Juden in Abyssinien – den Falaschas, wie sie genannt werden – kommt einem Epos nahe mit seiner Erzählung wunderbarer Errungenschaften, seinen Anfechtungen, Leiden und hitzigen Verfolgungen, der Standhaftigkeit von zahlreichen Bekehrten, von denen einige der Märtyrerkrone als würdig erfunden wurden. Dieses Epos drückt auch die große Hoffnung für die Zukunft aus, wenn europäische Missionare sich wiederum in diesem fernen Lande niederlassen und arbeiten dürfen.

In der Tat ist die Zahl der christlichen Pastore und Missionare beträchtlich, die durch die Schulen und Ausbildungsinstitute der Gesellschaft in London, Jerusalem und woanders gelaufen sind, und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass viele der besten Mitarbeiter aus den Reihen der jungen Bekehrten der Missionsgesellschaft gewonnen werden konnten.

Die Hospitäler in Jerusalem und Safed sind, neben dem Zeigen judenchristlicher Güte und dem Aufheben tiefsitzender Vorurteile, ein großer Anreiz für reichere Juden gewesen, für ihre eigenen Armen zu sorgen, indem sie eigene Hospitäler aufbauten; und so dienten unsere Hospitäler im wahrsten Sinne des Wortes als Mittel, „die Juden zur Nacheiferung zu reizen“. Und das gleiche kann, obwohl in geringerem Maße, von den Ambulanzen in London, Manchester, Leeds, Liverpool, Dublin, usw. gesagt werden.

Aktivitäten der Vereinigung Hebräisch Christliches Zeugnis an Israel, wie es von Pastor David Baron berichtet wurde

Diese Vereinigung, die nur 29 Jahre alt ist, ist eine der jüngsten existierenden für die Evangelisierung jüdischer Menschen. Unsere Zielsetzung wird zum Teil durch den Namen der Mission ausgedrückt. Wir sind uns der Not und der Hilfslosigkeit eines Israels ohne Christus zutiefst bewusst. Wir haben ebenfalls die Überzeugung, dass hebräische Christen, ausgenommen aller sektiererischen Ziele, einen speziellen Ruf zu der Aufgabe der Evangelisierung ihres Volkes haben, und dass es auf dem Missionsfeld für ihr Zeugnis einen Platz gibt.

Die spezielle Aufgabe, zu der wir uns hingegeben haben, ist das fortwährende systematische Lehren des Wortes Gottes. In dem Londoner Missionshaus, in dem sich unser Hauptquartier befindet, hat in all den Jahren an jedem Abend eine Bibellesung für jüdische Männer stattgefunden, mit Ausnahme weniger Wochen zur höchsten Sommerzeit. Das größte Ziel ist es gewesen zu zeigen,

● dass Christus das Zentrum aller Selbstoffenbarung Gottes ist;

● dass wir im Neuen Testament die wahre Entwicklung und Erfüllung des Gesetzes und der Propheten haben;

● dass der Name Jesus der einzige ist, der den Menschen gegeben ist, durch den wir gerettet werden können;

● und dass solange wie die jüdische Nation darauf besteht, Ihn zu verleugnen oder zu ignorieren, ihr Haus wüst gelassen wird und sie selbst weiterhin Wanderer unter den Völkern bleiben werden.

Für viele Jahre – bis der Krieg unserer Arbeit unter den Männern einen vernichtenden Schlag versetzte, von dem wir uns allmählich erholen – war es ein so erfreulicher Anblick für jeden, dem die Errettung Israels am Herzen liegt, Abend für Abend fünfzig oder sechzig oder sogar noch mehr jüdische Männer zu sehen mit geöffneten hebräischen Bibeln vor sich, die ohne ein Wort der Unterbrechung der langen und tiefen Auslegung folgten; sie hörten ruhig und ehrfürchtig zu, während die Redner – Männer ihrer eigenen Volkszugehörigkeit – Jesus von Nazareth als den Sohn Gottes und Erlöser Israels erhoben haben.

