Die wahre Erbfolge des orthodoxen Glaubens Israels

Übertragen aus dem Englischen und Befürworter von Messianic Good News: Klaus Püplichhuisen,Klaus.PUBLIUS@t-online.de, tel.+49/9441/2551.

 

„Es heisst ja von Abraham (1. Mose 15,6): ‚Er glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.‘  Merkt es also: Die, die aus dem Glauben leben, sind die eigentlichen Kinder Abrahams.“ (Galater 3,6-7, Mülheimer NT)

 

Was ist Orthodoxie?

Der Ausdruck Orthodoxie wird gewöhnlich mit dem strikten Einhalten von religiösen Geboten verbunden. Im Zusammenhang mit dem rabbinischen Judentum verbindet man extreme Orthodoxie mit Männern, die schwarze Mäntel und schwarze, breitrandige Hüte sowie einen Bart und lange Schläfenlocken (peot) tragen.

Im Zusammenhang mit dem Christentum wird der Ausdruck oft für jene Kirchen angewandt, die beanspruchen, die Wächter des orthodoxen (strenggläubigen) Christentums zu sein, wie z.B. die Griechisch Orthodoxe oder die Russisch Orthodoxe oder die Römisch Katholische Kirche. In beiden Fällen sind die äußeren Verzierungen, die den Eindruck von Orthodoxie erwecken, aus Traditionen und Kulturen längst vergangener Tage übernommen und haben daher wenig mit biblischer Orthodoxie zu tun. Viele Traditionen, die mit dem traditionellen Christentum verbunden sind, haben ihren Ursprung mehr im Heidentum als in der Bibel.

 

Aber auch im Judentum haben sich viele Traditionen angesammelt, die man in der Bibel nicht findet. Aus diesem Grunde haben bibelgläubige Christen oft eine sehr negative Auffassung von Orthodoxie. Wie können wir unter so vielen untereinander konkurrierenden Ansprüchen an die Orthodoxie die echte Orthodoxie erkennen?

 

Der „Oxford English Dictionary“ (Lexikon) gibt uns folgende Definition: das Halten von korrekten oder akzeptierten Anschauungen speziell über Religion; nicht ketzerisch oder unabhängig; allgemein akzeptiert als richtig oder wahr, anerkannt, üblich.

 

Grundlagen der Orthodoxie

 

Wahre Orthodoxie basiert ausschließlich auf der Autorität von Gottes Wort. Der Herr sagt in Jesaja 8,19.20: „‘Zum Gesetz (Torah) und zum Zeugnis!‘ wenn sie nicht also sprechen, gibt es für sie kein Morgenrot.“ (Genfer Studienbibel) Wenn wir orthodoxen Glauben bewahren wollen, müssen wir Gottes Wort kennen. Die Heilige Schrift sagt in Hosea 4,6: „Mein Volk geht aus Mangel an Erkenntnis zugrunde; denn du hast die Erkenntnis verworfen, darum will ich auch dich verwerfen, dass du nicht mehr Priester seiest; und weil du das Gesetz deines Gottes vergessen hast, will ich auch deine Kinder vergessen!“ (Genfer Studienbibel)

 

Der wahre orthodoxe Glaube Israels besteht darin, Gott zu glauben, wie Abraham es tat und unseren Glauben durch Gehorsam zu demonstrieren. Abraham wurde nicht nur gelobt, weil er glaubte, sondern auch auf das Wort Gottes einging: „…und durch deinen Samen (Nachkommen) sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden; weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen und meine Rechte, und meine Gebote, meine Sitten und meine Gesetze gehalten hat.“ (Genfer)

 

Abraham wurde der Vater der Glaubenden genannt. Es wurde ihm die Verheissung gegeben, dass er der Vater vieler Völker sein würde, was uns im Neuen Bund klar und deutlich offenbart wird. Es werden diejenigen sein, die dem Glauben Abrahams nacheifern und nicht unbedingt die, welche Nachkommen natürlicher Zeugung sind.

 

Das Volk Israel war berufen worden, eine heilige (d.h. abgesonderte) Nation zu sein, indem sie den orthodoxen Glauben, der ihnen durch Mose und die Propheten anvertraut worden war, bewahren sollten. Sie sollten ein Kanal des Segens Gottes für die übrige Welt sein, indem sie das Licht des Wortes Gottes unter die Völker bringen würden. Von größter Bedeutung sollte es sein, dass der Messias – der den Kopf der Schlange zertreten und eine Menschheit von den Folgen von Adams Fall erlösen würde – aus der Abstammungslinie des Stammes Judah kommen sollte. Er ist derjenige, durch den alle Völker den verheissenen Segen Abrahams empfangen sollten und sollen.

 

Solch ein biblischer messianischer Judaismus ist die Wurzel und die Grundlage wahren christlichen Glaubens. Der messianische Begriff ist im Tenach (Altes Testament) fest verwurzelt. Die Bibel, angefangen von 1.Mose bis zum Buch der Offenbarung im Neuen Bund, ist die fortschreitende Offenbarung der Absicht Gottes, die Menschheit durch Seinen Messias zu erlösen.