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert wird unsere Sonntagsschule für jüdische Kinder abgehalten. Diese Kinder kommen mit Erlaubnis ihrer Eltern, die selbst mehr oder weniger von dem Evangelium beeinflusst sind. Ohne Übertreibung darf es gesagt werden, dass Hunderte von jüdischen Jungen und Mädchen, welche die Klassen durchlaufen haben, eine gute – wenn nicht eine bessere – Vertrautheit mit den fundamentalen Wahrheiten des biblischen Christentums haben als im Durchschnitt die Kinder aus den Sonntagsschulen, die in Verbindung mit den allgemeinen christlichen Gemeinden stehen. Ihr Eifer, die Bibel kennenzulernen, besonders das Neue Testament, ist erstaunlich. Vor wenigen Jahren haben einige der älteren jüdischen Mädchen den ganzen Hebräerbrief auswendig gelernt. Manche – die über die Jahre hinweg die Sonntagsschule und andere Klassen besucht hatten, und sobald sie älter geworden waren, sich haben taufen lassen – haben uns viel Freude gemacht durch die Beständigkeit ihres Glaubens und ihre glühende Liebe und ihren Eifer für den Herrn Jesus Christus.

Auch wenn wir annehmen sollten, dass die Mission unter Juden doch nicht soviel Frucht brächte, wie manche es in ihrer Unwissenheit und Boshaftigkeit darzustellen versuchen, wäre es dennoch die Pflicht der Kirche Christi, das Evangelium den Juden zu verkündigen in Gehorsam zu Seinen Geboten und um ihre eigene Seele zu entbinden. Doch die Resultate sind großartig und wunderbar gewesen. Viele Tausende von Juden sind in den vergangenen fünfzig Jahren zur Erkenntnis Christi gebracht worden. Unter denen, die zur Erkenntnis Christi in unserem Londoner Missionshaus gebracht worden sind, sind sechs oder sieben nun Pastor in christlichen Gemeinden aus den Heiden, andere sind Missionare in diesem Land, in Kanada und in USA. Dass weiterhin eine großartige Vorbereitungsarbeit erfüllt wird, wird offenbar durch die Bereitschaft von Massen von Juden etwas über Christus zu hören und das Neue Testament zu lesen. Im Laufe unserer Missionsreisen durch Deutschland, Österreich, Ungarn, Nordafrika, Ägypten, Palästina und Kleinasien waren es Scharen von Juden, die sich in unsere Räume drängten – an einigen Plätzen vom frühen Morgen bis spät in die Nacht – um über Christus zu hören. Auch in den Zentren der chassidischen Frömmelei in Galizien und in Rumänien hatten wir überfüllte Räume, in denen die Juden eifrig die Ansprüche Jesu diskutierten, und viele von ihnen dankbar das Neue Testament annahmen, während in Russland, kurz vor Kriegsausbruch, Hunderte von Juden in verschiedenen Städten in der Tat Eintritt bezahlten, um zwei unserer Missionsbrüder zu hören, die über das wahre Christentum lehrten. In der Ukraine scheint es eine Bewegung auf Christus hin zu geben. Während ich dies schreibe, höre ich von einem Kollegen in Wolynien über Versammlungen, die von tausend und mehr Juden besucht werden.

Diese veränderte Haltung von vielen nachdenklichen Juden mit Bezug auf Christus möge den Christen als Ermutigung dienen, für Israel am Gebet und Wirken festzuhalten und mit Blick auf die Zukunft voller Hoffnung zu sein; denn, was immer die Anschauung mit Bezug auf die anderen Völker sein mag, betreffs dieses einzigartigen und sonderbaren Volkes mögen wir die Worte von Adoniram Judson gebrauchen: „Unsere Aussichten sind so hell, wie es die Verheißungen Gottes sind“. Als Illustration möge eine erstaunliche Passage aus einem kürzlich erschienen Buch eines berühmten jüdischen Autors dienen. Er erhebt Einwendungen gegen die Juden wegen „ihrer selbstmörderischen Hartnäckigkeit, da sie sich weigern, etwas über die Großartigkeit Jesu wissen zu wollen“. „Was ist das?“ so klagt er. „Ist es nur der Jude, der unfähig ist, all das zu sehen und zu hören, was andere zu sehen und zu hören vermögen? Sind die Juden mit Blindheit und Taubheit geschlagen, so dass Er nur ihnen nichts zu sagen hat?“ Dann wendet er sich an Christen, erinnert sie dran, dass sie gegenüber den Juden Schuldner sind wegen dem Besten und Heiligsten, das sie besitzen. Er weist darauf hin, dass sie zuerst durch Juden von Christus hörten. Wenn Juden den Christus falsch verstanden, gehasst und verfolgt haben, so waren es doch ebenfalls andere Juden, die Christus geliebt und angenommen haben, die dann durch ihre Liebe, Treue und ihren Mut Jesus Christus unter die Völkerscharen brachten, und auch mit ihrem Leben und Sterben für das bezahlten, was Christen nun ihr Eigenes nennen. Er schreibt weiter: „Die Apostel und die Evangelisten waren alle Juden; die 120 in dem ‘oberen Saal’ waren alle Juden; im Neuen Testament gibt es keine Zeile, die nicht von jüdischer Hand geschrieben wurde, und die nicht mit dem wahrhaftigen jüdischen Geist erfüllt ist. Und Christus? Hat Er nicht gesagt, dass Er zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt sei?…….Und dieser Christus – sollte Er für uns Juden keinerlei Wichtigkeit besitzen? Versteht nun, was wir tun werden: Wir werden Ihn zurück zu unserem Volk bringen. Christus ist für uns nicht tot – für uns hat Er noch nicht gelebt; und Er wird uns nicht erschlagen, Er wird uns wieder lebendig machen. Seine tiefen heiligen Worte und all das, was im Neuen Testament wahr ist und das Herz anspricht, muss von jetzt an in unseren Synagogen gehört und unseren Kindern gelehrt werden, damit das Falsche, das wir begangen haben, zum Guten gewendet wird……..und der Fluch zum Segen, und dass Er uns schließlich finden möge, der schon immer auf der Suche nach uns war.“

Die Arbeit der Irischen Presbyterianischen Mission in Hamburg –  Bericht von Dr. Arnold Frank

Die Literaturverteilung auf den Straßen unter den Auswanderern und durch die Post an Rabbiner, Lehrer und andere Juden war immer ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Obwohl das ein Säen auf Hoffnung ist, wissen wir von einigen Auswanderern, die ein Neues Testament vor Auslaufen aus dem Hafen angenommen haben, dass sie so mächtig durch das Gelesene beeinflusst wurden, dass ihre Suche nach Wahrheit sich fortsetzte, so dass sie schließlich Christen wurden. Ein jüdischer Mediziner in Prag bekam durch ein ihm übersandtes Büchlein, das Zeugnisse bekehrter Juden enthielt, ein so großes Interesse, dass er ein Neues Testament kaufte und so zum lebendigen Glauben an Christus kam. Das ist kein Einzelfall.

Es ist mein Vorrecht gewesen, viele gebildete und wohlsituierte Hebräer zu Christus zu führen. Nur ein oder zwei Beispiele. Ein jüdischer Rechtsanwalt kam zu mir und meinte:

„Als ich ein Junge war, erzählte mir die Lehrerin in der Schule die Geschichte von Christus in solch einer faszinierenden Art, und sie selbst war so liebenswürdig, dass das Bild Christi sich in meine Seele einprägte. Zuerst konnte ich nicht anders als nur von Jesus reden; aber als mein Vater, der ein sehr strenger Jude war, mich ermahnte, wenn ich nicht aufhörte den Namen Christus zu nennen, würde er mir nicht erlauben, weiterhin den Religionsunterricht zu besuchen. Da dieser ja für mich das interessanteste Fach von allen Fächern war, hielt ich meinen Mund. Jetzt habe ich meine Studien beendet, bin unabhängig und möchte einer der Nachfolger Christi werden.“