 

Auch der Talmud bestätigt, dass der Messias das vorrangige Thema der Heiligen Schrift ist, wie z.B.: „Die Welt wurde nur für den Messias erschaffen (San 99a, 98b), oder „Alle Propheten prophezeiten nur auf die Tage des Messias hin“ (Ber. 34b).

 

Jesus beanspruchte dasselbe unter Bezugnahme auf sich selbst, als er sagte: „…..dass alles erfüllt werden müsse, was im Gesetz Moses und in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht.“ (Lukas 24,44, Genfer) Der Glaube an den Messias ist der Eckstein sowohl des Christentums als auch des Judentums. Sie unterscheiden sich lediglich in der Identität des Messias. Das Christentum gründet sich auf den Glauben, dass Jesus der Messias ist. Allein auf diesem Bekenntnis gründet sich die Gemeinde des Herrn Jesus (Matthäus 16,18). Es gibt kein Christentum ohne Christus (Messias).

 

Das rabbinische Judentum lehnt Jesus als Messias ab. Während einige immer noch die glühende Hoffnung auf das Kommen eines Messias hochhalten, haben sich viele von der Idee der Erwartung eines persönlichen Messias gelöst und erwarten nur ein messianisches Zeitalter, in welchem die Menschheit die höchsten Ideale von Frieden und Fortschritt erreichen wird, was klar den humanistischen Trend im modernen rabbinischen Judentum widerspiegelt. Darüber hinaus wird die Gottheit des Messias verleugnet.

 

Die Erbfolge des orthodoxen Glaubens Israels

 

Als Folge der Zerstörung des Tempels 70 n.Chr. und der Zerstreuung der jüdischen Nation entstanden zwei voneinander abweichende Strömungen – das rabbinische Judentum und das Christentum der Apostel und Propheten. Beide beanspruchten, die Nachfolger des wahren Glaubens Israels zu sein und beriefen sich auf die Autorität der Schrift, um ihren Anspruch auf Orthodoxie zu erhärten.  Welche der beiden ist nun der wahre Erbe des orthodoxen Glaubens Israels?

 

Die Antwort darauf hängt vollständig von der Glaubwürdigkeit des Anspruches Jesu ab, der Messias zu sein. Wenn Jesus nicht der Messias ist, dann haben die Christen ihren Glauben auf eine leere Hoffnung gesetzt, und das rabbinische Judentum ist der rechtmäßige Erbe des orthodoxen Glaubens  Israels. Ist Jesus aber der Messias Israels, dann ist der Glaube an Ihn absolute Voraussetzung für einen orthodoxen Glauben.

 

Ein größerer Prophet als Mose es war

 

Der Herr versprach Mose, dass Er einen anderen Propheten senden würde, der ihm ähnlich wäre, um sein Wort zu verkünden. Die Torah kündet Gericht über jeden an, der nicht bereit ist, auf diesen Propheten zu hören: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf den sollst du hören!“ (5. Mose 18,15, Genfer)

 

„Und der Herr sprach zu mir (Mose): ‚Ich will…. meine Worte in seinen (des Messias) Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Und wer auf meine Worte nicht hören will, die er in meinem Namen reden wird, von demselben will ich es fordern.“ (5. Mose 18,18.19, Genfer)

 

Der Apostel Petrus zitierte diesen Vers wie folgt: „Und es wird geschehen: Jede Seele, die nicht auf diesen Propheten hören wird, soll vertilgt werden aus dem Volk.“ (Apostelgeschichte 3,23, Genfer)

 

Der Grund für die Strenge dieses Gerichtes ist, weil sie in der Tat den verwerfen, der ihn gesandt hat; und das ist der, den sie anzubeten meinen. Man kann nicht in einer Bundesbeziehung mit Gott verbleiben und gleichzeitig Sein Wort verwerfen!

 

Jesus beanspruchte, dass diese Prophezeiung über den größeren Propheten in ihm erfüllt war: „Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede.“ (Johannes 7,16-17)

„Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke….und doch ist das Wort, das ihr hört, nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ (Johannes 14,10+24, Genfer)

 

„Und wenn jemand meine Worte hört und nicht glaubt, so richte ich ihn nicht; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern damit ich die Welt rette. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll.Und ich weiss, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Darum, was ich rede, das rede ich so, wie der Vater es mir gesagt hat.“ (Johannes 12,47-50, Genfer)

 

Gemäß der Heiligen Schrift war die festgesetzte Zeit, in der der Messias kommen sollte, das 1.Jahrhundert unserer Zeitrechnung, siehe Daniel 9,25. Es gab eine brennende Messiaserwartung unter den Juden der damaligen Zeit, was sogar in weltlichen Quellen erwähnt wird. Gemäß dem hebräischen Propheten Micha sollte der Messias in Bethlehem geboren werden und ein Nachkomme der königlichen Linie Davids sein. Jesus wurde zu dieser Zeit geboren und erfüllte diese und noch viele andere Prophezeiungen, einschließlich derjenigen von Jesaja 49:6, dass er ein Licht für die Heiden sein würde und Errettung bis an die Enden der Erde brächte. Rabbinische Quellen bestätigen, dass „alle vorherbestimmten Daten verstrichen sind“, und sie schreiben diese angebliche Verzögerung unseren Sünden zu. Sie verwarfen Jesus als Messias, weil er nicht ihren messianischen vorgefassten Meinungen entsprach, welche auf selektierten Prophezeiungen basierten, anstatt auf der vollständigen Offenbarung des messianischen Auftrags, wie in der Schrift vorausgesagt, einschließlich seinem Leiden und Sterben vor seiner glorreichen Herrschaft.