Ein anderer Mann, Manager in einer Chemiefabrik, erzählte mir: „Ich hatte eine streng religiöse Erziehung; aber seit meiner Studentenzeit habe ich keine Befriedigung im Judentum gefunden, und ich wollte meine Kinder nicht in einer Religion aufwachsen sehen, die weder Leben noch Licht gibt. Ich fühle mich selbst zu Christus hingezogen, ganz besonders seit dem ich Seinen verändernden Einfluss bei einem Menschen in meinem Büro erlebt habe.“ Während eines ganzen Winters kam er zweimal in der Woche zu mir zum Unterricht. Es war wirklich eine Freude, diesen ernsten, intelligenten Wahrheitssucher zu Jesus zu führen.

Wir hätten Hunderte von Juden dieser Stadt taufen können, wenn wir nicht darauf bestanden hätten, ihnen viel Lehre zu vermitteln und eine wahre Bekehrung als Ziel zu haben. In unserer Gemeinde hatten wir eine gute Anzahl von jüdischen Bekehrten, aber unser Missionshaus ist vielleicht der fruchtbarste Ort gewesen. Darin finden jüdische Jugendliche ein christliches Zuhause, Arbeit und biblische Unterweisung. Unsere tägliche Bibelklasse wird nicht nur von fragenden Menschen besucht, die in dem Heim wohnen; andere Juden nehmen auch teil, so dass wir oft bis zu dreißig Männer hatten (vor Ausbruch des Krieges), die der Evangeliumsbotschaft zuhörten. Im Laufe der Jahre haben so Tausende die Wahrheit gehört, und eine große Anzahl hat Christus aufgenommen und haben sich taufen lassen.

Von diesen geistlichen Söhnen haben sich rund dreißig in direkter christlicher Arbeit eingebracht. Drei von ihnen sind Prediger des Evangeliums in England; drei sind jüdische Missionare in Manchester und Liverpool. Pastor J. Neugewirtz ist Vorsteher der Jüdischen Mission in Montreal. In USA sind rund zwanzig im vollzeitlichen Dienst und auf dem Missionsfeld. Drei ordinierte Prediger, vier Stadtmissionare und zwei Evangelisten in Deutschland haben sich in unserer Mission bekehrt. Die Evangelisten sind reich gesegnet, Seelen zu Christus zu bringen und daraus Gemeinden zu bilden, die dann von anderen Männern weitergeführt werden.

Ein anderer Zweig unserer Arbeit ist die Veröffentlichung von christlicher Literatur, besonders der von unserem Zions Freund. Das Falten, Zusammenheften und Versenden der monatlichen 27.000 Kopien dieser regelmäßig erscheinenden Zeitschrift beschäftigt die Bewohner unseres Missionshauses. Nicht wenige Juden lesen sie. Das Hauptziel der Zeitschrift ist, ernsthafte Christen an Israels Errettung zu interessieren. Tausende Gläubige haben durch das Lesen von Zions Freund ihre Pflicht gegenüber den Juden erkannt, nämlich freundlich mit ihnen zu reden und ihnen von ihrem Messias zu erzählen. Wir haben somit eine große Schar von Mitarbeitern, deren Zeugnis öfters reichlich Frucht getragen hat.

Nur innerhalb einer Periode haben wir es erlebt, dass Scharen von Menschen dem Evangelium zuhörten. Das war vor dem Krieg, als Tausende von Juden auswanderten. Sonst haben wir es hauptsächlich mit Einzelpersonen zu tun. Ich glaube, dass die persönliche Arbeit mehr Frucht bringt. Ich habe es gelernt, Erfolg nicht an der Zahl der Taufen zu messen, sondern an der Zahl derer, die treu bleiben.