 

Gott hatte doch durch den Propheten Jeremia versprochen, dass er mit  dem Hause Israels und dem Hause Judas einen Neuen Bund machen würde. Um das Jahr 33 n.Chr., am Vorabend der Kreuzigung, kündigte Jesus an, dass die Zeit für den Neuen Bund gekommen sei, nämlich die Erfüllung von Gottes gnädiger Verheissung, ihre Sünden zu vergeben aufgrund des Sühneopfers, das durch das vergossene Blut des Messias zur Verfügung gestellt wurde, und sein Gesetz durch seinen Geist auf ihre Herzen zu schreiben (siehe Jeremia 31,31; Hesekiel 36,26; Daniel 9,24).

 

Dass sich dieser Bund in verschiedener Hinsicht vom Alten Bund unterscheidet, besonders mit Bezug auf das Einhalten von Äusserlichkeiten, ist nicht abzustreiten. Der Herr hatte doch ausdrücklich gesagt, dass der Neue Bund nicht wie der am Berg Sinai geschlossene sein werde (Jeremia 31,32). Der Tempel in Jerusalem war der zentrale Punkt der Anbetung im Alten Bund gewesen. Jesus sagte seinen Nachfolgern, dass die Zeit gekommen sei, da die wahre Anbetung nicht an den Tempel in Jerusalem noch an irgendeinen anderen Ort gebunden wäre, sondern dass die wahren Anbeter Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten würden (Johannes 4,21.24). Der Neue Bund verkörperte die universellen geistlichen Wahrheiten, die wir schon im Alten Bund vorausgeschattet finden, aber er war nicht mehr auf seine äusserlichen Stützen angewiesen.

 

Jesus hat seine Nachfolger im voraus gewarnt, dass der Tempel zerstört werden würde. Er drückte es so aus: „Hier wird kein Stein auf dem andern bleiben.“ (Matth. 24,2)  Damit hat er angedeutet, dass das, was durch den Neuen Bund abgeschafft worden war, bald ganz verschwinden würde. Jesus hat die totale Verwüstung der Stadt und des Tempels prophezeit, und dass das jüdische Volk unter alle Völker der Erde verstreut würde, bis das Ende der Zeiten der Heiden gekommen sei. Die Tatsache, dass Seine Nachfolger im voraus gewarnt wurden, so dass sie entfliehen konnten, ist ein Zeugnis für die Wahrheit ihres Handelns; denn die Bibel sagt in Amos 3,7: „Nein, der Herr tut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten.“ (Genfer)  Als dann damals das Gericht seinen Lauf nahm, gerieten diejenigen, die die Warnungen des Herrn Jesus nicht beachtet hatten, in die Falle der Belagerung Jerusalems. Während der Zeit der Belagerung Jerusalems wimmelte es dort von Propheten, die den Menschen versicherten, dass Gott sie befreien und den Tempel schützen würde. Gemäß dem jüdischen Geschichtsschreiber Josephus, der ein Augenzeuge der Ereignisse jener Tage gewesen war, sind mehr als eine Million Menschen umgekommen. Die Frage muss nun gestellt werden, warum Gott es zuließ, dass solch ein strenges und anhaltendes Gericht über das jüdische Volk kam. Als Resultat des schlimmen Glaubensabfalls und des Götzendienstes in Jerusalem stand nach ständigen Warnungen der Propheten am Ende nur noch die Hinwegführung des Volkes ins Exil nach Babylon. Das Exil hatte eine begrenzte Dauer von siebzig Jahren. Jesus hatte erklärt, dass das Gericht über Jerusalem (im Jahre 70 n.Chr.) nur aus dem einen Grund kommen würde – weil sie ihn nicht als Messias in ihrer Mitte anerkennen würden (Lukas 19,44). Legen zweitausend Jahre vergangener und einer so langen Exilsgeschichte kein Zeugnis für diese Wahrheit ab?

 

Jesus hatte sie gewarnt, dass die Schlüssel des Reiches Gottes den religiösen Führern, die Seine Autorität verworfen hatten, weggenommen und anderen gegeben würden, die die Früchte hervorbrächten, die Gott verlangte.

 

„Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr noch nie gelesen in den Schriften: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen‘?Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen. Und als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, erkannten sie, dass er von ihnen redete.“ (Matthäus 21,42-45, Genfer)

 

Die Nachfolger und die Apostel des Herrn JESUS waren die ausgesandten Boten, die den Neuen Bund bis an die Enden der Erde bringen sollten.

 

Der Judaismus der Post-Tempel-Periode

 

Der rabbinische Judaismus entstand auch aus den Trümmern des Tempelgottesdienstes des Alten Bundes. Während das Volk und die Stadt Jerusalem von dem Gericht Gottes heimgesucht wurde, wurde der Rabbiner Jochanan Ben Zakkai in einem Sarg aus der belagerten Stadt herausgeschmuggelt. Von den römischen Behörden erhielt er die Erlaubnis, eine Rabbinerakademie in Javneh zu gründen, in dem Bemühen, die Lehren des Judaismus zu erhalten.

 

Die Gläubigen an Messias Jesus verstanden die Zerstörung des Tempels als den Höhepunkt der alttestamentlichen Ordnung, die durch den Neuen Bund für veraltet erklärt worden war.

 

Das rabbinische Judentum weigerte sich, anzuerkennen, dass der Alte Bund durch den Neuen und besseren für veraltet erklärt worden war, trotz der Tatsache, dass die Torah, die Mose gegeben worden war, sich auf die Anbetung im Tempel, die aaronitische Priesterschaft und die andauernden Opfer konzentrierte, was doch alles durch den Zwang der Verhältnisse aufgehoben wurde. Sie hatten keine Erklärung für das strenge und andauernde Gericht, das über das Volk gekommen war, ein Gericht das, gemäß der Torah, nur als Folge von Ungehorsam erfolgte.

 

Indem die Rabbiner sich weiterhin weigerten, die Ankunft des Messias und die Aufrichtung des Neuen Bundes durch ihn anzuerkennen, suchten sie nun nach einer neuen Bedeutung für die spezifische Berufung der Juden in der Diaspora. Das Judentum, dem das Land, der Tempel und die zentrale Leiterschaft genommen worden war, besaß jetzt nur noch das Buch des Gesetzes.

 

Um den Fortbestand des Judentums zu sichern, mussten das Gesetz und die biblischen Feste uminterpretiert werden, weil es ja das Priestertum und das ganze Opfersystem – was einen Großteil des Gesetzeskodexes ausmachte – nicht mehr gab. Der Tempel, der bis jetzt der Mittelpunkt der religiösen Anbetung gewesen war, musste nun durch die Synagoge ersetzt werden, was die Juden in der Diaspora schon kannten. Im besonderen musste die Frage nach der Vergebung der Sünden – ohne dass dafür Blutopfer gebracht würden, behandelt werden. Einige meinten, dass Gebet und das Zeigen von Reue an sich genügten; andere betonten den erlösenden Nutzen beim Ertragen von Leid. Die Tatsache, dass diese Erklärungen die Forderungen der Torah nicht zufriedenstellen konnten, kann an den Versuchen erkannt werden, eine Leistung wegen der Sünden Israels zu erbringen, indem man sich mit der Bereitschaft eines Abraham identifiziert, der bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern. Jemand anders schlug vor, das Aufhören der Opfer so auszugleichen, dass man sich vorstellen soll, wie Elia im Himmel fortwährend Opfer für Israel darbringt.

 

Die Religion, die hier hervorkam, war ein Judaismus, der reformiert worden war, um die ungeheuerlichen, verschiedenen Umstände angleichen zu können. Das, was man gewöhnlich als „orthodoxes Judentum“ bezeichnet, ist in der Tat ein „reformiertes Judentum“. Das neue Judentum war humanistisch geworden. Es ersetzte die Opfer und den Gottesdienst der Priester durch alle Arten von Verpflichtungen (mitzvot), um zwei Drittel der Torah auszugleichen, die nicht länger befolgt werden konnten.

 

Genau in der Periode geschah es, dass der Talmud entwickelt wurde, der die Aussagen und Meinungen von berühmten Rabbinern und Weisen der jeweiligen Zeit aufbewahrt. Der Talmud hat praktisch die Bibel verdrängt, weil er im rabbinischen Judaismus immer wichtiger wurde. Er wird als Schlüssel zur Interpretation der Bibel angesehen mit dem Resultat, dass das Wort Gottes durch den Filter rabbinischer Meinungen gesehen wird. Die Behauptung, dass das mündliche Gesetz dem Mose gegeben worden und durch mündliche Überlieferung weitergereicht worden sei, wird durch das Zeugnis der Bibel – abgesehen von den offensichtlichen Veränderungen – klar widersprochen: „Darnach las er (Josua) alle Worte des Gesetzes, den Segen und den Fluch, alles, wie es im Gesetzbuch geschrieben steht. Es war kein Wort, das Mose geboten hatte, welches Josua nicht gelesen hätte, vor der ganzen Gemeinde Israel, auch vor den Weibern und Kindern und den Fremdlingen, die unter ihnen wandelten.“ (Josua 8,34-35, Genfer)

 