Erfolge in Ungarn

In einer Rede, die er anlässlich des Jubiläumsjahres der Schottischen Jüdischen Mission gehalten hat, erklärte der heimgegangene Pastor Dr. Adolph Saphir:

„Gott hat euch einen großartigen Erfolg in eurer Mission geschenkt. Ihr habt so viele Bekehrte gewonnen, und von den Bekehrten wiederum Bekehrte…….Oft wird gesagt, es seien nur wenige Bekehrte, aber das stimmt gewiss nicht……Wenn alle Juden in einem Lande wohnten, und wenn die Bekehrten aus dem Judentum weiterhin mit ihren Volksgenossen wohnten, dann wäre die Behauptung, dass es nur wenige jüdische Bekehrte gäbe, vollkommen unmöglich. Doch sie sind jetzt über die ganze Welt verstreut.“

In beiden Punkten dürfen wir Dr. Saphirs Aussage als wahr annehmen. Ein Grund, warum so viele meinen, dass bei den Missionsanstrengungen unter Juden nur wenig Erfolg zu sehen ist, ist ohne Zweifel die Tatsache, dass die Bekehrten sich selten in organisierten jüdisch-christlichen Gemeinden versammeln. Sie sind auch nicht so wahrnehmbar wie chinesische oder afrikanische Christen, und weil die Leute keine eigene Gemeinde von jüdischen Bekehrten erkennen, die sich ausbreitet und wirksam ist, neigen sie dazu, anzunehmen, dass nur wenig erreicht wird. Trotzdem sind die Bekehrten sehr zahlreich, und das Wunder ist nicht, dass es so wenige sind, sondern dass sie so viele zählen. Doch, ist es ein Wunder? Stammt das Evangelium nicht aus den Juden? Und akzeptieren wir nicht das Zeugnis des Apostels Paulus, dass die Kraft des Evangeliums von Gott kommt zur Errettung von Juden sowohl als von Heiden?

Dr. Saphir dachte dabei besonders an unsere Mission in Ungarn. Gewöhnlich redet man von ihr als der Budapester Mission, doch das ist kaum ein korrekter Name, denn der Einfluss der Mission hat sich von Anfang an über ganz Ungarn erstreckt und weit darüber hinaus. Über diese Mission sagt Pastor Gavin Carlyle in seinem Buch „Life of William Wingate“: „Keine jüdische Mission ist, das glauben wir, so erfolgreich gewesen. Ihre Bekehrten haben in vielen Teilen der Welt später einen großen Einfluss ausgeübt.“ Was die eigentlichen Zahlen sind, kann niemand ermessen; aber wenn alles beieinander geblieben wäre, um eine Jüdische Christliche Gemeinde zu bilden, dürfen wir ziemlich sicher zu dem Schluss kommen, dass es vor 1914 in Ungarn eine jüdisch christliche Gemeinschaft von vielen Tausenden gegeben hätte.

Innerhalb einer kurzen Zeit nach der Ankunft der ersten Missionare im Jahre 1841 gab es unter den jüdischen Bewohnern eine tiefe Erregung und bald darauf begann die Einsammlung. So sehr waren Herz und Sinn von den so zahlreichen Bekehrungen ergriffen, dass man diese Zeit mit dem Ausdruck „Pfingsttage“ zu beschreiben pflegte.