Gott hatte Sein Wort den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs anvertraut; aber Sein Volk, dem Er Sein Wort anvertraut hatte, war und ist fehlbar und ist in der Umgangsart mit diesem Wort nicht immer treu gewesen:

 

„Selbst der Storch am Himmel weiss seine bestimmten Zeiten; Turteltaube, Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein; aber mein Volk kennt die Rechtsordnung des Herrn nicht! Wie dürft ihr denn sagen: ‚Wir sind weise,  und das Gesetz des Herrn ist bei uns!‘ Wahrlich ja, zur Lüge gemacht hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten! Zuschanden geworden sind die Weisen; sie sind erschrocken und haben sich selbst gefangen; denn siehe, sie haben das Wort des Herrn verworfen – was für eine Weisheit bleibt ihnen da noch übrig?“ (Jeremia 8,7-9, Genfer)     

 

Von den 613 Geboten nehmen rund zwei Drittel Bezug auf den Tempelgottesdienst und die zu vollziehenden Opfer. Das verbleibende Drittel ist durch unzählige Beifügungen erweitert worden und war so angelegt, eine Schutzdecke um die Torah zu legen, um irgend welche Übergriffe zu verhindern. Jüdische Bräuche und Traditionen sind für das Volk durch die Vorschriften der Ältesten bindend geworden. (Gemäß 5. Mose 17,8-13 waren die Entscheidungen der Priester, Leviten und Richter bindend für das Volk.) Das alles beflügelt den menschlichen Stolz und hinterlässt den Eindruck von religiösem Eifer; aber wahre Pflichttreue ist das nicht, da Gott es nicht verfügt hat. Der Herr ist nicht an äusserlichen Schaustellungen religiöser Frömmigkeit interessiert, wenn sie nicht von wahrer Herzensanbetung begleitet sind:

 

„Weiter spricht der Herr: Weil sich dieses Volk mit seinem Munde mir naht und mich mit seinen Lippen ehrt, während doch ihr Herz ferne von mir ist und ihre Frucht vor mir nur angelernte Menschensatzung;“  (Jesaja 29,13) Jesus sagte: „Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein,“ (Markus 7,8)

 

Aus wahrer Anbetung geht Gehorsam hervor. Jesus sagte: „Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote!….Wer mich nicht liebt, befolgt meine Worte nicht;“ (Johannes 14,15.24)

 

Jesus hat (aufgezeichnet in Matthäus 23) einen niederschmetternden Tadel gegen religiöse  Praktiken geäussert, Praktiken, die nur dazu dienen, Menschen zu beeindrucken, die aber völlig darin versagen, wenn es darum geht, die Wahrheit hochzuhalten. Er klagte die Pharisäer an, die eine Mücke aussieben, aber ein Kamel verschlucken (Matth.23,24). Der Prophet Jesaja sagte eben das voraus:„Weil sie sagen: ‚Vorschrift auf Vorschrift, Vorschrift auf Vorschrift; Satzung auf Satzung, Satzung auf Satzung, hier ein wenig, da ein wenig,‘ so wird er auch zu diesem Volk mit stammelnden Lippen und in fremder Sprache reden, er, der zu ihnen gesagt hatte: ‚Das ist die Ruhe! Erquicket den Müden! Und das ist die Erholung‘, aber sie haben es nicht hören wollen. Und so soll auch ihnen das Wort des Herrn werden: ‚Vorschrift auf Vorschrift….Satzung auf Satzung, hier ein wenig, da ein wenig,‘ damit sie hingehen, rücklings fallen, zerbrochen, verstrickt und gefangen werden.“ (Jesaja 29,9-13, Genfer)

 

Die Torah ist ein Werk von Gesetzen und Bestimmungen, das in sich abgeschlossen ist. Die Torah erlaubt es nicht, dass irgend etwas hinzugefügt oder von ihr weggenommen wird. „Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr beobachten, es zu tun; ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun.“ (5. Mose 12,32)

 

Sogar das Nichteinhalten von nur einem Gesetz machte jemand zum Gesetzesbrecher. Diejenigen, die lehren, dass der Umfang der Gesetzeseinhaltung beliebig sei, werden zu Recht angeklagt, unorthodox zu sein.

 

Wie auch immer, was die Torah anbelangt, hat Gott alle miteinander in den Ungehorsam verschlossen (Römer 11,32). Die Wahrheit ist doch, dass, wenn die Torah ohne irgendeine Ergänzung, einfach so, rigoros durchgesetzt würde, alle Menschen als Sünder verurteilt werden müssten – und die Strafe für die Sünde ist der Tod. Der Apostel Paulus hat diese Wahrheit so ausgedrückt: „weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetzt kommt Erkenntnis der Sünde.“ (Römer 3,20) Diejenigen, die durch das Gesetz gerecht gesprochen  werden wollen, werden feststellen müssen, dass es das Gesetz ist, das sie verurteilt. Die einzige Möglichkeit, von den Verpflichtungen gegenüber der Torah freigesprochen zu werden, war durch Tod. Welche Ironie ist es doch, dass der Gründer des rabbinischen Judaismus aus der belagerten Stadt Jerusalem entkam, indem er sich tot stellte. Wie dem auch sei, es gab kein Entrinnen vor den Flüchen des Gesetzes, wenn man ungehorsam gewesen war. Die Nachfolger Jesu Christi haben sich aber als Sünder bekannt und hielten sich als Gekreuzigte mit Christus (Messias) in der Taufe für tot, gestorben, so dass sie von den Forderungen des Alten Bundes freigesprochen waren, um die Segnungen des Neuen Bundes zu empfangen. In der Weise wird das mosaische Gesetz voll aufrechterhalten, das ja einen Sünder zum Tode verurteilt So halten sogar die Rabbiner diese Wahrheit hoch, ohne dass sie es wissen, indem sie Juden, die sich im Namen Jesu haben taufen lassen, offiziell für tot erklären. Nachdem Gott die Opfer abgeschafft hat, die unter dem Alten Bund Sühne brachten, hat Gott jetzt nur einen Weg der Sühne vorgesehen, nämlich das endgültige Opfer des Herrn Jesus für die Sünden der gesamten Menschheit.

 

Die Torah sagt nicht, dass man den, der eine der Torah entgegengesetzte Lehre bringt, einfach ignorieren soll. Im Gegenteil, sie sagt in 5.Mose 13,14: „….so sollst du nachforschen und dich erkundigen und fleissig fragen.“  Doch die Rabbiner haben – während sie behaupteten, dass Jesus ein Betrüger war und dass niemand, der an ihn glauben will, ein orthodoxer Jude bleiben könne – das jüdische Volk im Dunkeln gelassen, indem sie jegliche Nachforschungen über seine Lehre im Neuen Testament verhindert haben. Eine sorgfältige Überprüfung wird zeigen, dass seine Lehre und die seiner Apostel in vollkommener Harmonie mit der Torah und dem Wort Gottes steht, das durch die Propheten geredet wurde. Weiterhin wird man feststellen, dass Jesus der Messias ist, von dem die hebräischen Propheten prophezeit haben. Wahres orthodoxes Judentum besteht darin, dem Messias zu glauben und ihm nachzufolgen, auf den das Alte Testament (die hebräische Bibel) so deutlich hinweist.

 

Die Trennung zwischen Kirche und Synagoge

 

Die frühen christlichen Gemeinden wurden als eine jüdische Sekte betrachtet. Ihre Glieder kamen entweder aus dem jüdischen Volk, oder es handelte sich um solche Leute, die zum Judentum übergetreten waren. Sie sahen keinen Konflikt darin, dass sie auf der einen Seite glaubten, dass der Messias von Israel gekommen war, und sie sich auf der anderen Seite immer noch zur jüdischen Gemeinschaft zählten. Was den ganzen Meinungsstreit entfachte, waren die vielen Bekehrungen von Menschen aus dem Heidentum. Die Synagoge war für die hebräischen Christen noch lange Zeit der kommunale Mittelpunkt gewesen, und sie haben auch da noch die Gottesdienste mitgefeiert, bis man sie zwang, sich davon zu trennen. Als die Apostel mit der Evangeliumsbotschaft in entferntere Länder geschickt wurden, suchten sie dort immer zuerst die Synagogen auf.

 

Die Spannungen zwischen den christusgläubigen Juden und der Synagoge wurden durch den Zustrom von so vielen Heiden in die Gemeinde noch verschärft. Judenchristen verkehrten hier mit einer Bewegung, zu der immer mehr Menschen aus den heidnischen Völkern dazukamen. Das bedeutete eine Bedrohung der jüdischen Identität zu einer Zeit, da das eigentliche Überleben der jüdischen Nation auf dem Spiel stand.

 

Auch die Frage der Einhaltung des mosaischen Gesetzes in bezug auf den Neuen Bund und die heidnischen Bekehrten wurde zu einem Hauptthema. Weil vom ganzen System des Alten Bundes nichts übrig geblieben war als das Buch der Gesetze, beschäftigten sich die Rabbiner hauptsächlich damit, wie man die Gesetze im alltäglichen Leben bis ins kleinste Detail anwenden konnte. Ohne ein Verständnis für die geistliche Realität des Gesetzes des Neuen Bundes zu haben, das in das Herz geschrieben wird, musste die Lehre des Paulus bezüglich des Gesetzes des Christus unverständlich erscheinen, weil Paulus verlangte, alles vom Judaismus des Alten Bundes fallen zu lassen.

 

Die Einführung der „Birka-ha-minim“ (minim = Ketzer) in die achtzehn Segnungen, die in der Synagoge immer aufgesagt werden, machte eine Gemeinschaft zwischen Judenchristen und talmudischen Judaisten danach unmöglich. Diese Erklärung, welche „Ketzer“ bloßstellte, war ersonnen worden, um an Messias Jesus gläubige Juden zu entlarven. Spätere Formen beziehen sich nur auf minim oder Heretiker, aber gemäß Hieronimus gab es damals eine ausdrückliche Verurteilung der „Nazarener“, so dass die an Jesus gläubigen Juden diese „Segnungen“ nicht mehr mit aufsagen konnten. An die Synagogen der ganzen jüdischen Diaspora wurden Briefe versandt, welche die Lehren der Nachfolger Jesu verurteilten und ihren Ausschluss verlangten.