Unter den Bekehrten waren berühmte Männer. Alle Glieder der einflussreichen Saphir Familie ließen sich taufen. Der berühmte Professor Franz Delitzsch bemerkte in einem Brief an die Allgemeine Versammlung, und das mit einer leichten Anspielung auf den Namen Saphir, dass die Grundmauern der Mission aus Saphirsteinen bestand. Ein weiterer berühmter Bekehrter war Dr. Alfred Edersheim, der Autor von „The Life and Times of the Messiah“ („Leben und Zeiten des Messias“). Er war zu einer Zeit Pastor in Aberdeen. Wir haben auch Pastor Alexander Tomory aus Konstantinopel, dessen Sohn ein sehr bekannter Missionar in Kalkutta wurde. In den Listen befinden sich Namen wie Rabbiner Husch; Prof. Moritz Bloch (Balogh) des theologischen Kollegs in Budapest; Dr. Wolff, Lehrer der hebräischen Sprache in Glasgow; Dr. Leitner, der berühmte Orientalist; Pastor C.A. Schönberger; die Ärzte Gilbert, Thüritz und Zuckerkandl, erfolgreiche medizinische Missionare in London, Bucharest und Rustchuck, und viele andere. Der Einfluss solcher Männer war ein weltweiter, und all die Gemeinden stehen in ihrer Schuld. Den Spuren der „Zeugen der Zeugen“ zu folgen, würde zu weit gehen; aber einen von ihnen wollen wir doch nennen. Einer der frühen Bekehrten war Mr. G.R. Lederer, der nach New York auswanderte, und wir verlassen uns auf die Autorität von Saphir, der bemerkte, dass er mit vielen anderen ein Werkzeug der Bekehrung von Schereschewski war, welcher der erste christliche Bischof in China wurde und die Bibel ins Chinesische übersetzte.

Während der ganzen Geschichte der Mission ist die einfache Verkündigung des Evangeliums einer der wichtigsten Arbeitsmethoden gewesen. Aber von Anfang an haben die Schulen der Mission einen außergewöhnlichen Einfluss gehabt. Viele Tausende Schüler haben sie durchlaufen, und in beinah jeder Stadt und jedem Dorf in Ungarn können Juden oder jüdische Bekehrte gefunden werden, die entweder selbst oder deren Verwandte Christenlehre in unseren Ausbildungsinstituten empfangen haben. Die ersten Missionare und alle, die nach ihnen kamen, haben immer Nachdruck auf die Produktion und den Umlauf von christlicher Literatur gelegt, und während des letzten halben Jahrhunderts haben die „Nationale Bibelgesellschaft von Schottland“ und die „Londoner Religiöse Traktatgesellschaft“ in edler Weise mit der Jüdischen Mission zusammengearbeitet. Regelmäßige Kolportage und seit Beginn des jetzigen Jahrhunderts auch ausgedehnte Reisen sind auch Merkmale der Arbeit gewesen. Bibelklassen, Sonntagsschulen, Klubs, Frauenvereine spielten auch eine große Rolle. All diese Zweige von Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, Juden zu erreichen, und sie sind reichlich gesegnet worden.

Während der letzten vier Jahre haben sich 600 bis 700 jüdische Männer und Frauen nach sorgfältiger Belehrung in der Mission taufen lassen; und die Zahlen hätten noch höher sein können, wenn wir nur mehr Mitarbeiter gehabt hätten, um fragende Menschen zu lehren. Aber die Bewegung der Juden hin zur christlichen Kirche ist während dieser Zeit in Ungarn allumfassend gewesen. Die Zahlen wurden so hoch wie 30.000 angegeben, und das ist wahrscheinlich keine Übertreibung, obwohl genaue Statistiken für das ganze Land noch nicht erstellt sind; und auch für Budapest selbst sind diese nur für die Jahre 1918-1920 vorhanden. Während dieser drei Jahre sind allein in dieser Stadt nicht weniger als 7.406 jüdische Leute der christlichen Kirche beigetreten; von diesen traten 2.665 in protestantische Kirchen und 4,561 in die römisch-katholische Kirche ein, und 180 wurden in andere Gemeinschaften aufgenommen. Von der Gesamtzahl waren 62% männliche und 38% weibliche Bekehrte, beinah alle von ihnen gehörten zu den gebildeten Schichten der Gesellschaft.

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