 

Jesaja hat genau das vorausgesagt: „Höret das Wort des Herrn, ihr, die ihr vor seinem Wort erzittert: Es höhnen eure Brüder, die euch hassen und euch verstoßen um meines Namens willen: ‚Wird der Herr bald zu Ehren kommen, dass wir eure Freude sehen?‘ Aber sie werden sich schämen müssen! Eine Stimme des Getümmels erschallt von der Stadt her, eine Stimme vom Tempel! Das ist die Stimme des Herrn, der seinen Feinden bezahlt, was sie verdienen!“ (66,5-6, Genfer)

 

Der Herr Jesus hat seine Nachfolger auch vorgewarnt, dass sie um seines Namens willen Verfolgung erleben würden: „Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben ihre Väter ihren Propheten getan.“ (Lukas 6,22)

 

Unter der römischen Herrschaft genossen die Juden im allgemeinen gewisse Privilegien, ihre Religion ungehindert ausüben zu können. Solange die Judenchristen unter dem „Schirm“ des damaligen Judentums bleiben konnten, genossen sie denselben Schutz; sobald sie aber aus der Synagoge ausgeschlossen worden waren, betrachtete man sie als rechtswidrige Religion, und sie waren den römischen Verfolgungen ausgesetzt. Die endgültige Trennung zwischen Judenchristen und talmudischen Judaisten kam dann zustande, als der Rabbiner Akiva Bar-Kochba sich im Jahre 135 n.Chr. zum Messias ausrief. Dies zwang die an Jesus gläubigen Juden, sich von ihren jüdischen Landsleuten zu trennen.

 

Vom Schatten zur Realität

 

Wir haben schon erwähnt, dass der biblische Judaismus die Wurzel unseres Glaubens an den Messias ist, und dass da kein Konflikt besteht zwischen dem Glauben des Alten Bundes und dem Glauben, der im Neuen Bund geoffenbart wurde. Die Verordnungen des Alten Bundes wie die Opfer, der Bau des Tempels und das Bestehen einer Priesterschaft haben alle die geistlichen Wirklichkeiten vorausgeschattet, die wir im Neuen Bund vorfinden. Sie waren gegeben worden, um die Herzen der Menschen auf die inwendige Wirklichkeit vorzubereiten, die durch den Messias hervorgebracht würde. Der Ritus der körperlichen Beschneidung als ein Zeichen der Zugehörigkeit zu dem Volk des Bundes war gegeben worden, um die Menschen auf die wahre Beschneidung, nämlich die der Herzen, hinzuführen, die durch den Neuen Bund geoffenbart werden sollte. Diese wahre und eigentliche Beschneidung war zuvor in der Torah angekündigt worden: „Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden….“ (5.Mose 30,6)

 

Wahre Orthodoxie besteht nicht bloß darin, ein Jude in äusserer Erscheinung zu sein, sondern ein Jude inwendig – durch die Beschneidung des Herzens durch den Geist Gottes – zu sein.

 

Der Apostel Paulus bestätigt das: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äusserlich ist; auch ist nicht das die Beschneidung, die äusserlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und seine Beschneidung geschieht am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach. Seine Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“ (Römer 2,28-29, Genfer)

 

Die Menschen urteilen aufgrund der äusserlichen Erscheinung, aber bei Gott zählt das Herz. Viele Juden geben sich durch ihr äusserliches Erscheinungsbild als orthodox, doch der Jude, der wahrhaftig orthodox sein will, ist jemand, der in seinem Herzen beschnitten ist. Jeremia 9,24: „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, dass ich heimsuchen werde alle, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind….“

 

Die Beschneidung des Herzens ist nicht länger nur symbolisch zu verstehen, sondern beinhaltet ein Abschneiden der sündhaften Natur, was nur durch das Wirken des Geistes Gottes in dem Herzen eines Menschen geschehen kann. Erst wenn wir den Heiligen Geist empfangen haben, können wir Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wahre Gläubige werden heute nicht mehr durch einen aufgeschriebenen Gesetzeskodex geleitet, sondern durch den Heiligen Geist, der die Frucht der Gerechtigkeit hervorbringt durch die inwendige Realität eines veränderten Herzens. Solch eine Gerechtigkeit besteht nicht in bloßer Beachtung von äusserlichen Regeln und Satzungen. Deshalb sagte Jesus zu seinen Nachfolgern: „Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!“ (Matthäus 5,20)

 

Es kann keine Orthodoxie abseits der Wahrheit geben. Das schließt falsche Ansprüche auf Orthodoxie, die auf den Traditionen der Menschen basieren, aus – egal ob diese vom rabbinischen Judaismus oder einem frühen oder späten apostaten Christentum erhoben werden, die eben aufgrund der Entwicklung ihrer ganzen Traditionen das Wort Gottes (die Bibel) vernichten. Wie auch immer, eine Orthodoxie, die sich auf die Autorität der Heiligen Schrift beruft, aber ohne Leben aus dem Heiligen Geist ist, ist auch nur tote Orthodoxie. Ohne die Erleuchtung durch den Heiligen Geist kann das WORT GOTTES nicht verstanden werden. Geistliches Leben geht weit über ein intellektuelles Verstehen und nur Zustimmung zur Wahrheit hinaus. Wahre Orthodoxie finden wir dort, wo die Autorität des Wortes Gottes und die Realität der Erfüllung mit dem Heiligen Geist und Seiner Führung beibehalten wird.

 

Jesus sagte: „Ein jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den will ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen, fiel es nicht; denn es war auf den Felsen gegründet. Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Mann gleich sein, der sein Haus auf den Sand baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen, da fiel es, und sein Fall war groß.“ (Matthäus 7,24-27, Genfer)

 

Er sagte auch: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5)

 

Manchmal werden Gläubige an den jüdischen Messias von der sichtbaren Frömmigkeit und den äusserlichen Verzierungen und Traditionen des rabbinischen Judaismus sehr stark beeindruckt und sind versucht, in die Einhaltung vieler religiöser Gesetze zurückzufallen. Der Apostel Paulus schrieb: „Bei dem Gesetz kommt es aber nicht auf Glauben an….“ (Galater 3,12, (Mülheimer NT)

 

Es ist ein Fehler zu meinen, nur weil etwas äusserlich, sichtbar und greifbar ist, sei es schon realer als das, was inwendig geschieht und unsichtbar ist.  

 

Im Brief an die Hebräer im Neuen Testament wird der Alte Bund als etwas beschrieben, das nur ein Schatten der Realität ist, die in Christus (im Messias) ist. Jedes Urbild, jedes Schattenbild des Alten Bundes – die ganzen Opfer, die Verordnungen, die göttlichen Feste, der Tempelbau und seine Gegenstände – sie alle weisen auf die Realität hin, die in dem Messias zu finden ist. Ein Verstehen, dass sie in kennzeichnender Weise zur Erfüllung gekommen sind, bereichert unseren Glauben in sehr starker Weise; aber wenn wir es verfehlen, alle Realität in dem Christus (Messias) voll zu erfassen, könnten wir da landen, wo wir die Wirklichkeit wieder mit den Schattenbildern eintauschen. Die Formen und Schattenbilder, obwohl sie sichtbar und greifbar erscheinen, sind nicht die Wirklichkeit. Die äusserlichen Verzierungen sind wie die Gussform, die ein Gießer anfertigt, um eine Figur zu gießen. Sobald der Guss vorbei ist, wird die äussere Form entfernt; sie hat ihren Zweck erfüllt. Die Gussform gibt uns eine Idee von der Gestalt, die diese Figur einmal haben wird; aber sie selbst ist nicht die eigentliche Figur. Sich an den Schattenbildern des Alten Bundes festzuklammern, wo doch die Wirklichkeit in dem Neuen Bund geoffenbart worden ist, könnte man so verstehen, als ob man die vollendete Figur mit der zerbrochenen Gussform eintauschen würde.   

 

Wahre und treue Gläubige an den Messias müssen sich nicht von den verschwenderischen religiösen Ritualen und Zeremonien einschüchtern lassen, die eine Vorspiegelung von Orthodoxie darstellen und einen äusserlichen Eindruck von Frömmigkeit hinterlassen. Der Apostel Paulus hat die falsche Frömmigkeit der von Menschen gemachten Satzungen und Traditionen so erklärt, dass sie einen Anschein von Weisheit haben, aber sich dann doch als wertlos erweisen, fleischliche Befriedigung zu zügeln (Kolosser 2,23).

 

Gläubige an den Herrn Jesus, die die Wirklichkeit der Beschneidung durch den Geist Gottes erlebt haben, und die in Christus Jesus getauft worden sind, haben die wahre Umkehr zu dem orthodoxen Glauben Israels vollzogen. Das ist der wahre Glaube Abrahams, Isaaks und Jakobs. Paulus verteidigt die Echtheit dieser Bekehrung gegen die, die sich der äusserlichen Schattenbilder rühmten und erklärt eindringlich: „Im übrigen, meine Brüder, freut euch in dem Herrn!…….Habt acht auf die Hunde, habt acht auf die bösen Arbeiter, habt acht auf die Zerschneidung! Denn wir sind die Beschneidung, die wir Gott im Geist dienen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen,“ (Galater 3,1-3, Genfer) Die Anbeter, die Gott sucht, sind die, die im Geist und in der Wahrheit anbeten (Johannes  4,23).

 

Der Apostel Paulus schrieb: „Rede ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich allerdings den Menschen noch gefiele, so wäre ich nicht ein Knecht des Messias.“ (Galater 1,10).

 

An JESUS zu glauben, dem Messias Israels, ist der orthodoxeste Ausdruck eines wahren Glaubens an den Gott Israels.